Person of Interest: Review der Pilotenepisode (1×01)

Standard

Wie wäre es, wenn man die Möglichkeit hätte, Verbrechen zu verhindern, bevor sie geschehen? Würde man sie ergreifen? Und zu welchem Preis? 

Es scheint so, als hätten sich J. J. Abrams & Co. endgültig auf eine Mischung aus Procedural und fortlaufender Erzählung spezialisiert: Die neue CBS-Serie „Person of Interest“ mit Jim Caviezel und „Lost“s Michael Emerson liefert einen weiteren Beweis dafür. Ob man sich darauf einlässt? Das hängt, wie stets, sehr davon ab, ob man die Hauptfigur bzw. den Schauspieler, der sie verkörpert, mag oder nicht. Warum sage ich das? Weil Jim Caviezel zu der Kategorie von Schauspielern gehört, die von den Zuschauern entweder gemocht oder aber komplett abgelehnt werden. Dazwischen gibt es nichts.

Ich persönlich mag ihn. Meine letzte Erinnerung an Caviezel nämlich geht Hand in Hand mit meiner Begeisterung für die Serie, in der er auftrat: AMCs „The Prisoner“, wo ich vor allem sein Zusammenspiel mit Rachel Wilson sehr genoss. Der erste Punkt wäre damit abgehakt für die Perspektive dieses Reviews: Die Hauptfigur wird gemocht – und überdies erscheint mir Caviezel als passende Besetzung für die Rolle des John Reese.

Und wer ist nun John Reese? Mit dieser Frage setzt „Person of Interest“ ein. Johns eigene Stimme stellt sie aus dem Off, während wir ihn in den Armen einer schönen Frau sehen. Dabei fungieren wir Zuschauer nicht als einzige Beobachter dieser Welt: Der heimliche Einblick wird unserem Zuschauerauge mit Hilfe von Überwachungskameras geboten, die Bilder und Stimmen übertragen – den Chaos des Alltäglichen in New York. Jonathan Nolan („Memento“) und J. J. Abrams kreieren eine Welt, die dominiert wird vom Verlust der Privatsphäre. Die Thematik, der sich die Autoren widmen, ist zwar nicht neu, aber nichtsdestotrotz immer wieder aktuell.

Welche Thematik genau? Wie so oft bei Abrams’ Produktionen ist man am Anfang weit davon entfernt, wirklich zu wissen, wohin die Reise führt. Und auch in „Person of Interest“ spielt eine Maschine eine große Rolle. Die vor Glück triefenden Bilder am Anfang der Episode wechseln schnell mit urbanen, mit Grau gesättigten Aufnahmen der U-Bahn, in denen wir einen ganz anderen John Reese sehen: völlig verwahrlost und mit der Flasche in der Hand. Wie ein paar jugendliche Gangster schmerzvoll erfahren, hält er tatsächlich sehr an seiner Flasche fest!

John Reese ist Ex-Agent der US-Regierung, der seine Geliebte verloren hat – und seinen Glauben an das, was er tat. Nun, ein Mann mit solchen Fähigkeiten bleibt nicht lange unbemerkt; und bevor Detective Carter (Taraji P. Henson) mehr über ihn in Erfahrung bringen kann, wird er auf freien Fuß gesetzt, dank dem mysteriösen Mr. Finch (Emerson).

Dieser hat einen Job für Reese parat, der mit der Erklärung einhergeht, was nach 9/11 geschah. Die Überwachungsparanoia mündete in eine von Finch für die Regierung erschaffene Maschine, die mögliche Verbrecher und baldige Opfer vorab ermitteln kann. Der Haken an der Sache: Es gibt zwei Listen. Auf der einen befinden sich die Namen wichtiger Personen, etwa Terroristen – und auf der anderen werden sekundäre Subjekte geführt: Privatpersonen. Finch, der anscheinend ebenso wie John persönliche Verluste erlitten hat, konnte die ausufernde Paranoia und die Zahlen auf der sekundären Liste irgendwann nicht mehr ertragen und stieg aus. Allerdings nicht, bevor er sich eine Art Hintertür zu den Informationen der Maschine, zu den Namen auf der Sekundär-Liste gebaut hatte!

Die Maschine also spuckt Finch noch immer zwar nicht die Namen, aber die Sozialversicherungsnummern derjenigen Menschen aus, die bald entweder Täter oder Opfer sein werden. Er braucht Johns Hilfe, um diese Verbrechen zu verhindern. Der kleine, aber die Sache spannend machende Trick liegt genau in diesem Ungewissen: Täter oder Opfer? Diesen Unterschied nämlich erkennt die Maschine nicht!

Retten oder beseitigen? Person of Interest geht sofort zur Action über. Ganz oben auf der Liste steht der Name einer Staatsanwältin (Natalie Zea, „Justified“). John findet schnell heraus, dass offenbar dreckige Cops hinter ihr her sind. Einer davon ist Detective Fusco (Kevin Chapman, „Mystic River“). „I don’t particularly like killing people, but I’m good at it“, sagt John zu ihm, nachdem er festgestellt hat, wer der wirkliche Drahtzieher des Ganzen ist. Und das stimmt: John bevorzugt das Bein eines Menschen als Zielscheibe, um ihn außer Gefecht zu setzen, wie so mancher Beteiligte in dieser Episode erfahren muss. Fusco aber lässt er unverletzt am Leben, um ihn für Insider-Informationen benutzen zu können. Denn die Sozialversicherungsnummern kommen und kommen!

Neben der Tatsache, dass Caviezel und Emerson gut harmonieren, bleibt abzuwarten, in welche komplexe Geschichte Abrams & Co. die Fälle der Woche einflechten werden. Alles in Allem kann man sagen, dass „Person of Interest“ einen Zugewinn für CBS darstellen könnte: Der Pilot weckt Lust nach mehr.

4 responses »

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s