Teresa und Jarek spielen ein gefährliches Spiel, aber in dieser Episode stehen sie am Ende als Sieger da.
Obwohl Stadtrat Ronin Gibbons (Delroy Lindo) in dieser Episode mit Abwesenheit glänzt, geht die Auseinandersetzung mit dem mehrköpfigen Hydra-System, das Chicago in der Hand hält, weiter. Zwar wird noch immer lediglich an der glänzenden Oberfläche gekratzt, aber auch dadurch erfahren wir immer mehr über die Welt hinter der Oberfläche. Im Verlauf einer jeden Episode wechselt TCC geschickt den Fokus: von den Verbrechern mit Waffen in den Händen zu den Köpfen der Hydra mit den teuren Anzügen darunter. Der Fall der Woche dient hier als Mittel zum Zweck, um die Kratzer an der Oberfläche hervorzubringen.
Auch auf Figurenebene gräbt die Erzählung weiter und geht von den etwas distanzierenden Voice-Over-Erzählungen über zu Figuren, die man „anfassen“ kann. Einmal mehr stehen Jarek (Jason Clarke) und sein Partner Caleb (Matt Lauria) im Mittelpunkt, die gleich zwei Fälle bearbeiten. TCCs dramaturgisches Schema kristallisiert sich langsam heraus: Man beginnt mit einem „normalen“ Fall, bei dem Jarek und Caleb eine Art Einführung und Aufwärmübung absolvieren, bevor sie von Teresa (Jennifer Beals) zu einem wichtigeren Fall gerufen werden.
Mir gefällt nun an TCC, dass der erste Fall nicht einfach liegen gelassen, sondern im Hintergrund weiter verfolgt wird und irgendwann doch wieder den Weg des zweiten kreuzt. Mag sein, dass die Geschichte um die nicht funktionierenden Polizeifunkgeräte und Teresas Kampf darum, eine Kiste (wie wir am Ende sehen) neuer Geräte zu bekommen, etwas unglaubwürdig klingt. Aber auf der einen Seite bedeutet sie einen kleinen politischen Sieg für Teresa – und auf der anderen, thematischen, stellt man sehr geschickt eine Verbindung zu den bisherigen Ereignissen her. Damit meine ich die Problematik zwischen Jarek und Moos (Brad William Henke, Justified), die darin gründet, dass Moos’ Leute damals ihre Geräte abschalteten und Jarek damit die Hilfe untersagten.
In dieser Episode übernehmen Moos & Co. (darunter auch Jareks Nichte Vonda) den Fall – und dank schlampiger Arbeit seitens Moos werden Vonda und Isaac fast getötet. Angesichts dessen, dass Moos ihren Onkel so sehr hasst, nimmt Vonda die Schuld auf sich. So erntet sie nicht nur Jareks Bewunderung, sondern hat auch Moos in der Tasche.
Jarek seinerseits treibt zusammen mit Teresa ein gewieftes Spiel in einem sensiblen Fall. Der Sohn einer der mächtigsten Männer Chicagos liegt im Koma; seine Freundin wird tot aufgefunden. Die Untersuchung führt Jarek und Caleb zu einem elitären Nachtclub, wo Chicagos reiche und mächtige Männer die Dienste junger Frauen genießen. Natürlich übt das Office des Bürgermeisters Druck auf Teresa aus, Jarek zu stoppen. Sie tut es – wofür sie als Dank die Funkgeräte finanziert bekommt -, aber zum Spiel gehört, dass Jarek mit Teresas Wissen ihren Befehl ignoriert und seine Arbeit fortsetzt. Dafür werden er und Caleb für zwei Wochen suspendiert, aber sie bringen Teresa eine Kiste voller kompromittierender Videos und anderer Materialien gegen Chicagos Köpfe. Man könnte sagen, dass Teresa dadurch mehr Macht besitzt als je zuvor.
Während die Beziehung zwischen ihr und Jarek funktioniert, steht die zwischen Caleb und Jarek auf dem Spiel: Evers ist entrüstet, dass Jarek ihn im Dunkeln lässt, dem gegenüber seinen persönlichen File gelesen hat und im Grunde alles tut, um ihn von sich wegzuschieben. Evers spricht am Ende nicht nur Jareks „trust issues“ an, sondern auch seine Doppelmoral, was die Frauen in seinem Leben betrifft. Die Kamera zeigt für ein paar Sekunden, bevor der Abspann beginnt, einen ratlosen Jarek dastehen. Vielleicht wird es Zeit, dass auch er (s)eine Lektion lernt, anstatt nur andere darüber zu belehren, was richtig und was falsch ist? Zusätzlich zu den intensiven politischen Spielchen findet diese Episode Zeit, um den Zuschauern eine Lektion über Chicagos Geschichte zu erteilen, über die Anfänge der organisierten Polizeiarbeit und die allerersten Bordelle. Insgesamt eine sehr abgerundete Episode, die Lust auf mehr macht.