Dexter: Just Let Go (6×06)

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Aus dem Dunkel ins Licht: Hat Brother Sam (Mos Def) diesen Weg beschritten, nachdem er am Ende der Episode in seiner eigenen Werkstatt niedergeschossen wurde? Noch nicht, lautet die Antwort. Er wird in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert; Dexter bricht bei dieser Nachricht die Verfolgung von Travis (Colin Hanks) ab, um zu Sam gehen zu können. Warum? Weil er ihm doch näher steht, als es die kurzen Begegnungen zwischen den beiden vermuten ließen.

Im Gespräch mit Harry wird Dexter klar, dass ihm Sam durchaus wichtig geworden ist. Als Zuschauer der Serie finde ich es schade, dass Mos Def die Serie verlässt, denn zwischen ihm und Michael C. Hall herrschte die Chemie, die die laufende Staffel bisher rettete. Obwohl: Ist er wirklich tot? Ich weiß, man wird als gelernter Zuschauer so vieler Serien paranoid und glaubt nichts mehr, bevor eine Figur tatsächlich tot da liegt. (Eigentlich auch dann nicht. Auch bei Nicht-Zombie-Serien gibt es immer Wege, um Figuren wieder ins Spiel zu bringen.)

Nach dieser Episode geht die Absicht der Autoren in dieser Staffel auf, aber ich weiß nicht, wie ich das zu beurteilen habe. Bevor wir zu jenen entscheidenden letzten Sekunden kommen, machen wir einen kurzen Ausflug zur Miami Metro, um bestimmte Entwicklungen zu verfolgen. Wie zu erwarten war, kommt die Wahrheit über Quinn und Clarissa Porter ans Licht, was Debra erschüttert – aber viel mehr erschüttert sie die Position, in der sie sich auf einmal befindet: Sie spürt eine Distanz zwischen sich und den Kollegen, die sich mit ihrer Beförderung nahezu automatisch eingestellt hat.

Vor der Staffel verkündeten die Autoren, dass wir viel Debra-Dexter-Interaktion zu erwarten hätten, aber bisher ist eher das Umgekehrte der Fall – und Debra (Jennifer Carpenter) spürt das. Dabei befinden sich beide Geschwister in ähnlichen Situationen: hin und her gerissen zwischen dem, was sie sein wollen / können, und dem, was sie im Moment sind. Dexter quält nach wie vor – erst recht nach Sams Abschiedsworten – die Frage, ob und wie es überhaupt möglich ist, der Dunkelheit in sich zu entkommen. Als er herausfindet, dass Nick Sam angeschossen hat, bittet ihn Sam darum, Nick zu vergeben: nicht nur in seinem Namen, sondern auch im Namen des Dark Passenger.

An dieser Stelle kehrt die Showtime-Serie ihre bisherige Frageperspektive um: Mussten wir uns zuvor fragen, ob wir Dexters Arbeit als gerecht empfinden dürfen, so gilt es nun umgekehrt zu überlegen, ob Dexter den brutalen Verbrechern, die der Polizei entgehen, verzeihen und sie laufen lassen kann. Wann ist Vergebung möglich? Nur dann, wenn Reue gezeigt wird? Let it go, sagt Sam zu Dexter. Sich vom Dark Passenger trennen? Was aber bliebe dann übrig? Im Grunde kennt Sam Dexter doch nicht so gut, wie wir ihn schon kennen. Es ist ja nicht unbedingt Hass, was Dexter treibt und den Dark Passenger auf den Plan ruft.

Vergebung als Thema erstreckt sich auch auf den Doomsday-Killer-Plot. Nach einem Treffen mit seiner Schwester und nachdem er Gellar vergeblich darum gebeten hat, der verletzten Gefangenen Schmerzmittel zu geben, bricht Travis gewissermaßen sein Bündnis mit Gellar und lässt die Frau laufen, anstatt sie mit dem Symbol zu brandmarken. Wenn Gellar Travis’ Dark Passenger ist – egal, in welchem Sinne -, kann er ihn loswerden?

Jedenfalls versucht er einen ersten Schritt. Genauso wie Dexter am Ende der Episode Nick zu vergeben versucht. Aber jedes Anzeichen von Reue verschwindet aus Nicks Gesicht, als er erfährt, dass die Polizei nichts gegen ihn in der Hand hat. Wut überkommt Dexter, und  er ertränkt Nick im Ozean – ironischerweise genau an der Stelle, wo Nick von Brother Sam getauft wurde. Und am Ufer, in der von Dexter gewählten Dunkelheit, wartet Brian Moser, The Ice Truck Killer (Christian Camargo): Dexters großer Bruder, der seit der ersten Staffel tot ist. Wird er nun Harrys Stelle einnehmen? Was bedeutet sein Eintritt in Dexters Leben? Wird es bis Ende der Staffel einen Zweikampf an zwei Fronten geben – zwischen Travis und Gellar und zwischen Dexter und Brian?

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