White Collar setzt an dem Punkt ein, an dem die US-Serie in die viel zu lange Winterpause gegangen war. Damit ist nicht nur der Handlungsablauf gemeint, sondern auch das qualitative Niveau der zweiten Staffel. Es wundert einen immer noch, warum White Collar während der deutlich besseren zweiten Staffel Zuschauer verlor – aber Hauptsache, dass die Serie und ihre verbliebenen, treuen Zuschauer eine liebenswerte Figur nicht verlieren: Mozzie (Willie Grason), der im Cliffhanger des ausklingenden letzten Jahres niedergeschossen wurde.
Am Anfang von Burke’s Seven sehen wir Mozzie im künstlichen Koma im Krankenhaus liegen. Neal (Matthew Bomer) und Peter (Tom DeKay) machen sich auf die Spuren von Julian Larsson (The Dresden Files’ Paul Blackthorne), der nicht nur Mozzie beinah tötete, sondern laut Fowler (Noah Emmerick) auch für Kates Tod verantwortlich ist.
Wir sehen nun, wo Neals Reise ihn hingeführt hat. Alles begann mit seiner Liebe zu Kate, die er unbedingt finden wollte. Die US-Serie verzichtete auf ein Happy End: Man ließ Kate sterben (falls sie tot bleibt). Somit veränderte sich Neals Ziel: Nun musste er ihren Mörder finden, was wiederum all seine Freunde und Bekannte mit in die Sache hineinzog. Dadurch konnte man uns noch mehr über seine Figur erzählen: den romantischen Dieb mit dem schicken Hut…
Der zweiten Staffel vermag die Freundschaft und das Vertrauen zwischen Neal und Peter so zu festigen, dass – wie wir in dieser Episode sehen – jeder von beiden bereit ist, ohne Hintergedanken dem Plan des anderen zu folgen. Kein Doppelspiel mehr! Prompt fällt Larsson dem von Neal und Peter inszenierten Spiel zum Opfer…
Burke’s Seven bietet durch und durch gelungene Unterhaltung und bezieht nach der langen Ausstrahlungspause geschickt nahezu alle Figuren in die Handlung mit ein. Außerdem führt White Collar die Tradition fort, dem Zuschauer visuelle Aufklärungs-Hinweise zu geben. Nicht nur kann man auf diese Weise das Rätsel vor den Figuren lösen, sondern wenn die Figuren selbst darauf kommen, erscheint es uns plausibel und zufrieden stellend. Aus-heiterem-Himmel-Plotverdreher gibt es bei White Collar nicht – ein extrem wichtiger Umstand, denn die Stärke der Serie liegt gerade in der Konstruktion: Burke’s Seven = Die glorreichen Sieben?
Ja, die Gleichung geht auf! Zu den üblichen Verdächtigen – Mozzie (aus dem Koma erwacht, im Rollstuhl und doch auf Rente verzichtend), Neal, Peter, Diane und Jones (frisch in die Music-Box-Story eingeweiht) – stoßen zwei neue Mitglieder: Elizabeth (Tiffani Thiessen) und Sara Ellis (Hilarie Burton). Ich weiß, dass viele Fans Saras Anwesenheit nicht begrüßen, aber ich finde das Zusammenspiel zwischen ihr und Neal durchaus gelungen. Ob es der Wille der Autoren ist, dass zwischen ihr und Neal mehr passiert? Man belässt es zunächst bei der Möglichkeit: gut so, denn dieses Nichts-Halbes-und-nichts-Ganzes-Verfahren erhält die Spannung. So wie im langen Prozess des Vertrauen-Misstrauen-Spielchens zwischen Peter und Neal.
Bei einer Serie über Täuschung, Schwindler, Trickbetrügereien und dergleichen kann man den nächsten Schritt und die nächste Wendung kaum voraussagen. Peter und Neal aber erkennen Larssons nächsten Schritt im Voraus und können Larsson so mit Hilfe der Fälschungspapier-Community fassen. Doch wer jemandem eine Grube gräbt, könnte selbst hineinfallen! Peter wird kurzzeitig suspendiert, da sich seine Fingerabdrücke auf der Waffe befinden, mit der Mozzie angeschossen wurde. Wie kamen sie da hin? Nun, wer auf Details achtet, weiß es schon!
Peter und Neal bleibt nichts Anderes übrig, als mit Hilfe des neu gegründeten Teams eine zweite Falle zu stellen. Das Team profitiert vor allem von Peters Pferderennen- und Reiterkenntnissen… und zwingt den nigerianischen Prinzen (“He’s a Nigerian prince.” “I thought those only existed in spam e-mail.”) Frederick Bilal zum Mitmachen. Der schmuggelt als Larssons Kontaktmann Nazi-Geschirr aus dem Land, das nach Argentinien verschickt wird.
Es erweist sich, dass es einen Mann hinter dem Mann gibt. Laut Larsson lautet der Name des Drahtziehers Vincent Adler. Neals Reaktion: The man who made me who I am today! White Collar verspricht, eine spannende zweite Season-Hälfte abzuliefern!