Tonight ist the night: In dieser Episode kehrt Dexter zu alten Forme(l)n zurück – und fügt ihnen eine neue Komponente hinzu. Dexter bekommt es mit mehreren Tatorten zu tun, und Harrison spricht sein erstes Wort aus…
Mehr Licht in Dexters Dunkel? Nein: die Episode beschäftigt sich eher damit, Verborgenes aufleuchten zu lassen. Und zwar mit einem uns bekannten dunklen Schein namens The Dark Passenger…
Schein und Sein wäre tatsächlich die beste Beschreibung des Dark-Passenger-Gefühls. Das Sein braucht den Schein, das Aufleuchten, um weiterzumachen, Frieden zu finden, das alltägliche Leben fortzuführen. Diese auf Miamis dunkler Oberfläche aufleuchtende Wahrheit ist blau: wie Blutspuren, die mit Hilfe von Luminol sichtbar gemacht werden. Diese Spuren weisen gleichzeitig den Weg zum Seelenfrieden – der für Lumen (Julia Stiles) darin besteht, diejenigen Männer zu finden und zu töten, die sie misshandelt haben.
Lumen didn’t witness her mother’s murder, but she was born in blood. Like me. Some experiences are so big they change your DNA, sagt Dexter, als ihm klar wird, dass Lumen ihren Dark Passenger erkannt hat, dessen Hunger gestillt werden muss.
Den Blutspuren muss man folgen: und genau das tun Dexter (Michael C. Hall) und Lumen in dieser Episode. “Everything is Illumenated” ist nicht nur ein Wortspiel, das auf Lumen (Licht) hinweist, sondern erinnert auch an frühe Dexter-Episoden, die eine Mischung aus Spannung und Slapstick boten.
Ich weiß, dass zu einem Review die Besprechung der Ereignisse gehört, aber die Quinn-Debra-Beziehung und das Angel-Maria-Hin-und-Her scheinen so abseits vom Rest, dass ich beides hier überspringen werde. Denn der Rest ist wirklich gut. Am Anfang der Episode sehen wir, wie sowohl Dexter als auch Lumen sich auf „Tonight is the night!“ vorbereiten – schon zu diesem frühen Zeitpunkt wissen wir, dass ihre Wege sich kreuzen werden. Harry ist diesmal durchgehend anwesend. Aus einem einzigen Grund: Dexter spielt hier Harry!
Es scheint so, als würde sich eine Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen Dexter und Lumen entwickeln, aber anders als in den Konstellationen der vorherigen Staffeln. Lila und Prado wollten sich des Dark Passengers von Dexter bedienen: sei es zur Befriedigung makabrer Lust oder aber im Streben nach mehr Macht. Lumen besitzt einen eigenen Dark Passenger, der sie ausfüllt – so wie bei Dexter.
Die Situationen der beiden spiegeln sich in einander. Lumen erzählt, wie sie auf dem besten Wege war zu heiraten und ein normales Leben zu führen; dann aber entschied sie sich dagegen. Eine Entscheidung, die fast tödliche Konsequenzen nach sich zog. Dexter auf der anderen Seite wollte ein normales, geregeltes Leben, aber dieses brachte ihm noch mehr Probleme.
Die Episode beginnt denn auch mit seinem Voice-Over, das sich auf das Geregelt-Sein des alltäglichen Lebens freut. Wir sehen ihn in Ritas Haus Sachen wegpacken, Ordnung in seiner eigenen Wohnung schaffen, sogar seine Trophäen wieder in der Klimaanlage platzieren. Kurze Zeit später bricht die Hölle los – als er gerade dabei ist, sein Opfer in Plastik zu wickeln, um ruhig und geordnet die Bedürfnisse des Dark Passengers zu befriedigen.
Lumen ruft an: Sie hat ihren Dark Passenger nicht unter Kontrolle. Einen der Männer, die sie entführten, hat sie ausfindig gemacht und erschießt ihn in einem Lagerhaus am Hafen. Dexter eilt ihr zu Hilfe: Gezwungenermaßen ist er mit ihr verbunden. Während die beiden sich streiten, stellen sie fest, dass die Leiche noch keine Leiche ist und wegzulaufen versucht!
An dieser Stelle beginnt der Dexter-Slapstick, der dazu führt, dass Dexter nicht nur Lumens Opfer verfolgen muss, sondern schließlich auch sein eigenes. Debra und Masuka werden auf Lumens Schüsse hin zum Tatort am Hafen gerufen – und folgen ebenfalls der blutigen Spur des Verletzten. Der Rest besteht aus purere Hektik und Last-Minute-Entscheidungen, die dann in letzter Minute Früchte tragen. Zwischendurch muss Dexter noch am Telefon “Skip to My Lou” für Harrison singen…
Sein eigenes Opfer töten, Lumens Opfer „fertig töten“ und alles als einen und denselben Fall inszenieren, als wäre eine sexuell motivierte Begegnung zwischen zwei Männern ausgeartet: In Masuka findet Dexter den passenden Abnehmer für diese Geschichte. Ich sage nur zwei Worte: Auto-erotic mummification! Der Rest aber ist nicht etwa Schweigen, sondern eine aufwändige visuelle Darstellung des Tathergangs von Masuka.
Dexter versteckt Lumen in Ritas Haus… um sie später in der Badewanne zu finden. So wie Rita, nur am Leben. Es folgt eine wirklich gelungene Szene zwischen den beiden, die uns klar macht, dass Dexter ihr helfen wird, die restlichen Männer zu finden und zu töten. Am Ende kann man nur mit Debs Worten bestätigen: “What a night!”