Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, wie ich die Ereignisse und die vermeintliche Aussage dieser Episode bewerten soll. Einerseits geht eine “normale” Erklärung für Olivias (Anna Torv) Zustand absolut in Ordnung: die Folge einer heimtückischen Cortexiphan-Behandlung also, schlicht und einfach. Andererseits gefällt mir – um der Schönheit des Gedankens bzw. des Gefühls willen – besser die Vorstellung von Peter (Joshua Jackson), der durch seine bloße Anwesenheit und sein starkes Begehren nach Olivia und seiner Familie die Menschen zu verändern, anzupassen beginnt.
Aber bei Fringe ist nichts endgültig, und daher möchte ich nicht behaupten, den Plan der Autoren durchschaut zu haben. Wir müssen abwarten und sehen, in welche Richtung sich das Ganze bewegt, nachdem uns A Better Human Being mit einer Überraschung hat sitzen lassen. Nirgendwo gibt es, glaube ich, so viele Mad Scientists wie im Fringe-Universum! In dieser Episode befasst sich der Fall der Woche mit den Ergebnissen eines Experiments. Experimentiert hat Dr. Owen Frank: Mit Hilfe von DNA-Veränderungen versuchte er “bessere” Menschen zu kreieren.
Der Haken an der Sache: Bei den zahlreichen In-Vitro-Befruchtungen benutze er ausschließlich das eigene Sperma! Somit hat er nun eine Menge fast erwachsener Söhne, die gedanklich wie ein Bienenschwarm permanent miteinander verbunden sind. Jeder fühlt, was die anderen gerade fühlen. Sie versuchen, gemeinsam die eigene Existenz zu schützen – woraus mehrere Morde resultieren, als Journalisten über Franks Forschung berichten wollen. Einer der “Brüder”, Shawn, hat sich selbst in eine Anstalt begeben, um seine vermeintliche Schizophrenie behandeln zu lassen; er ist die einzige Verbindung des Fringe-Teams zum Rest des “Schwarms”. Während der Fall um Shawn und den Rest der Frank-Kinder eher unspektakulär beendet wird, spielt sich das eigentliche Spektakel in Olivias Kopf ab: Sie ist nicht mehr Amber-Olivia, sondern die Olivia, die wir und Peter kannten.
Walter vertritt nun genau die Position, die wir Zuschauer in den letzten Wochen einnahmen: Er wirft Peter vor, den Verlust nicht überwinden zu können und Olivia unbewusst verändern zu wollen, bis er “seine” Olivia wieder hat. Dagegen spricht zweierlei: Erstens scheint dies bei Walter nicht zu funktionieren; er bleibt verschont von Erinnerungen an ein gemeinsames Leben mit dem erwachsenen Peter. Zweitens erinnert sich Olivia an Tatsachen, die nicht einmal Peter bekannt waren – sie hat also direkten Zugang zu Olivias Erinnerungen, die Peter nicht auf sie projiziert haben kann.
Es bleibt folglich eine andere Möglichkeit: Cortexiphan, Massive Dynamic und Nina Sharp. Mir gefiel der Wechsel zwischen den Szenen, als Walter (John Noble) Nina besucht und zugleich Peter und Olivia interagieren – gegen Letzteres scheint Walters Versuch, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, geradezu unwichtig… Shawns Schicksal kann durchaus mit Olivias verglichen werden, was hieße: In vielen Zeitlinien leben unterschiedliche Olivias, die miteinander verbunden sind und diese Verbindung unter bestimmten Umständen (Cortexiphan) intensiver spüren – bis hin zur möglichen Überlappung.
Peter gibt am Ende der Episode auf und ist bereit, die gegenwärtige Olivia als seine zu akzeptieren, aber Fringe gönnt diesen beiden – egal, in welchen Variationen – das Zusammensein nicht: Kurz darauf wird Olivia anscheinend aus dem Supermarkt entführt; wir sehen sie zum Schluss gefesselt in einem Raum sitzen… mit Nina Sharp, die ebenfalls dort festgehalten wird. Gleichzeitig jedoch sehen wir Walter in Ninas Anwesenheit herausfinden, dass die Cortexiphan-Bestände in Massive Dynamic verschwunden sind und durch eine andere Flüssigkeit ersetzt wurden. Welche Nina ist nun welche? Und wo werden die beiden Frauen festgehalten?