Lights kann sich kaum Erholung von der Verletzung gönnen, denn die Zeit bis zum Kampf ist knapp. Vielleicht gibt es aber auch eine andere Möglichkeit, die Familie aus der finanziellen Misere zu retten.
Es war am Ende der letzten Episode schon zu befürchten – und mit Cut Men werden die Befürchtungen wahr: Ed Romeos (Eamonn Walker) Auftritt ist vorüber. Lights Out macht ohne ihn weiter. Manch einen Zuschauer (zum Beispiel mich selbst) enttäuscht der Weggang, aber nichtsdestotrotz erfüllte die Figur ihre Funktion exzellent. Die zwei Episoden mit Ed kann man fast als separate Einheit sehen: sie fühlten sich irgendwie anders an innerhalb der Lights Out-Erzählung.
Die Serie kehrt jetzt zurück ins eigene Erzählflussbett. Diese Bemerkung soll keine Kritik sein, sondern nur veranschaulichen, wie wichtig die zwei Episoden waren. Sie haben genau das geschafft, was Lights Out meiner Meinung von vornherein anstrebte, nämlich den genussvollen, ultimativen Konflikt in uns Zuschauern zu erzeugen. Nach Eds Weggang wird Lights mit Hilfe von Brennans (Bill Irwin) und Barrys (Reg E. Cathey) Manipulationen genau an den Punkt manövriert, an dem er nicht mehr Nein sagen kann zu den Männern, die ihn ausnutzen wollen.
Obwohl wir Zuschauer das ahnen, wollen wir trotzdem, dass Lights (Holt McCallany) weiter macht – in dem Bewusstsein, dass es für den Protagonisten auch schlimm enden könnte. Denn: Ebenso wie Daniela beim Anschauen des YouTube-Videos (die Prügelei zwischen Patrick und Reynolds) Neugier, Begeisterung und Angst zugleich verspürt, ein Wechselbad der Gefühle auf dem Weg zum ultimativen Höhepunkt: dem Kampf zwischen Lights und Death Row.
Durch den Nebenplot um Theresas Abschluss bietet man erneut eine andere Möglichkeit, die Zukunft der Familie zu sichern, ohne dass Lights boxen muss. Aber so will er es nicht. Lights Out ist ja eine Erzählung über einen Helden, der keine Problemlösung akzeptiert, bei der er nicht am Ende als Held dasteht. Wo wären sonst das Drama und die Begeisterung! Aber: Lights Out geht nie ins Pathetische über, wie es mein Satz eben selbst anklingen ließ. Vielmehr stellt die US-Serie einen Mann dar, der dafür kämpft, kämpfen zu können und zu dürfen, um der sein zu können, der er ist. Die Serie nimmt sich die Zeit für die kleinen Details, für die Schattenseiten des Heldentums; diese Tatsache sorgt bei uns Zuschauern für das Empfinden, sie gleichsam “anfassen” zu können.
Wiederum ist es sehr schwer zu sagen, was zwischen den Figuren “echt” ist und was nicht. Benutzt Brennan Margaret, um Lights unter die Haut zu gehen – oder sind auch echte Gefühle dabei? Wir kennen ja Brennan als einen Mann, der mit Anderen skrupellos Geld macht (auch zu ihrem Leidwesen), der aber andererseits Lights als Helden aufrichtig verehrt. Nach den zwei Episoden mit Ed Romeo macht Cut Men die Figuren darauf aufmerksam, wie sehr ihre Welt aus den Fugen geraten ist. Nicht nur hat Lights keinen Trainer mehr; die Verletzung bringt ihn extrem in den Rückstand, und auch Reynolds verliert langsam die Nerven, sowohl im beruflichen als auch im familiären Umfeld.
Kein Wunder, dass alles in eine spektakuläre Prügelei zwischen Patrick und Reynolds auf der Straße vor etlichen Zuschauern mündet. Im Grunde müssen beide ihren Frust gegenüber dem ganzen Geschäft herauslassen: die Verbitterung über die Männer, die aus ihrem Heldentum Profit schlagen, um die Helden selbst dann genau auf dieser Straße stehen zu lassen – nur mit ihren geballten Fäusten und sonst nichts.