Im Review zur zweiten Episode sprachen wir darüber, wie Homeland mit den Sehgewohnheiten und den Erwartungen der Zuschauer spielt. Damit sorgt man nicht nur für Überraschungen, sondern man macht auch ein Statement, dass Homeland sich als eine besondere Serie sieht. Es wird uns vor Augen geführt, wie die Behörden am Flughafen in Beirut Saul die Aufnahmen mit Brody weggenommen werden. Wieder der alte Verzögerungs-Trick? Man nimmt das einzige solide Beweisstück weg und ab sofort glaubt auch Saul keiner? Nein, Saul hat den echten Chip versteckt und fliegt nach Hause, um die Bombe explodieren zu lassen. Die Frage ist nur, wen er einweihen kann und einweihen wird?
Die einzige Kritik, die man vielleicht an der Episode üben kann, betrifft den etwas bemühten Plot um Brody und den Schneider, der buchstäblich das tapfere Schneiderlein spielen möchte und sein Leben verliert. Vielleicht ergeben sich die gemischten Gefühle aus dem Vergleich mit Carries Plot. Eigentlich sind die Erzählungen um Brody und Carrie die gleichen – sie führen zu einer Bruchlandung. Aber während es bei Brody das Problem vorwiegend extern ist, handelt sich in Carries Fall um einen internen Konflikt.
Carrie hadert mit sich wegen der neuen-alten Situation, in der sie sich befindet. Sie kehrt zu ihren ehemaligen Kollegen zurück und diese Rückkehr geht schief, während Brody den Schneider wieder einzufangen versucht. Aber die Autoren schaffen es Brodys Situation geschickt mit der Jessica-Problematik zu verknüpfen. Die Episode beginnt mit einer intimen Szene zwischen Brody und Jessica, nur um mit ihrem Ultimatum zu enden – entweder die Wahrheit oder Brody kann die Koffer packen. Der Anfang der Episode ist für Carrie auch voller Hoffnung, aber alles endet damit, dass sie sich fast das Leben nimmt.
Zunächst wird sie durch Estes mit der Wahrheit konfrontiert, dass sie nach wie vor nicht an den Ermittlungen gegen Abu Nazir teilnehmen darf und schon gar nicht wieder eingestellt werden kann. Sie versucht trotzdem ihr Leben in die Hand zu nehmen und teilt ihrem Vater mit, dass sie in ihre Wohnung zurückkehrt. An diesem Punkt hat man das Gefühl, dass Homeland zu dem eigenen Anfang zurückkehrt. Die Szene in Carries Wohnung, als sie allein ist und sich fertig macht, um auszugehen, erinnert stark an diejenige aus einer der allersten Episoden der Serie. Wenn ich mich nicht täusche, trägt Carrie auch dieselben Sachen.
Dieses Mal geht aber Carrie nicht aus. Etwas ist in ihrem Leben anders geworden bzw. man weigert sich ihr das Leben zu geben, das sie will und sie kann kein anderes führen. Dann sehen wir Carrie zu, wie sie einen Selbstmordversuch unternimmt, nur um sich dann doch anders zu entscheiden. Kurz darauf trifft Saul ein mit der ultimativen Rettung. Er zeigt Carrie Brodys Aufnahmen, der Kreis schließt sich und Homeland … fängt von vorn an.
An manchen Stellen war es für mich fast schon ein bisschen zu viel Wahnsinn. Da war fast schon ein bisschen Komik vorhanden. Und dieser schmale Grat zwischen guter und schlechter Episode konnte auch nur durch die herausragenden Leistungen der Schauspieler gemeistert werden.