Castle: Flowers for Your Grave (1×01)

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Wenn man sich die hohen Ratings der Shows, deren Hauptfiguren statt des Guter Cop-Böser Cop-Spiels ein Liebt mich-Liebt mich nicht-Spiel treiben, dann ist es sehr verständlich, warum die Networks sich an einem Romantik-Mystery-Format der 70er und 80er Jahre orientieren.
Flirten über toten Körpern: Warum nicht?
Gefilmt in New York von Armyan Bernstein Co. (in Kooperation mit den ABC Studios), hat Castle einen relativ schlechten Zeitpunkt erwischt, um sein Thema dem Publikum zu verkaufen, denn die US-Zuschauer haben neben Dutzenden von Procedurals  ala Bones in dieser Season The Mentalist. Der Publikumsliebling setzt auf genau diese Mischung aus einem weiblichen Cop und einem charmanten Outsider mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, der die Ermittlungen unterstützt. Eins muss man aber festhalten – charmant sind sie beide: sowohl Simon Baker  als auch Nathan Fillion.
Fillion, der den Serienjunkies von seiner Zusammenarbeit mit Joss Whedon her (Firefly, Dr. Horrible’s Sing-Along Blog) bekannt ist, verschwendete zuletzt sein Talent mit Nebentätigkeiten in Desperate Housewives. Auf ABC wird ihm mit Castle die Bühne frei geräumt. Denn in den ersten Episoden lebt die Dramedy ausschließlich von ihm in seiner Rolle als Bad-Boy-Schriftsteller. Wenn man unbedingt die Floskel “leichte Unterhaltung” benutzen möchte, dann ist Castle der ideale Kandidat für diese Bezeichnung. Geschrieben von Andrew Marlowe (Air Force One), bietet Castle keine menschlichen überreste und dunklen Laborräume, sondern orientiert sich eher an Vorlagen wie Moonlighting (Das Model und der Schnüffler) und Murder, She Wrote (Immer wenn sie Krimis schrieb) und Fillions Lächeln. Die Formelhaftigkeit der Show ist schon von ihrem Format her vorgegeben.

Der charismatische Bestsellerautor Richard Castle hilft der lokalen NYPD-Einheit unter dem Vorwand, Recherche für sein neues Buchprojekt zu betreiben. Vor allem ist er an der Leiterin der Einheit interessiert. NYPD Detective Kate Beckett (Stana Katic aus The Librarian: Curse of the Judas Chalice) ist zwar von Castles charmanter Art angetan, aber aus dramaturgischen Gründen muss sie sich wehren, sonst wäre die Staffel gleich zu Ende. In der Pilotepisode untersucht sie mehrere Morde, die in Anlehnung an Castles Bücher begangen wurden. So kreuzen sich die Wege der beiden. Da wollten die Autoren wohl keine Zeit verlieren…

Spätestens Mitte der Episode sieht man, wohin alles führt: Flirten, Streiten etc. Bones und The Mentalist (bald auch Eleventh Hour) lassen grüßen. Diese Serie muss unausweichlich von ihren Darstellern leben – es fragt sich, wie weit Fillion die Serie tragen kann. Katic betreibt am Anfang des Öfteren Overacting, aber in den nächsten Episoden geht sie die Sache etwas lockerer an.
Die den Vater bemutternde Teenie-Tochter Alexis (Molly Quinn) wohnt noch zu Hause ebenso wie ihre Großmutter (gespielt von Susan Sullivan) väterlicherseits, die das Leben und die Männer liebt. In komplett weiblicher Umgebung muss Castle mit seiner Schreibblockade kämpfen – und mit der Humorlosigkeit seiner neuen Vorgesetzten. Es ist erstaunlich, wie oft weibliche Hauptfiguren in heutigen Network-Serien relativ humorlos und regelkonform handeln, während die Männer, mit denen sie “gepaart” werden, lustige und subversive Charaktere darstellen.
Die Plots von Castle sind teilweise intelligent konstruiert, aber nicht weltbewegend. Klar war es nicht das Ziel der Autoren, The Wire und The Shield zu übertreffen, deswegen bleibt Castle leichte Unterhaltung.

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