Die siebte Episode wirkt im Vergleich zu den vorherigen sechs wie ein ganz normales Pokerturnier im Vergleich zu einem Hyper-Turbo-Event. Beim ersten sind die einzelnen Levels 15 Minuten lang, beim zweiten nur drei. Das heißt, alles geschieht schneller, gar rasant – und man muss versuchen, etwas zu erreichen mit den Händen, die man bekommt, auch wenn es nicht die besten sind. Manchmal aber hat der Gegner doch die Gewinnerhand, es sei denn, er lässt sich weg-bluffen… Trotz etlicher Ereignisse und Entwicklungen, die diese Episode füllen, lässt sie sich wie immer die Zeit, jedes Wort gleichsam durchzufühlen, es auf die Probe zu stellen – oder, mit Mike gesprochen: „Syntax is how I know! Syntax!“ Die Worte verraten sich selbst, den eigenen Inhalt; und sie verraten uns, unsere Hoffnungen und unsere Träume, unsere Ansprüche, wer wir sind und wer wir sein wollen.
Jede/r erhebt Anspruch auf etwas bzw. auf sich selbst: Anspruch darauf, etwas zu sein, etwas zu können. Aber können die Beteiligten diesen Ansprüchen gerecht werden? Können sie sich selbst gerecht werden? Ronnie will Gettin’ Up Mornin’ reiten – und Walter gibt ihm grünes Licht. Allerdings hatte er durch Joeys unüberlegten Eingriff in Rosies Auftrag zu wenig Zeit zum Nachdenken. Die Bedingung allerdings steht fest: Finger weg von Drogen und Alkohol, ein Anspruch, dem Ronnie doch nicht gerecht werden kann.
Lonnie will mehr sein als einer der vier in Foray Stables; er möchte Gesprächen beiwohnen, die ihn nicht betreffen. Also versucht er, ein weiteres Pferd zu bekommen. Aber die Stute, die während des Rennens ironischerweise von Leo geritten wird, verletzt sich. Der zweite Unfall für Leo – aber dieses Mal kann er das Pferd rechtzeitig ausbremsen, bevor es sich eine tödliche Verletzung zuzieht. Auch Walter scheint sein Pferd behalten zu dürfen, aber irgendwie bin ich mir sicher, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch lange nicht gesprochen wurde…
Genauso gehört Lonnie die laut Escalante nicht mehr wettbewerbsfähige Stute und sie kann ihm in Zukunft mehrere Champions bescheren. Ein falscher Schritt muss nicht unbedingt das Ende, sondern kann in Zukunft eine zweite Chance bedeuten – oder gar erst recht zum Erfolg führen: zu dem, was man Glück nennt, zum Erfüllen eines Traums. Trotz seiner schlechten Erfahrungen mit Cash Game Poker macht Jerry weiter und versucht sich im Turnierpoker. Gibt es einen Unterschied? Ja, einen großen!
Jerry scheint das Spiel besser zu gelingen, als er in einem Qualifikationsturnier das Ticket für das Hauptturnier der Poker-Weltmeisterschaft (WSOP Main Event) in Las Vegas gewinnt. Und nicht nur das: Er gewinnt auch Naomi, die Dealerin aus seinen epischen Cash-Game-Pokerrunden. Aus dem Turnier wirft er sie hinaus, mit einem Vierer-Pärchen gegen ihre As-König-Hand, aber sie landet direkt in seinem Bett bzw. Auto – wo es dann, um Jerrys Metaphorik gerecht zu werden, geteiltes Vergnügen für beide gibt: Split Pot.
Im Mike-Komplott hingegen wird nur Israels Kopf “split”, gespalten, als er sich mit seinen Worten verrät und Ace zitiert: „Answers a question with a question!“ So liegt für Mike auf der Hand, wem Israels Loyalität gilt, nämlich Ace (Dustin Hoffman). „Syntax is how I know! Syntax!“ Israels Tod (es sah danach aus) ist kein von Ace geplanter Schritt, und man darf wirklich gespannt sein auf Aces Anblick, wenn ihn dieser falsche Schritt aus seinem Ritt bringt. Bernstein verbringt die meiste Zeit der Episode mit Claire und lässt sich das Projekt zeigen, für das er die große Summe spendiert hat. Sowohl Claire als auch Ace wirken in der Umgebung, zwischen den Pferden, entspannt und glücklich.
Im Grunde benutzt Luck Aces Besuch bei Claire und die Nebenhandlung um den kleinen Jungen, den sein “unangenehmer” Onkel bei Escalante und Jo “vergisst”, als eine Art Spiegelung ihrer gegenwärtigen Situation, ihrer emotionalen Verfassung. Denn Jo erzählt Escalante von der Schwangerschaft, während Ace mit dem Pferd im Ruhestand – es ist ungefähr 70 Menschenjahre alt – eine Herz erwärmende Begegnung erlebt. Aber in beiden Fällen handelt es sich um spiegelverkehrte Geschichten: Escalante nimmt die Nachricht gut auf, und Ace ist weit entfernt davon, in Rente zu gehen. Nein, er sitzt mitten in der Nacht wach auf seinem Bett und betrachtet seine Träume…