The Devil You know is… Devil. Mit teuflischen Plänen konnten die Figuren in Justified immer schon glänzen. Der Glanz in den Augen zeugt nun zwar von Begeisterung, aber die wird nicht jedes Mal von genügend Weit- und Durchsicht begleitet, um den Plan tatsächlich durchführen zu können. Außerdem muss man sich stets fragen, wer sich zu wem loyal verhält und auf wen man zählen kann. Es gibt manche, die nicht einmal auf sich selbst zählen können.
Das Einzige, was in Justified feststeht: Jeder, der ungeduldig und dumm handelt, endet tot. Es sei denn, er heißt Dewey Crowe. Im Grunde besteht der Teufel, den wir kennen, in menschlicher Dummheit, manchmal in Kombination mit Gier. In dieser Episode verlaufen die Handlungsstränge von Devil und Dickie/Dewey parallel und ähneln einander stark – mit einem Unterschied, nämlich dass mit bösen und hinterhältigen Absichten gepaarte Dummheit bestraft wird.
Wir wissen, dass weder Devils Plan, Boyd (Walton Goggins) zu hintergehen, noch Dickies von Gefängniswächter Murphy erzwungener Plan, an das Geld heranzukommen, erfolgreich enden werden, aber diese zwei Versuche dienen hier als Mittel zum Zweck: Auf der einen Seite kreiert man eine Menge schwarzhumoriger Situationen, auf der anderen tun im Hintergrund der Ereignisse die Hauptspieler des Harlan Roulette ihre ersten Schritte. Immer schon erzählte Justified von Alt und Neu, von familiären Bindungen und von den Beziehungen, die die Figuren eingehen: jenen Bindungen zum Trotz oder erst recht ihretwegen.
Mags ist zwar nicht mehr da, aber Limehouse und seine Community nehmen ihren Platz ein. Seine Organisation funktioniert so, wie sie ist und seit Ewigkeiten funktioniert hat. Limehouse vertritt die Tradition, während Quarles auf Innovation setzt; beide Männer pflegen ihren Stil, für Loyalität unter ihren Leuten zu sorgen. Vertrauen und Loyalität können Verschiedenes bedeuten. Boyd fordert von seinen “Mitarbeitern” Vertrauen – und solche wie Devil können keines in ihn setzen, denn sie verstehen Boyd nicht; nicht als Menschen und nicht als kriminellen Anführer.
Quarles wiederum setzt Devil auf Boyd an, genauso wie er in der letzten Episode Duffys Leute auf Raylan (Timothy Olyphant) ansetzte. Falls Devil Erfolg hätte, wäre Boyd weg – und falls nicht, dann gäbe es einen dummen Kriminellen weniger in Harlan! In Quarles’ Organisation gibt es keine Geschichte, keine Familie und keine Freunde. Und schon gar nicht solche wie Boyd und Raylan, die einander riechen können, bevor sie sich auch nur erblickt haben.
In einer durchaus actionreichen Episode macht Justified wie gewohnt zweimal Halt, um uns Dialoge und Sprachspiele genießen zu lassen: bei Raylans Besuch in Johnnys Bar, als er Boyd von seiner Mutter und seinem ersten Treffen mit Limehouse erzählt, und bei seinem Treffen mit Loretta, die Raylan wegen Mags’ Geld ausfragt. In diesen Dialogen hört man, wie vorsichtig Worte gewählt werden – und wie diese Vorsicht vom jeweiligen Gegenüber registriert wird. Vorsicht ist besser als Nachsicht, aber dahinter steckt – Absicht. Murphy und seine Komplizen beabsichtigen Dickies Geld zu kassieren.
Vor allem dank Dewey Crowe verläuft die Flucht aus dem Gefängnis als Verkettung gelungener Slapstick-Einlagen, angefangen mit seiner Betäubung im Gefängnis über das Gewühle im Leichensack bis hin zu dem Zustand, in dem wir ihn hinterlassen: vermutlich als – wenn auch unfreiwilliger – zukünftiger Organspender. Während Devils Unvermögen, Sachverhalte zu verstehen, ihn in den Angriff treibt, ergreift Dewey lieber die Flucht. Für Murphy, den Gefängniswärter, gibt es keine Möglichkeit zu fliehen, denn Raylan hat ein Auto zur Verfügung, und Murphy ist zu Fuß.
Wieder einmal schafft es der Marshal, jemanden ohne Waffeneinsatz außer Gefecht zu setzen. Aber angesichts der unterschiedlichen Parteien, die in Harlan gegeneinander antreten, wird dieser Zustand vermutlich nicht mehr lange aufrecht zu erhalten sein…