Rubicon: A Good Day’s Work (1×11)

Standard

Sollte AMC noch ein Argument fehlen, um Rubicon zu verlängern, dann liefert es A Good Day’s Work. Diese Episode zeigt, wie sich der langsame, aber stetige Aufbau der Geschichte in atemberaubender vierzigminütiger Action entladen kann. Nein: Rubicon bietet auch mit der elften Episode keine Verfolgungsjagden und keine Schießereien oder Terrorangriffe. Im neuen TV-Jargon (danke, NBC): keine Events. Lediglich zwei Männer, die in einer Wohnung still gegen einander kämpfen – bis zum Tod.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Waffe, die David Will (James Badge Dale) hinterließ – und die wir ihn so oft ein- und auspacken sahen – zum Einsatz kommt. Donald Bloom ist tot. Gleichzeitig entlädt sich mit Wills Schuss die Spannung der Serie auf einen Schlag. A Good Day’s Work ist Rubicons Geschenk für die treuen Zuschauer.

AMC bewarb Rubicon als Action-Thriller, der einem keine Luft zum Atmen lasse. Viele Zuschauer missverstanden diese Botschaft. Rubicon nimmt uns zwar tatsächlich den Atem – aber indem es langsam und stetig die Spannungsschlinge um um unsere Hälse enger schnürt. Ebendiesen Schritt muss Truxton in dieser Episode vornehmen: denn Will ist zu weit gegangen. Zwar nutzen Truxton und seine Mitverschwörer die API-Analysen für eigene Zwecke; sie haben jedoch nicht damit gerechnet, dass jemand (Will) nicht nur Spuren analysiert, sondern ihnen auch folgt.

An dieser Stelle muss ich einfach erwähnen, wie grandios Michael Cristofer Truxton Spangler spielt. In jeder, auch der kleinsten Szene manipuliert er unsere Empfindungen bezüglich seiner Figur mit Intensität und Ruhe zugleich: es ist uns kaum möglich, Truxton zu mögen oder zu hassen. Die Truxton-Will-Szene in Wills Büro scheint mir eine der besten der gesamten Staffel bislang – sowieso hat Rubicon seine besten Momente, wenn zwei Figuren dasitzen und miteinander sprechen.

„Sit with me“, sagt also Truxton einladend zu Will. Dann erzählt er ihm in einem melancholisch-traurigen Monolog – mit Blick auf Davids Besen -, wie sehr er David vermisse und welche Stütze David für die API gewesen sei. Cristofer leistet Grandioses: in seinen Sätzen und seiner Mimik sprechen sich gleichzeitig Drohung, Zuneigung und Schuldgefühle aus – und vielleicht sogar eine Warnung für Will: „You remind me of him.“ Will antwortet: „That’s the nicest thing anyone’s ever said to me.“

Nur für uns Zuschauer ist die komplette Gefühlspalette ersichtlich, die Spangler hier ausbreitet. Denn in der Szene kurz davor haben wir ihn den Befehl für Wills Terminierung geben sehen. Parallel dazu stellt A Good Day’s Work folgende Frage: Wen will Kateb terminieren? Durch Grants Geistesblitz, dass Kateb vor 2004 nicht Kateb war, also einen Identitätswechsel vollzogen hat, wird klar, dass sich hinter dem berüchtigten Terroristen ein weißer Amerikaner versteckt, der überdies soeben in Amerika eingetroffen ist. Welchen Plan verfolgt er – und inwieweit sind Truxton & Co. involviert? Ich schätze, die letzten zwei Episoden dieser Staffel werden es uns zeigen.

Wieder vermag Rubicon überzeugend Paranoia und Angst zu entfachen, ohne dass die Spielfiguren auf dem Schachbrett überhaupt in Sicht kämen. Die Szenen, in welchen nur über Personen gesprochen wird, wirken spannungsvoller als jede Verfolgungsjagd. Deren Höhepunkt bildet die Szene, die ich am Anfang angesprochen habe: Donald Bloom wartet – in Wills dunkler Wohnung. Er sitzt im Badezimmer. Warum ausgerechnet dort?

Weil Rubicons Kunst im Detail liegt: Später, nachdem Will Bloom erschossen hat und Kale (Arliss Howard) eintrifft, um alles zu beseitigen, lässt er Will im Bad warten, bis alles fertig ist. Wo Bloom auf Will wartete, wartet jetzt Will auf sein Verschwinden. Die Episode endet mit einem einzigen Tropfen frischen Blutes, das Will am Türrahmen entdeckt. Ein Detail.

Spanglers Frage an Grant, als der in seinem Office sitzt und von Spangler als Wills potentieller Nachfolger inszeniert wird, können wir als ironische Frage der Serie an ihre Zuschauer interpretieren: „Am I boring you?“

„No. Great work“, wäre meine Antwort – mit einer Zitatmischung aus Grant und Truxton.

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Twitter picture

You are commenting using your Twitter account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s