The Walking Dead: What Lies Ahead (2×01)

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Rick führt die Überlebenden fort von Atlanta, aber ihre Reise ist nicht von langer Dauer. Können sie die Hindernisse überwinden, oder müssen sie zuerst diejenigen aus dem Weg schaffen, die mitten unter ihnen lauern?

Nach dem Finale der ersten Staffel beurteilten wir diese nicht gerade als rund, aber sie bot trotzdem gute Unterhaltung. Im bisherigen Verlauf schaffte es die AMC-Serie, mit jeder Episode eine wichtige Frage aufzuwerfen: Wem kann man vertrauen, nach welchen Regeln wird jetzt gelebt, wie geht man mit den Infizierten um, wo sollen die Überlebenden hin? All diese Probleme wurden im Finale in einer einzigen Frage zusammengefasst: Warum soll man überhaupt am Leben bleiben? Auf The Walking Dead selbst gemünzt, lautet die Frage: Kann die Serie den großartigen Voraussetzungen, die sie selbst vor allem mit dem Piloten etablierte, gerecht werden und als wirklich spannendes und unterhaltendes Drama umsetzen?
Während The Walking Dead immer auf dem richtigen Kurs war, was Atmosphäre und Themen betraf, lag ein Manko darin, dass das Interesse der Zuschauer für die Charaktere nur unzureichend geweckt wurde: Die Lebenden erschienen  weniger spannend als die Toten. Nach nur einer Episode kann man nicht sagen, dass dieses Manko behoben wurde, aber What Lies Ahead hinterlässt den Eindruck, dass Besserung in Sicht ist – bzw., um dem Titel gerecht zu werden: dass eine Besserung bevorsteht. In dieser ersten Episode der zweiten Staffel werden die neuen Zuschauer in die Geschichte und die Atmosphäre der Serie eingeführt, aber zusätzlich seziert man geradezu die apokalyptischen Fragen nach dem Überleben, bricht sie auf die Schicksale der Einzelnen herunter und lässt sie dadurch an Relevanz gewinnen. Man kann sagen, dass man vom Allgemeinen eines apokalyptischen Ereignisses zum Besonderen übergeht. Übrigens: Budgetkürzungen sind dieser Episode definitiv nicht anzumerken! Wir bekommen so viel Zombieaction wie bisher kaum in einer Episode.
Damit springen wir direkt in die beste Szene von What Lies Ahead. Eigentlich kann man das mehr als 20 Minuten dauernde, Nerven zerreibende Schauspiel nicht Szene nennen. Die Überlebenden verlassen Atlanta Richtung Fort Benning, aber sie kommen nicht weit, da der Wohnwagen den Geist aufgibt – vorerst. Reparatur und Plünderung verlassener Autos auf der Straße sind angesagt… und schon kommen die Zombies. Ihr Angriff dauert eine Ewigkeit – im positiven Sinne! Von Dales erstem Blick auf die Walkers bis hin zu Sophias Flucht in die Wälder verstreicht fast die halbe Episode, aber seine Intensität macht den Abschnitt lohnenswert. Alles eskaliert langsam, so wie die Zombiefüße über den Boden schleifen, aber es erfolgen weder panisches Durcheinander noch Massenkämpfe, sondern die meiste Zeit über bleibt es still. Nur durch einzelne, beunruhigende Geräusche und kleine Auseinandersetzungen wird die Stille unterbrochen. Auch die Kamera verschafft uns keinen Überblick, sondern bleibt die meiste Zeit unten: mit den Überlebenden, die unter den Autos kriechen.
Etwas später, als Daryl und Rick eine Zombie-Autopsie durchführen, wird der Zuschauer vom Genre-üblichen visuellen und auditiven Horror nicht verschont. Diese Szene dient denn auch in meinen Augen weniger narrativen Zwecken als reiner Schockwirkung. Nun, zu einer Zombieserie gehört das dazu! Genauso wie ein ordentlicher Cliffhanger – und dieser hier ist kein schlechter. Als Shane, Rick und Carl durch den Wald gehen, sichten sie ein Reh, und Carl nähert sich dem Tier vorsichtig mit einem Lächeln im Gesicht. Dasselbe Lächeln erscheint auf den Gesichtern beider Männer. Eine Szene voller Frieden… bis ein Schuss fällt und sowohl das Reh als auch Carl zu Boden sinken. Schnitt.
Nach einem starken Piloten erweckte die AMC-Serie mit jeder weiteren Episode den Eindruck, dass man irgendwie nicht recht wusste, wohin sich das Ganze bewegen sollte; die Erzählung schien sich im Kreis zu drehen. Man hatte – etwa bei der Rettungsaktion um Daryls Bruder – das Gefühl, dass die Autoren einfach Zeit schinden wollten. Vielleicht sollte diese Zögerlichkeit demonstrieren, in welcher Ausweglosigkeit die Überlebenden stecken, wie gering ihre Wahlmöglichkeiten sind. Andrea hatte ihre Wahl getroffen, aber wie sie sagt, nahm ihr Dale diese Möglichkeit. Mit der kleinen Auseinandersetzung zwischen Dale und Andrea bietet diese Episode eine zweite feine Szene, die im Vergleich zu dem soapigen und redundanten Austausch zwischen Shane und Lori emotionales Gewicht besitzt.
Die Suche nach Sophia in den Wäldern dauert auch lange – und im Gegensatz zur ersten Episodenhälfte viel zu lange. Zum Glück wird das Ganze durch das Aufwerfen einer neuen Problematik unterbrochen: Shane will gehen, und Andrea, die sein Gespräch mit Lori mithört, möchte sich ihm anschließen. Wird die Gruppe zersplittern? Wie ist man in einer solchen Situation besser aufgehoben – mit allen anderen oder mit nur einem Partner? Das hängt davon ab, wohin man will, was man erreichen will.
Die zweite Staffel bringt Hoffnungslosigkeit – und Zweifel, an sich selbst und den Anderen. Gleichzeitig aber sucht man nach einem Grund, an etwas zu glauben, nach einem Ziel – und damit verspricht die Serie, Einiges besser zu machen…

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