Castle: Knockdown (3×13)

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Kugeln sind nicht groß. Die meisten jedenfalls nicht. Sie können fliegen, sind schnell und gnadenlos. Aber nach wie vor: klein. So dass man sie in extremen Close-Ups zeigen muss, um ihrem Wesen gerecht zu werden. Knockdown, Castle ist mehr oder weniger eine Erzählung in Close-Ups: mit solchen beginnt und endet sie. In den ersten Einstellungen sehen wir, wie jemand Kugeln in einen Revolver legt, anscheinend um sich das Leben zu nehmen.

Genommen hat man vor zwölf Jahren das Leben von Kate Becketts (Stana Katic) Mutter. John Raglan, der damals den Fall bearbeitete, kontaktiert Beckett und schlägt ein Treffen vor, um ihr die Wahrheit über den Mord zu erzählen. Es erweist sich, dass er todkrank ist und seine Sünden beichten will. Raglan ist der Mann, der am Anfang der Episode die Kugeln in der Hand hielt.

Kurz bevor er die Wahrheit erzählen kann, wird er tatsächlich von einer Kugel getroffen und stirbt – vor den Augen Castles (Nathan Fillion) und Becketts. Spätestens an dieser Stelle weiß man als Zuschauer: Keine Späßchen, keine Witze und keine Referenzen. Die neue Castle-Episode ist todernst. Die ABC-Produktion beweist zum wiederholten Mal, dass sie nicht nur mit witzigen Einlagen zu glänzen weiß.

Die ganze Serie Castle ist im Grunde eine Geschichte über zwei Kugeln, die immer ihren Bestimmungsort erreichen werden. Die eine Kugel ist eine “echte”, materielle – die andere eine symbolische: Liebeskugel und Todeskugel. In Knockdown, Castle kommen beide Kugeln ihren Zielen sehr nahe: Kate Beckett nähert sich dem Auftraggeber des Mordes an ihrer Mutter… und zwischen Rick und Kate kommt es zu einem Kuss.

Es scheint so, als wolle jemand alle Zeugen der Geschehnisse um den Mord an Kates Mutter beseitigen: John Raglan gehörte zu einem schmutzigen Cop-Dreieck, dessen Zweiter im Bunde – McAllister – zwar damalige Taten gesteht, aber noch immer davor zurückschreckt, den Namen des Drahtziehers zu nennen.

Immer wieder ist es schön anzusehen, wie die Castle-Produzenten die sowieso überragenden Darstellungen der Figuren mit visuellen Mitteln unterstützen. Man denke an die zwei Verhörsituationen: die erste mit dem Drogendealer Simmons, der Beckett über die Grenze ihrer Selbstbeherrschung hinaustreibt, und die zweite mit McAllister. In der ersten Szene wirft Kate Simmons gegen die Glaswand – und sie zersplittert. In der zweiten hält sie zwar ihre enorme Wut unter Kontrolle, aber die Kamera zeigt sie leicht aus der Untersicht und gegen die kaputte Glaswand, so dass das ganze Bild diese Wut noch immer vermittelt.

Womit der Drahtzieher hinter dem Mord an Kates Mutter nicht rechnet, ist, dass ihn seine Tat – das Abschießen der Kugel – in Gestalt von Kate Beckett wieder einholen wird. Sie selbst ist, metaphorisch gesprochen, die Kugel, die zu ihrem Absender zurückkommen und damit wahrlich ihren Bestimmungsort erreichen wird. Damit das geschehen kann, braucht es allerdings Teamgeist.

Knockdown, Castle demonstriert die Devise “All for One, One for All”. Ryan (Seamus Dever) und Esposito (Jon Huertas) tragen stolz das Transparent mit der Devise vor sich her! Auf der Jagd nach dem Auftragskiller Lockwood, der Raglan tötete, werden sie von ihm entführt und gefoltert. Lockwood will wissen, wie nah Beckett der Wahrheit gekommen sei. Aber beide bleiben standhaft. Obwohl Esposito schließlich einbricht und Lockwood mitteilt, dass die Cops alles schon wüssten… über Esposito und Lockwoods Mutter.

Was folgt, ist Rettung in letzter Sekunde. Aber im Gegensatz zum üblichen Muster ist hier das “Wie” wichtiger als das “Wann”. Um Lockwoods Wachmann hereinzulegen, spielen Castle und Beckett verliebtes Pärchen. Spielen? Close-up – und Castle küsst sie heftig. Dann wechseln sie kurz Blicke, sie küsst ihn mit genauso viel Hingabe und knockt in der nächsten Sekunde den Wachmann aus. Dann fliegen die Kugeln… und entgegen Martas vorheriger Warnung (You can’t charm your way out of a bullet!) stellt sich Castle ihnen in den Weg, um Kates Leben zu retten. Damit nicht genug: er schlägt Lockwood bewusstlos. Lockwood – Knock-Down!

Eine Kugel ist eine sehr persönliche Sache, eine Geschichte zwischen Sender und Empfänger. Und Beckett muss in dieser Episode endgültig feststellen, dass Rick – wie sie ihn seit langer Zeit endlich wieder einmal nennt – bereit ist, sich an dieser Geschichte zu beteiligen. Ob tatsächliche oder symbolische Kugel: Der Weg führt nicht an Richard Castle vorbei.

Die Episode endet, wie sie anfing: mit einem extremen Close-Up. Von Lockwoods Gesicht – nachdem ihm Kate mitgeteilt hat, dass sie im Gefängnis gewisse favorite students habe, die ihm einen Besuch abstatten würden, wie die Geister Scrooge heimsuchten. Kate, das war “very Castle” – oder um Knockdown, Castle generell mit Castles Worten zu bewerten: That was amazing!

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