Dexter: A Horse of a Different Color (6×04)

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Nach dieser Episode scheint es mir, als würden die Dexter-Autoren im Vergleich zu den vorherigen Staffeln mit überreichlicher Leichtigkeit und beinahe zu offensichtlich die Fäden zu einem festen Knoten binden wollen. Und genau darin liegt die Gefahr, die man hier läuft: alles festnageln zu wollen. Apropos festnageln: Dieses Wort kann man in Debras vulgärer Sprachtradition in vielerlei Hinsicht auf diese Episode beziehen, vor allem was Travis und Professor Gellar betrifft.

Wenn ich ganz ehrlich bin, hat die neue Episode – ganz abgesehen von Logik innerhalb der Erzählung – große Bedenken bei mir wach gerufen, denen man wohl irgendwie davonzuschleichen versucht. Mit der Debra-Maria-Story will ich gar nicht erst anfangen, denn die ist im Moment einfach nur nervtötend. Weiter geht es mit den Nebenfiguren: Quinn und Angel rauchen spontan Gras in Angels Auto und gehen dann total breit ihrer Mordfallrecherche nach… ?

Die Szene sollte definitiv humorvoll wirken, vermasselt diesen Effekt aber in meinen Augen komplett. Was soll’s: wenn man aus den beiden unbedingt Buddies machen will… Ich möchte nur nicht hoffen, dass der neue Detective Anderson demnächst eine Beziehung mit Debra (Jennifer Carpenter) anfängt. Um es in der Sprache der neuen Staffel auszudrücken: Gott bewahre! Weiter im Cast: Masuka erfährt, dass Ryan die Ice-Truck-Killer-Hand entwendet und bei Ebay eingestellt hat, was zu einem Bruch zwischen den beiden führt. War das alles? Ich hoffe nicht, denn falls ja, brächte das einen weiteren Minuspunkt in Sachen ‚verpatzte Nebenhandlungen‘.

Oh, und kurze Zeit später – nach dem Angel-Quinn-Trip – weiß Miami Metro Bescheid: Professor Gellar muss es gewesen sein! Das Spiel mit dem Wissensvorsprung bzw. dem Nicht-Wissen ist hiermit aufgehoben, die Spannung aus dramaturgisch-kriminalistischer Sicht verpufft. Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, uns Zuschauer von Anfang an mit den Tätern Travis / Gellar vertraut zu machen, so dass wir früher im Bilde sind als der Rest der Beteiligten. Wenn die Figuren an sich Ausstrahlung haben und interessant, ja auf morbide Art faszinierend wirken, wie es Trinity tat, dann darf man durchaus so verfahren. Aber Travis und Gellar sind bisher alles andere als das. So droht man irgendwann einen Punkt zu erreichen, wo weder die Mörder noch die Menschen, die sie verfolgen, noch Interesse wecken.

Brother Sam ist gerade dabei, mit Dexter eine Glaubensdiskussion zu führen, als er wegen der vier Reiter gerufen wird und den Tatort bewundern darf. Später, als Dexter erneut sein Auto zur Reparatur bringen muss, sprechen beide darüber, wie sich der Glaube in unterschiedlichen Händen unterschiedlich manifestieren kann. Nun: Glaube kann sich auch in einer Kaffeetasse manifestieren, wie Dexter später im Krankenhaus erfährt, als er dort Harrisons Notfall-Blinddarmoperation abwartet.

Dexter und Brother Sam: Das könnte vielleicht interessant werden, weil Dexter später in der Episode begreift, dass es sich um zwei Mörder handelt – falls er diese Tatsache nicht sofort seinen Kollegen mitteilt. Seine Involvierung in ein persönliches Spiel mit den Doomsday-Mördern könnte die im Moment fehlende Spannung erzeugen. Die Moral von der Geschicht‘: Dexters Austausch mit Brother Sam (abgesehen von Mos Defs guter Performance) verliert zwar für mich an Boden, als Sam sein Kindheitstrauma erzählt, bleibt jedoch ein, wenn nicht das Zugpferd der neuen Staffel.

A Horse of a Different Color endet mit einer weiteren Inszenierung der Doomsday-Killer, die ihre Flügel über Miami ausbreiten. Wird Dexter sie zu Fall bringen – und dabei selbst eine Offenbarung erleben?

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