Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Serie, die nach dem Prinzip „Fall der Woche“ funktioniert, und einer, die nach dem Prinzip „Fall der Woche“ funktioniert. Hä? Ganz einfach: es ist wie mit den Parallelwelten. Walter (John Noble) erklärt es Olivia (Anna Torv): Parallele Welten sind zwar gleich, aber eben auch unterschiedlich, je nachdem, welche Entscheidungen die Menschen treffen, die dort leben. Nun, die Entscheidung der J.J.Abrams-Crew, die Episoden sehr komplex zu gestalten, gefällt mir ausgesprochen gut. Denn bietet auf den ersten Blick ganz klar eine Fall der Woche-Erzählung, aber sehr geschickt werden fast im Zwei-Minuten-Takt etliche andere Handlungsstränge mit eingeflochten: Olivias Zustand, der Charlie-Formwandler, die Peter-Walter-Beziehung, Nina Sharp. Die kleinen Erzähleinschübe machen das Ganze, fast unbemerkt vom Zuschauer, zur komplexen Erzählung. Fringe macht seine Sache sehr geschickt.
Diese Episode nun war für mich auch eine Hommage an die Raketenwürmer („Tremmors – Im Land der Raketenwürmer“). Mag er Vielen für trashig gelten, aber Val und Earl bereiteten den Zuschauern eine Menge Spaß:
Earl: „Is this a job for an intelligent man?“
Val: „Well, show me one and I’ll ask him.“
Peter (Joshua Jackson), der jetzt eine sehr aktive Rolle im Team spielt, sucht einen Fall in Pennsylvania aus, wo sieben Menschen vermisst werden – sie scheinen sich, wie der Sheriff sagt, einfach in die Luft aufgelöst zu haben. Falsche Richtung! Ein lokaler Ex-Doktor und Ex-Wissenschaftler hat vor Jahren seine Frau und seinen Sohn verloren – bei der Geburt. Aber der Sarg des Kindes ist leer, und ein Tunnel führt tief in die Erde hinein. Der Doktor injizierte dem Fötus Skorpion-DNA, damit er überlebt. Und der schaffte es, wuchs und fing an, Leute unter die Erdoberfläche zu ziehen und sie zu fressen. Nr.8 ist der Sheriff.
Peter und Olivia (mit Krücken) schaffen es, das Ding zu erledigen. Heutzutage sind Helden furchtloser. Ich finde es übrigens auch immer wieder Furcht einflössend und beeindruckend, den uralten Horror-Topos mit der Vogelscheuche und dem Kornfeld in Szene zu setzen: egal, wie oft wir ihn schon gesehen haben. „Creepy“, würde man über den Ozean schreien. Genug Horrostories und zurück zur Science Fiction: Wie geht es eigentlich Olivia?
Val: „You will have long blonde hair, big green eyes, world class breasts, ass that won’t quit and legs that go all the way up.“
O.k., jetzt ist wirklich Schluss. Spaß bei Seite: Olivia wird zwar aus dem Krankenhaus entlassen, aber ihre Reise in die Parallelwelt bleibt nicht ohne Konsequenzen. Eine davon: Olivia ist plötzlich überempfindlich, hört sogar das Krabbeln einer Fliege am Fensterrahmen, Gespräche durch die Wände etc. Diese Übersensibilität führt dazu, dass sie fast Peter erschießt. Nina Sharp (Blair Brown) besucht sie und warnt vor weiteren Folgen. Sie schickt Olivia zu einer Art „Arzt“, der ihr geholfen hat, die psychischen Nebenwirkungen ihrer Krebserkrankung zu überstehen: Sam Weiss. „Haben schon die Kopfschmerzen angefangen?“, fragt er. „Denn das werden sie.“
Ebenfalls in Lauerstellung befindet sich der Formwandler, der den Befehl erhält, Olivia beim Sich-Erinnern zu helfen, d.h. er bleibt einer ihrer besten Freunde und sie vertraut ihm voll und ganz. Und Kirk Acevedo macht seine Sache sehr gut. Vielleicht bekommt er doch noch genug Screentime, bevor er geht? Apropos Screentime – Agent Jessup (Meghan Markle) taucht für gefühlte 10 Sekunden auf und wirft zwei-drei Mäuschenblicke in die Gegend; das war’s dann. Autoren: was habt ihr mit ihr vor? Oder ist sie ein Opfer der Budgetkürzungen?
Eine sehr warmherzige Szene am Ende: Peter wird durch den Blinker im Büro des Sheriffs an seine Leidenschaft, das Angeln erinnert – und an den Wunsch aus seiner Kindheit, Walter zum Angeln mitzunehmen. Damals hatte er sogar einen speziellen Blinker gekauft. Ich stelle mir jetzt vor, wie Peter und Walter bis zum nächsten Donnerstag am Fluss bzw. See sitzen und angeln.