Castle ist nicht High Stakes Poker der TV-Serienwelt, aber die ABC-Produktion hat das auch nie von sich behauptet. Castle gleicht, um bei der Pokermetaphorik der Serie und dieser Episode zu bleiben, einer gepflegten Texas-Hold’-Em-Runde mit Freunden. Aber damit die Runde richtig unterhaltsam wird, muss man mehr über die Beteiligten wissen.
Nachdem ich mir die Zeit genommen habe, alle Castle-Episoden hintereinander zu sehen, fiel mir nicht nur die Steigerung im Laufe der zweiten Staffel auf, sondern auch, dass gemessen an der Anzahl der Episoden, wir relativ wenig über die beiden anderen Teammitglieder erfahren, NYPD Detective Javier Esposito (Jon Huertas) und NYPD Detective Kevin Ryan (Seamus Dever).
Nun, mit Den of Thieves, Castle beweisen die Castle-Autoren, dass sie Gedanken lesen können und wir lernen Espositos Vergangenheit näher kennen. Was Castle dabei richtig macht, ist sich nicht in die Abgründe des dunklen Dramatischen zu stürzen, sondern den Charme weiterhin aus dem sprachlichen Witz und dem mitschwingenden Humor in dem Zusammenspiel der Figuren zu schöpfen.
Eine charmante Ablenkung für Kate Beckett (Stana Katic) taucht in dieser Episode auf. Und für alle V-Fans und andere ABC-Zuschauer: John May Lives!
Der Gaststar der Woche ist Michael Trucco (Battlestar Galactica, V), der mehr Körperkontakt mit Detective Beckett in dieser Episode hat, als es Castle (Nathan Fillion) lieb ist. Seine Figur Tom Demming ist ein alter Kollege von Esposito aus dem 54. Revier, der bei dem wöchentlichen Mordfall dem Team Unterstützung leistet.
Es handelt sich um den Mord an einem Ex-Raubüberfallspezialisten, in dem überraschenderweise Espositos alter Partner, den alle tot geglaubt haben, involviert ist. Während um den Fund nicht nur des Mörders, sondern auch eines Buchs mit all den illegalen Transaktionen des berüchtigten Mafiosos Victor Racine “gepokert” wird, bringt Castle Alexis (Molly Quinn) Texas Hold’ Em bei und gibt zu, dass er ungern verliert. Dabei geht es ihm mehr um Beckett als um den Pot (die Summe des Einsatzes auf dem Tisch) gegen Alexis.
Denn Kate scheint ein Auge auf Tom geworfen zu haben.
Ganz ehrlich, als für einen Moment der Verdacht bestand, dass Tom der Maulwurf in den eigenen Reihen sein könnte, habe ich mich trotz Banalität eines solchen möglichen Ausgangs gefreut. Warum? Weil ich (und das ist ganz persönliche Meinung) zwar die dramaturgische Konstellation mit dem Liebesdreieck verstehe und kenne, aber Michael Trucco nicht für einen Zugewinn bei Castle halte. Wenn ich darüber lese, dass er sogar in der nächsten Staffel weiterhin Auftritte haben könnte, wünschte ich mir, dass Ray (in V) einen besseren Job gemacht hätte.
Wer der Mörder in dem Fall ist? Fragen Sie einfach bei Internal Affairs! Die Abschlussfrage nach der Flirtszene am Ende der Episode lautet: Wird Toms Interesse an Beckett Castle motivieren, einen Move (Pokerjargon) Richtung Kate zu machen? Wann spielt Castle sein Check-Raise? Oder hat er weiterhin Angst vor einem All-In?