Justified: When the Guns Come Out (3×06)

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Winonas Verhalten, das uns seit Anfang dieser dritten Staffel schon oftmals als untypisch auffiel, bekommt mit dieser Episode die – eigentlich naheliegende – Erklärung. Winona hat begriffen und akzeptiert, dass sie Raylan (Timothy Olyphant) niemals wird ändern können, sei es mit Streit oder mit Verbesserungsvorschlägen und -versuchen. So betrachtet, war der Waffenstillstand von Winonas Seite ein Angebot, das Raylan erwartungsgemäß nicht als solches sah.

Man erinnere sich an die erste Staffel, als Raylan ohne Voranmeldung mitten in der Nacht bei Winona (Natalie Zea) und Gary auftauchte, um Winona zu sehen. Damals sagte sie zu ihm, er sei „the angriest man“, den sie je gesehen habe. In demselben Haus, mitten in irgendeiner der vielen einsamen Nächte, scheint Winona endgültig realisiert zu haben, dass nicht einmal ihre Schwangerschaft den „angry Raylan“ ändern kann. So lange es in Harlan Gegenspieler wie Limehouse, Quarles und – vor allem – Boyd (Walton Goggins) und Raylans Vater Arlo gibt, kann Raylan keinen Milimeter weg – und solche Gegenspieler wird es immer geben! Es geht nicht darum, dass Raylan ein Workaholic ist. Die Wahrheit lautet, dass er geradezu nach Gegenspielern sucht und das weiter tun wird, bis die Kugel ihn findet.

Interessant, wie die Autoren die Winona-Story weiter aufziehen werden angesichts der Tatsache, dass die am Krieg beteiligten Parteien bei den jeweils anderen nach Schwachstellen suchen und eine schwangere Winona definitiv eine sein könnte – vor allem in Quarles’ Augen. À propos Schwachstellen: Quarles zeigt eine Blöße in dieser Episode. Der Mann aus Detroit verbringt offenbar mehr Zeit mit dem Genuss seiner sadistischen Exzesse (die sogar Wynn Duffys Augenbrauen in Panik versetzen) als mit dem Sammeln zutreffender Informationen über seine Gegner. In der Geschichte liegt die Wahrheit, hat ihm Boyd bei ihrem Treffen in der letzten Episode gesagt. „The Carpetbagger“ kennt nicht wirklich die Geschichte des Ortes, die Geschichte von Raylan und Boyd und nimmt an, dass die beiden zusammen arbeiten.

Er glaubt, Boyd würde Raylan bezahlen, womit er ihre Beziehung vollkommen falsch versteht. Man könnte sagen: Quarles versteht die Sprache, aber nicht die Melodie. Folglich sieht er auch nicht, wohin diese Melodie, der Singsang Harlans, das geübte Ohr führen kann. Limehouse zum Beispiel hat ein solches Ohr. Das erfährt Boyd, als er zusammen mit Ava (Joelle Carter – wie immer großartig) Limehouse einen Besuch abstattet. Er bekommt demonstiert, wie Limehouse und seine Leute seit langen Jahren immer die richtige Position einnehmen und die richtige Entscheidung treffen können: indem sie lauschen, zuhören und Wissen sammeln in Gestalt von Geschichten über den Ort und seine Bewohner.

Boyd ist auf der Suche nach der Wahrheit. Wer hat seine Oxy-Basis (zu Raylans Entsetzen Tante Helens Haus) angegriffen und sowohl den Arzt getötet als auch einen von Boyds Leuten und eine Prostituierte? Alles weist auf Quarles hin – aber tatsächlich hat sich einer von Limehouses Leuten ohne Limehouses Wissen einen Yojimbo-Move erlaubt, um offenen Krieg zwischen Boyd und Quarles zu provozieren.

Während Boyd die Sache klug abwägt und nach der richtigen Information sucht, hinterlässt diesmal Raylan die blutige Spur: In seinem Zorn über Winona, Arlo, Boyd (Raylan: „The dance we do subsequent to that will not end with you finding Jesus in a hospital bed.“) und eigentlich alles und jeden verfolgt er die Spur der einzigen Überlebenden und verpasst dann Quarles’ Operation einen Schlag, indem er den Oxy-Wohnwagen hochnimmt. Auch Delroy the Pimp (sehr gut: William Mapother), der seine Mitarbeiterinnen gelegentlich misshandelt, bekommt Raylans Zorn “nasal” zu spüren.

Man muss es Justified lassen: Selbst aus Neben-Neben-Figuren wird irgendwann auf dem Erzähl-Weg eine größere oder kleinere, aber auf jeden Fall sehenswerte Story herausgeholt. Die Krönung dieser Episode ist kein Showdown, sondern wir sehen einen glücklichen Charlie, der mit dem entwendeten Geld aus der Beweissicherungskammer mit den quietschenden Reifen eines neuen Chevys in seine Pensionszeit in Mexiko startet. Und Raylan dachte, Winona hätte das Geld zum zweiten Mal genommen… Nein, sie hat sich einfach zum zweiten Mal gegen die Ava-Variante, das Mitspielen, entschieden; sie geht von ihm und überlässt ihn seinem Spiel. Das furios werden dürfte…

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