The Walking Dead: 18 Miles Out (2×10)

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Was wird mit Randall passieren, und wie will Rick mit Shane umgehen? Maggie hat plötzlich ein viel größeres Problem als Glenns Gewissenskonflikte.

18 Miles Out ist eine Episode der Spiegelungen – dieses Mal nicht ironisch gemeint: nicht in dem Sinne also, dass die Serie ihre eigenen Schwächen immer wieder zur Schau stellte, sondern dass man irgendwie aus dem Teufelskreis der Unhappy Farm ausbrechen muss. Wie die neue Episode unter Beweis stellt, muss das für die Gruppe Überlebender nicht heißen, sich auf den Weg zu machen. Es reicht, wenn man manche Figuren gar nicht zeigt (danke fürs STFU, Dale!) und andere in der schon erwähnten Spiegelung ihre Probleme untereinander ausmachen lässt.

Dazu als Geschmacksverstärker ein paar heftige Zombie-Szenen – und schon haben wir eine gelungene Episode, jedenfalls für The Walking Dead-Verhältnisse, wo die Messlatte ja keinesfalls hoch liegt. Frauen und Männer. Während diese Differenzierung unter den Nicht-Lebenden keine Bedeutung hat, spielt sie bei den Über-Lebenden eine Rolle. Oder doch nicht? 18 Miles Out teilt die Gruppe in zwei Hälften: eine Frauen- und eine Männerhälfte. Und es geht auf beiden Seiten ans Eingemachte. Dabei besitzt die visuelle Seite der Erzählung deutlich mehr Aussagekraft als die Dialoge und die schauspielerischen Leistungen. Die Episode thematisiert Beziehungen: frühere und gegenwärtig bestehende; sie alle gehen nach und nach zu Bruch, wie das Glas des Spiegels in Hershells Haus oder aber des Fensters in der Stadt, hinter dem die Zombies lauern, als Rick und Shane die mittlerweile auskurierten Gefangenen dort frei lassen wollen.

18 Miles Out beginnt mit zwei schönen Einstellungen. Die erste wird mehr oder weniger zu einem sich wiederholenden Motiv: das Bild des einsamen Zombies, der entfernt im Bild durch die Felder geht, unterwegs ins Nirgendwo. Wohin geht es für Rick und Shane? Für die ganze Gruppe? Sie stehen an einer Kreuzung wie der, wo Rick anhält, um mit Shane Klartext zu reden. Wo soll der Weg hinführen? Rick macht Shane klar, dass er metaphorisch gesprochen in einer Sackgasse steckt; den einzigen Ausweg als Lebendiger bietet Ricks Beifahrersitz. Shane soll sich Ricks Führung fügen – oder sich wie der Zombie auf den Weg durch die Felder machen. Das Gespräch zwischen den beiden eskaliert in der Stadt, wo sie Randall hinauslassen. (Der übrigens wieder gesund ist: ein gewaltiger Zeitsprung also!) Shane will ihn erschießen.

Die anschließende handgreifliche Auseinandersetzung ruft die Walkers auf den Plan. Oder sollte man besser sagen: Sleepers? Auf jeden Fall glänzen die Sequenzen mit aussagekräftiger kinematographischer Arbeit, etwa wenn die zwei Zombies in Polizeiuniformen, mit Shane und Rick konfrontiert, ein Spiegelbild der beiden ehemaligen Kollegen darstellen. Das Bild der toten Polizisten-Zombies scheint Rick zu Shanes Rettung zurückzubringen. Ebenfalls eindrucksvoll: das Erwachen der Zombies, als Shane das Fenster neben Rick zertrümmert und in der einen hochragenden Ecke seine Spiegelung zu sehen ist.

Dann erscheint von der anderen Seite dieses Spiegels her die Zombie-Hand und leitet die furiose Schlacht ein. Eine solche Spiegel-Ecke spielt auch auf der Unhappy Farm eine Rolle: Dort haben die Frauen nicht nur mit Zickentheater und Rollendisputen (dank Lori natürlich) zu tun, sondern auch mit Beths Selbstmordversuchen. Man kann unschwer verstehen, dass Beth von diesen Leuten weg will, ob lebendig oder tot! Bis jetzt wusste ich nicht einmal, wie sie heißt – bei all den Soap-Gesprächen wurde sie ja stets ignoriert. Natürlich musste sie extreme Maßnahmen ergreifen, damit überhaupt jemand mit ihr spricht. Zum Glück war es nicht Dale. Vielleicht kann ja Randall den Job übernehmen, denn er ist ja doch einer von ihnen – angeblich ging er ja mit Maggie zur Schule… ?

Für Rick ein Anlass, ihn zurückzubringen – und nachzudenken. Wieso eigentlich nicht? The Walking Dead hat ja Zeit zum Nachdenken… aber ob das etwas bringen wird? 18 Miles Out bleibt trotzdem eine gelungene Episode, und ich lasse euch zurück mit dem schönen Bild von Rick und den drei auf ihm liegenden Zombies – den dritten musste er durch den Kopf des zweiten hindurch erschießen. Warum schön? Nicht nur aus Splatter-Genuss-Gründen, sondern auch, weil dieses Bild Ricks Lage am besten darstellt: vergraben unter einer Menge an totem Gewicht, so wie die AMC-Serie selbst…

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