Mal: „Oh, ze zhen shi ge kwai le de jing jun…“
„Oh, this is a happy development…“ soll das übersetzt heißen. Und tatsächlich nimmt “Firefly” mit The Train Job Fahrt auf. In dieser Episode akzeptiert Serenitys Crew einen Auftrag von Niska, dem Space-Mafiaboss mit starkem osteuropäischem Akzent. Im Vergleich zu der Alliance bedeutet Niska eine handfeste Bedrohung für Mal & Co, falls die Ausführung des Jobs daneben geht… und das tut sie.
Über der actionreichen Episode darf man nicht vergessen, dass die Intention der Konfrontationen dieser Episode in der Fortführung der Figurenbeschreibungen liegt – hauptsächlich der von Captain Reynolds. Kleinigkeiten können von Bedeutung sein. Mals Spruch aus „Serenity“ „We’re too pretty to die“ entwickelt hier seine volle Wirkung. Wie ist das gemeint?
Immer wieder gelingt es Joss Whedon, seinen Figuren durch ein kleines, oft humoriges Detail eine Basis zu liefern, auf der sie sich dann weiter entwickeln können. Im Piloten kam eher Mals “dunkle Seite” zum Tragen, aber anhand solcher kleiner Einschübe („We’re too pretty to die!“) wird das Interesse der Zuschauer daran geweckt, das “Mehr” hinter der desillusionierten harten Fassade kennen zu lernen: einen Mal etwa, der Kaylee fragt, ob im Maschinenraum „space monkeys“ ihr Unwesen getrieben haben, weil alles so durcheinander aussieht. Wir erleben einen humorvollen Mal, der seine weiche Seite zeigt – vor allem als er erfährt, welchen Job er mit seiner Crew gerade vollbracht hat. Abgesehen davon aber tötet er am Ende den Entsandten von Niska, wenn auch auf humorvolle Art.
Damit schafft es Whedon, in nur zwei Episoden die unterschiedlichen Facetten der Figur aufzufächern. Inara, die in dieser Episode einen bemerkenswerten Auftritt abliefert, als sie Mal und Zoe vom Pradisos Sheriff befreit, nennt den Captain „mystery“. Und Book stimmt ihr zu. Aber dasselbe gilt auch für Book selbst, für den man anfängt, eine eigene Mysterie zu flechten: Warum bleibt er an Bord? Warum ist ihm egal, wohin er fliegt? Offenbar steckt „more than a preacher“ mit „knowledge of the crime world“ in ihm. Obwohl seine Figur in dieser Episode mehr dazu dient, andere zu charakterisieren – wie zum Beispiel in seinem Gespräch mit Inara über Mal -, wird geschickt das Interesse an ihm geweckt.
Das Pärchen Wash und Zoe bleibt in The Train Job etwas in dem Hintergund, aber dank der visuellen Umsetzung bei Zoe und der verbalen bei Wash sind sie für den Zuschauer durchaus präsent. Was meine ich damit? Von Anfang an – und es wird auch so bleiben – sind die Autoren der Charakterisierung ihrer Figuren treu. Wash wird neben der Beziehung zu Zoe hauptsächlich anhand humorvoller One-Liner charakterisiert, während Zoes Gefühle mit Hilfe von Wechseln der Kameraeinstellungen eingefangen werden: zum Beispiel von Medium Shot zu Close-Up oder mit leichten Schwenks in Szenen, wo sich Zoe eigentlich im Hintergrund befindet; beispielsweise als Mal und sie erfahren, dass die Fracht, die sie entwendet haben, Medizin für die kranken Bewohner von Paradiso enthält.
Bei River übrigens, deren „blue hands“-Träume die Zuschauer an die bevorstehende Konfrontation mit der Alliance erinnern (wir bekommen Alliance-Männer mit blauen Handschuhen zu sehen, die River suchen), wird die Unvorhersehbarkeit ihrer Geschichte visuell ins Spiel gebracht. Wir sehen River hauptsächlich irgendwo kniend oder liegend. Dadurch entzieht sie sich den Linienmustern, die ich im Review des Piloten beschrieben habe und die dazu dienen, die Figuren einzurahmen. River entzieht sich diesem Raster; in diesem Sinne lauscht sie im Laufe der Episode immer wieder den Gesprächen über sie, nimmt aber selbst nicht an der Unterhaltung teil.
Dafür nimmt Jayne verstärkt an dem Handlungsstrang teil und sorgt nicht nur dafür, dass seine Figur als genau so unvorhersehbar eingestuft wird – er wollte die Schiffführung übernehmen und Mal und Zoe zurücklassen – sondern auch für die besten Comedy-Momente der Episode. Und bevor ich mich in weitere Details verstricke und Jaynes Zustand erreiche:
„Did he just go crazy and fall asleep?“ (Wash)