Diese Firefly-Episode leitet die Ereignisse mit einem weiteren Hinweis darauf ein, dass Rivers (Summer Glau) Verständnis für Ereignisse und ihre Situierung in einer bestimmten Zeit ein non-lineares ist. Damit korrespondiert sie interessanterweise direkt mit dem filmischen Aufbau von Out of Gas. Genauso wie beim Auffinden des von den Reavers gekaperten Schiffs wird für uns Zuschauer erst später im Verlauf der Episode klar, dass River von einem Ereignis wusste, bevor alle anderen es registriert haben. Oder soll man besser sagen: Sie hat es gefühlt?
River sagt eigentlich nicht die Zukunft voraus, sondern sie „liest“ die Gegenwart, sie interpretiert das Handeln anderer, sie „fühlt“ sie und versucht, ihre Gefühle mitzuteilen. Ihre Direktheit wirkt dann erschreckend auf andere, störend. In Ariel verstehen wir endlich, was die Alliance River angetan hat. Simon und die Crew schmuggeln River in ein Alliance-Krankenhaus auf dem Planeten Ariel, und Simon kann sie untersuchen. Er stellt fest, dass die Alliance-Ärtze etwas aus Rivers Gehirn entfernt haben und sie dadurch ihre Gefühle nicht kontrollieren bzw. das, was sie fühlt nicht verarbeiten kann. Alles dringt zu ihr ungefiltert durch. Sie kann im metaphorischen Sinne die Augen nicht zumachen.
Dafür kann das Jayne: Augen zu – und Simon und River der Alliance ausliefern. Jaynes möglicher Seitensprung wurde schon seit dem Anfang der Serie immer wieder thematisiert, aber in Ariel kommt es wirklich dazu.Simon hilft Mal & Co., teure Arzneimittel zu entwenden im Tausch für ihre Hilfe, River hereinzuschmuggeln. Aber Jayne hat seine Rechnung ohne die Alliance gemacht und wird von dem verantwortlichen Kommandanten hintergangen. Aber er und Simon schaffen es, sich von ihren Bewachern zu befreien. Währenddessen hat der Alliance-Offizier die Rechnung ohne die Männer mit den blauen Händen gemacht und muss dafür mit seinem Leben bezahlen – wie auch die komplette Alliance-Crew. Hiermit zeigen uns die Autoren nicht nur wie brutal die Blue Hands sind, sondern dass sie über jedem Gesetz stehen. Schließlich zögern sie nicht einmal, wenn es darum geht, Alliance-Soldaten zu töten. Ihre Entschlossenheit, River zurückzubekommen, zeigt uns wiederum von welchem Wert sie für die Alliance ist.
Die Szenen der physischen Folter bis zum Tode dienen hier genau diesem Zweck: Es geht nicht darum, uns zu schockieren, sondern klarzustellen mit welchem Gegner man sich angelegt hat und auch wie wichtig River ist. Außerdem macht Ariel bezüglich Serenitys Crew einen weiteren bedeutenden Schritt, nämlich Simon auch in die Position eines Helden zu erheben. Beispielhaft dafür ist die Szene, als er einem Patienten das Leben rettet und damit die ganze Operation gefährdet und später Jayne auf eine gewisse Art verzeiht, was er tat. Damit haben wir in Firefly Simons Figur als den moralischen Helden und Mal als den Anti-Helden. Und Jayne als gar keinen Helden. Mal weiß das, aber trotzdem zählt für ihn Jaynes Erkenntnis, einen Fehler begangen zu haben, der Wunsch gegen seine Natur anzukämpfen. Aus diesem Grund verschont ihn Mal am Ende, nachdem er herausfindet, was er getan hat.
Die letzte Szene zeigt uns River, die Matrjoschkas zeichnet. Damit wird metaphorisch der Vorgang inszeniert, den man in Bewegung gesetzt hat – mit jeder Episode eine Schicht von Rivers Mehrschichtigkeit zu entblößen. Bis sie endlich … sie selbst ist.
River: „Is it time to go to sleep again?“
Simon: „No, mei-mei. It’s time to wake up.“