Jedes Mal, wenn sich Dexters Erzählung hauptsächlich auf seine Interaktion mit dem Bösewicht der Staffel konzentriert, ist das Ergebnis zufrieden stellend: einerseits dank Michael C. Halls Leistung, andererseits dank der limitierten Auftritte des übrigen Miami-Metro-Teams. Nachdem Dexter in der letzten Episode auf Travis aufmerksam wurde, führt er eine wie immer sehr schnell zum Ziel führende Recherche durch und findet heraus, dass Travis für das Museum arbeitet und darauf spezialisiert ist, mittelalterliche Artefakte zu restaurieren. Während Dexters Kollegen nach Professor Gellar suchen, macht er selbst Jagd auf Travis.
Aber – wie auch in den Kommentaren diskutiert wurde – haben sie nicht dasselbe Ziel? Sind Travis und Gellar eins? Lebt Gellar nur in Travis’ Kopf und nicht mehr in der wirklichen Welt? Ist es die Obsession und Faszination mit und für Gellar, die ihn für Travis lebendig macht? Sehr interessant ist die kurze Szene am Altar vom Anfang der Episode, als beide kniend beten und Travis plötzlich vom Gebet abgelenkt wird, da er Gellars Kopf bluten sieht. In der nächsten Sekunde entpuppt sich der Anblick als Halluzination. Aber wie weit reicht diese Halluzination? Sollte Gellar tatsächlich nur in Travis’ Kopf existieren, bin ich mir nicht sicher, ob das eine gute Entscheidung der Autoren ist.
Die Parallele zu Dexter wäre an diesem Punkt dann sehr deutlich: Dexter hat Harry, Travis hat Gellar. Aber angesichts des kurzen Gesprächs zwischen Travis und Dexter, als Letzterer Travis entführt und umbringen will, finde ich die Konstellation Dexter-Travis-Gellar an sich viel interessanter – ganz egal, ob Gellar rein physisch existiert oder nicht. Dexter sagt zu Travis, dass er sich täusche und Gellar ihn nicht ins Licht ziehe, sondern in die Dunkelheit. Kurz darauf zeigt sich Travis hin und her gerissen zwischen beidem, Licht und Dunkelheit. Ironischerweise würde ausgerechnet Dexter die Position des Lichts einnehmen…
Dexter lässt Travis laufen, damit dieser ihn zu Gellar führt: zu demjenigen, der das Töten ausführt, wie Travis behauptet. Wir sehen den Beweis für Travis’ Hilflosigkeit ohne Gellar, als nach einer passenden Frau für die nächste Inszenierung gesucht wird: The Whore of Babylon. Übrigens war das Zeitungstitelblattbild ein anderes, nachdem Gellar Travis alleine stehen ließ? Falls ja – Absicht oder Nachlässigkeit?
Der Nebenhandlungsstrang um Deb am Rande des Wahnsinns wird geschickt kurz gehalten, so dass er nicht zu sehr ablenkt, genauso wie Angels und Quinns Untersuchung. Diese besteht für Quinn darin, mit Gellars ehemaliger Assistentin und Geliebten Professor Potter zu schlafen, was vermutlich Komplikationen in der Beweisführung verursachen wird, denn Angel findet in Potters Wohnung ein altes Heft mit Gellars Zeichnungen – von genau den gleichen Inszenierungen.
Dexters Voice Over erschöpfen sich auch diese Woche darin, uns mitzuteilen, was wir sowieso gerade sehen; aber sein kurzes Treffen mit Brother Sam sorgt wieder einmal für die vielleicht beste Szene der Episode. Dexter spricht sogar über die Erinnerungen an seine Mutter, über kleine Details, die noch nie erwähnt wurden: die einzigen Lichtfleckchen seiner Kindheit. Genau als dieses Licht in Sams Garage eintritt und Sam umgibt, wird er niedergeschossen. Ob er überleben wird oder nicht, werden wir noch sehen.
Dieser Abschluss der Episode wird Dexters Dark Passenger eindeutig wecken und ihn an zwei Fronten tätig werden lassen. Und Dexter ist dann gut, wenn die Farbe Rot die Bilder dominiert…