Fringe: Brave New World – Part 1 (4×21)

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Feuer fangen. Von Innen aus verbrennen. Eine schreckliche Vorstellung und gleichzeitig eine, die sehr genau den Gemütszustand schildert, in dem sich die Fringe-Fans des Öfteren befinden. Man möchte Antworten haben, brennt buchstäblich darauf zu erfahren, was mit den Lieblingsfiguren passieren wird. Dieses Brennen ist aber kein gewöhnliches, sondern ein regelrechtes Fringe-Ereignis.  Wie wird der nächste Vorspann aussehen – blau, rot oder orange? Wann wird die Handlung spielen? Wer wird dabei sein? Wo ist Peter…?

Mit dieser Frage nämlich eröffnete die vierte Staffel und während wir mit dem Suchen und dem Finden von Peter und seiner Beziehung zu Olivia beschäftigt waren, rückten andere mögliche Fragen in den Hintergrund. So sehr, dass wir sie beinahe vergessen haben. Was ist mit William Bell in dieser “neuen” überschriebenen Ziellinie geschehen? Warum ist Jones überhaupt zu einem Ober-Bösewicht geworden? Auch die Aussage der Produzenten verhalfen dazu die Fans Manches vergessen zu machen: Vielleicht schaffen wir es Leonard Nimoy für die fünfte Staffel zu einem Auftritt zu überreden und vielleicht auch nicht – so ähnlich lauteten die Twitter-Meldungen. Dadurch machte man William Bell zu dem Kaninchen in dem Hut, welches man im ersten Teil des Doppelepisoden-Finales ans Tageslicht beförderte.

Dazu muss ich sagen, dass ich die Enthüllung – rein vom Gefühl her (und Finge ist eine Erzählung über Gefühle) – etwas übertrieben und aufgesetzt fand, aber trotzdem gelungen. Uns wurde Jones einfach viel zu lange als Mastermind präsentiert, um ihn plötzlich zu einer einfachen Schachfigur zu machen. Jones, der penibel durchgeplante Aktionen auszuführen vermochte, wird in dieser Episode selbst zu einer penibel durchgeführten Aktion, als in Boston plötzlich Menschen anfangen von Innen aus zu verbrennen.

Für das Fringe-Team wird schnell klar, dass es sich um Jones Tat handelt, als sie ihn sogar auf den Aufnahmen der Überwachungskamera sehen. Ungewöhnlich für ihn, aber gewöhnlich für ein Katz-und-Maus-Spiel. Lustigerweise sind es sowohl Walter & Co. als auch Jones selbst die “Mäuse” in dem Spiel. Die Naniten, die durch die Berührung vom Rolltreppengeländer, in die Körper der Menschen geraten, verursachen das tödliche Erhitzen, stellt Walter fest. Jessica Holt (Rebecca Mader, Lost) ist eine der Betroffenen, für die jeder weitere Schritt tödlich sein kann, denn Bewegung bedeutet Hitze erzeugen.

Es ist aber Olivia und nicht Walter die Jessicas Leben rettet. Natürlich geschieht das dank Olivias “Superkräften” (POWERS), aber trotzdem ist die Szene rührend, denn was wir sehen, ist wie Olivia Jessicas Hand hält. Diese tröstende Geste ist eine eine Art Versicherung, dass man für den anderen da ist. Und im übertragenen Sinne, auf der Gefühlsebene der Fringe-Erzählung, ist diese Versicherung die Rettung für Jessica. “If you ever need help getting to the head of the line in an ER, sagt Jessica zu Olivia, als sie geht – ein Vorwegnehmen kommender Ereignisse?

Dieses Detail führt uns zu einem übergreifenden Thema, zu der Bedrohung für Olivas Leben, über die wir nach wie vor nicht viel wissen. Abgesehen von der Mr.X-Story. Auch Walters Anmerkung über William Bell in der Zukunft legt die Schlussfolgerung nahe, dass William Bell mit Olivias Tod zu tun hat. Wie so typisch für Finge, findet man die Verbindung in einem kleinen Detail, in den Naniten nämlich. Nicht nur stellt Walter fest, dass sie definitiv das Werk von William Bell sind, sondern in meinen Augen tragen sie sogar Bells, nennen wir sie gemäß den Entwicklungen, “tödliche” Signatur – ein X!

Ich will hier nicht übertreiben, aber Finge hat uns schon einmal auf die richtige Fährte mit Hilfe einer Kombination aus visuellen und narrativen Details geschickt. Nehmen wir zum Beispiel noch die Szene, bevor Olivia und Jessica ins Auto gehen – Man sieht im Hintergrund an der Kirche eine Zeichnung mit den Worten “Light of the world” und den Zeichen “X, P, Alpha und Omega”.

