Homeland ist wie eine Jazz-Komposition, worauf auch die Serie selbst immer angespielt hat – der Vorspann, Carries Jazz-Vorliebe. Mit diesem Vergleich meine ich die Drehungen und Wendungen, die die Erzählung nimmt. Nach diesen vier Episoden ist man sich gar nicht mehr sicher, wohin es als Nächstes geht. Man erkennt schon die Grundmelodie, aber wie um sie herum improvisiert wird, wie man sich davon entfernt und dann doch auf überraschende Art zurückkehrt, ist faszinierend. Die einzelnen Teile der Komposition sind uns bekannt, aber wir wissen nicht in welcher Reihenfolge sie gespielt werden. Ich kann es nur wiederholen – die Erzählung/die Melodie steckt schon in dem Vorspann. Carrie und Brody werden von Labyrinthwänden getrennt.
Aber diese Wände verschieben sich, lassen doch die Möglichkeit zu, einen Blick auf den anderen zu werfen auch wenn es nur ein Spalt ist, der die Verbindung ermöglicht. Aus diesem Grund will ich mit der in meinen Augen schönsten Szene dieser Episode anfangen, mit Carries und Brodys Begegnung in dem CIA-Gebäude. Nur in dieser kleinen Inszenierung ist im Grunde die Essenz der Erzählung enthalten. Beide schauen aufeinander durch die Lücken, die es zwischen den Wänden (verziert mit Buchstaben und Ziffern) gibt.
Ich habe am Ende des letzten Reviews gesagt, dass Homeland wieder von vorn beginnt (zwar im veränderten Kontext aber trotzdem) – und hier haben wir eine Szene, in der die beiden “heimliche”, unsichere Blicke aufeinander werfen. Um aus dem Labyrinth zu kommen, müssen sie den Weg zusammen gehen. Die Schönheit liegt darin, dass zwischen ihnen immer neue Wände auftauchen oder aber die beiden selbst diese errichten. Das Spiel geht hier weiter. Nachdem Saul auch Estes mit Brodys Aufnahmen konfrontiert, entscheiden sich die beiden inoffiziell eine Einheit zu gründe, die Brody beschattet und seine Kontakte herauszufinden versucht, bevor man ihn verhaftet.
Aber Carrie ist nicht diejenige, die die Führung übernimmt, sondern ein mysteriöser CIA-Analytiker namens Quinn. Ich bin mir nicht sicher, ob er eine neuer “love interest” für Carrie werden soll oder sich was Anderes hinter der Einführung dieser neuen Figur verbirgt. Er und Carrie haben den einen oder anderen verbalen Austausch, aber es ist noch zu früh zu urteilen, welche Funktion er erfüllen wird – Hindernis oder Helfer. Zurück zu Carrie und dem Mann, mit dem sie eine Obsession entwickelte und in den sie verliebt war oder … noch ist? Als Brody von Jessica aus dem Haus geworfen wird, geht er in ein Hotel und … ruft Carrie an. Eigentlich will er wissen, was sie weiß und sie umgekehrt dasselbe, aber beide wollen außerdem einander einfach sehen.
Die Szenen an der Bar erinnern uns daran, warum beide Schauspieler den Emmy für ihre Performance bekamen. Gleichzeitig mit dem Tanz der beiden werden wir Zeugen eines anderen Tanzes zwischen Dana und Finn. Großartig sind die Aufnahmen, als es zu dem ersten Kuss kommt und wir nur die Spiegelungen der beiden sehen und als Hintergrund die komplette nächtliche Stadt.
Während die beiden zusammen im Bild zu sehen sind, zeigt die Kamera Carrie und Brody ab einen gewissen Zeitpunkt ihres Gesprächs nur allein. Beide sind mit ihren Gedanken darüber beschäftigt, isoliert darin.
Carrie denkt, dass Brody falsches Spiel gespürt hat und entscheidet sich trotz der Einwände von Saul und Quinn für einen heftigen Schritt. Sie geht in Brodys Zimmer und ruft Verstärkung, die Brody dann festnimmt. Brody sagt, dass er sie wirklich gemocht hat und sie entgegnet: “I loved you!”
Als er mit einem schwarzen Beutel über dem Kopf abgeführt wird, bleiben wir mit Carrie im Zimmer und mit einem Gesichtsausdruck, der genauso wie in “The Smile” die Achterbahn der Gefühle in sich enthält. Was kommt als Nächstes?