Chase: Review zur Pilotenepisode (1×01)

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Ich bin mir sicher, dass alle Schauspieler für „Chase“ ein Extra-Lauftraining absolviert haben. Denn es wird, mit kleinen Aufmunterungspausen, von der ersten bis zur letzten Sekunde gerannt und verfolgt. So sieht es nämlich in der TV-Landschaft aus: Eine Bruckheimer-Serie jagt die nächste – als würde hinter einer Linie mit der Überschrift “Finish” der erste Preis für ein erfolgreiches Krimi-Procedural winken.

Bruckheimer hin oder her: „Chase“ ist deutlich davon entfernt, die Linie als Sieger zu überqueren. Die neue NBC-Serie ist solide gemacht, arbeitet nach der üblichen Bruckheimer-Formel, hat jedoch nichts Herausragendes vorzuweisen, was am Anfang der neuen Season die Blicke auf sich ziehen würde. Dabei versteckt „Chase“ nicht, worum es hier geht:

Ein Multi-Kulti-Team von U.S. Marshals jagt Kriminelle. An der Spitze des Teams steht die nächste Heroine der neuen Season, U.S. Marshal Annie Frost (Kelli Giddish). Jennifer Johnson, die Schöpferin hinter „Chase“, war ausführende Produzentin bei „Cold Case“, einer weiteren Bruckheimer-Serie. Annie Frost (Kelli Giddish) nun hat mit „Cold Case“s Lilly Rush (Kathryn Morris) etwas gemeinsam: Beide schlagen sich mit „daddy issues“ herum (wie fast jede/r in diesem TV-Herbst: da liegen sie voll im Trend) und geben die perfekten Eisprinzessinnen ab. Dann noch Frost als Nachname: perfekt!

Das ist nicht unbedingt negativ gemeint. Ich finde Giddish nicht schlecht in der RolleÖ nur, welche Rolle war’s doch gleichÖ? Die ersten drei Minuten präsentieren uns nicht nur die Heldin, sondern auch die Prämisse der Serie: Gnadenlos verfolgt Annie Frost einen Verdächtigen über Tische, Bänke, Pferde und Bullen. Am Ende kriegt sie ihn zu fassen und im Zweikampf fragt er: „Didn’t your mother teach you girls shouldn’t play with guns?

My mother died when I was 8. So, no.

Also: vermutlich Vaterprobleme, was sich später als richtig herausstellt. So funktioniert das Kennenlernen einer Figur im Bruckheimer-Style. Vom Unterhaltungsbedürfnis der Zuschauer her gesehen, ist an diesem Stil prinzipiell nichts auszusetzen – bloß haben wir solche Annies & Co. schon viel zu oft gesehen.

Co. sind übrigens diesmal: Jimmy (Cole Hauser), der anscheinend Eheprobleme hat, Marco (Amaury Nolasco aus „Prison Break“) der Schlimmes erlebt hat („If you’d seen what he’s seen….“), Waffenspezialistin Daisy Ogbaa (Rose Rollins, „The L Word“) und der Neuling Luke Watson (Jesse Metcalfe, „Desperate Housewives“).

Nachdem wir das Team kennen gelernt haben, verstreicht der Rest des Piloten in Stakkato-Dialogen und wie im Kugelflug, denn es wird ein Serienmörder (Travis Fimmel, „The Beast“) gejagt, dessen Verbrechen für ein Network-Procedural ziemlich brutale Szenen hervorbringen. Wenn man Krimi-Procedurals mag und sich auf die ABC-Formel einlässt, dann kann man „Chase“ genießen. Wer mehr erwartet, der laufe besser weg.

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