Auf die Gesamterzählung bezogen kann man hier etliche Deutungen anbieten, aber es scheint eine Art Konstellationsbezeichnung zu sein: Wie im Moment die Figuren positioniert sind. Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe aus dem griechischen Alphabet – Anfang und Ende. Die Rückkehr zum Anfang oder der Anfang vom Ende? Eine Verbindung zu diesem Gedankengang bietet die Episode mit Hilfe einer visuellen Spiegelung. Als Walter zu St. Claire zurückgeht, um Beweise für den damaligen Besuch von Bell zu finden, sehen wir ihn durch die Türspalte an dem Schreibtisch mit dem Rücken zu uns sitzen, wie damlas in der Pilotenepisode. Anfang und Ende als Kreis oder als Brave New World, als das Katastrophenprinzip, als Neugeburt aus der Asche des Endes?

Die Sonne ist diejenige, die alles zur Asche verbrennen kann und sie wird auch als Light of the World bezeichnet. Bell benutzt hier die Sonnenkraft, um Boston die ultimative Zerstörung anzudrohen, so dass er Peter und Olivia herauslocken kann. Mindestens denkt Jones so, nachdem Bell ihm erklärt, wie Schach funktioniert. Jones ist nur eine Figur von vielen in Bells persönlichem Schachspiel. Klar kommt diese Enthüllung etwas aufgesetzt daher, aber eigentlich ist der Gedanke ein logischer, anzunehmen, Bell würde hinter Noahs Arche stehen. Solche mad scientist-Gotteshand-Pläne würden tatsächlich zu Bell passen, mehr als zu Jones: Don’t confuse a winning move with a winning game. The Art of (War) Chess für Bell ist etwas (eine Figur, “the bishop”), was im Moment eine große Rolle spielt, zu opfern und dann die entstandene Lücke, auszunutzen.

Nun, Jones wurde zu einer wichtigen Figur und wird hier geopfert, da er Bells Aussage mit “the bishop” als direkten Verweis versteht. Der Kampf “per Fernbedienung” zwischen Peter und Jones (“I got it wrong. I was the sacrifice.”) fand ich nicht besonders gelungen, aber er erfüllt den Zweck – Jones “verbrennt” zur Asche. Ist zwar ein schneller Abschied einer wichtigen Figur in dieser Staffel, aber es geht doch hier um das Ganze, um die Welt(en), um Zerstörung und Neugeburt. Sind eine Zerstörung, ein Einschnitt, endgültig oder kann sich das Ganze regenerieren, aus eigener Kraft? Walter demonstriert mit dem Zitronenkuchen wie dank Cortexiphan sich Objekte regenerieren können. Als Spiegelung davon sehe ich eine auf deme rsten Blick unwichtige Szene, als Olivia ihren Finger schneidet. Zwar konnte man erwarten, dass der Finger wieder von alleine heil wird, aber das geschieht nicht, denn Fringe befindet sich wieder auf der metaphorischen Ebene. Olivias Wunde kann nur Peter schließen und beide können vielleicht diejenige dieser Welt schließen? Ich bin persönlich kein Anhänger religiöser Erzählungen, aber hier liegt alles so ziemlich auf der Hand.

Das P an der Kirchenwand kann für Peter stehen, aber auch für Powers, so wie das Glyph in dieser Episode lautet. Mit ihren Kräften rettet Olivia Jessica und vielleicht wird Peters Kraft bzw. die Kraft der Liebe Olivia retten, diese Welt retten? Man braucht nicht weitere Deutungen bemühen, denn die religiösen Konstellationen sind mehr als deutlich, vor allem nachdem man das Schild mit dem Wort EDEN über dem Tor des Lagerhauses, wo Bell seine “Experimente” hütet, zu sehen ist. Dorthin führt die Spur Walter und Astrid (Astrid: Alex? Walter: I’m on the roll!), aber sie werden erwartet. Astrid trift eine Kugel und während sie in Walters Armen liegt, taucht Bell auf mit einem freundlichen: Hallo, old friend.

Bell: Freund oder Feind? Schöpfer oder Zerstörer?

Ob in Fringe solche Fragen überhaupt angemessen gar möglich sind?

To be continued…

7 responses »

  1. Tolles Review, wie immer 🙂
    Mit den Nanites und dem X liegst Du (auch von Produzentenseite erläutert) absolut richtig. Nun bin ich noch gespannt auf dein Part 2 – Review.

  2. Super Review, auch wenn du noch einige kleine Fehler korrigieren musst. “Finge” oder “deme rsten”.
    Mir ist noch etwas nach der Kampfszene zwischen Jones und Peter (oder Olivia ?!?) aufgefallen. Jones zerfällt nur auf einer Körperhälfte zu Asche. Kurioserweise ist es genau die Hälfte die in der ersten Zeitlinie durch Peter von Jones abgetrennt wurde. Das ist vielleicht ebenso ein Hinweis, dass es die alternative Zeitlinie nie so wirklich gab und dass Bell schon damals eine Rolle spielte. Vielleicht hat er damals schon die andere Hälfte von Jones wieder zusammengeflickt und regeneriert.
    Tja…aber das ist Fringe…Viele Fragen….Viele Antworten, aber leider nicht alle.

  3. Hi Vlado…ich poste meine Frage jetzt einfach mal hier.
    Wo bleibt denn dein Review zu Brave New World Part 2 ?
    Ich warte schon jeden Tag sehnsüchtig darauf, da mir garantiert wieder der ein oder andere Hinweis missfallen ist.

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