Wir dürfen getrost behaupten, dass Chuck Versus Sarah eine ziemlich dunkle bzw. schmerzvolle Episode war, in der Chuck zerrissen wurde von dem Verlust der Frau, die er über alles liebt. Nicht weniger verloren war Sarah selbst, die Chucks Erzählung zwar glaubte und alles, was er beschrieb, fühlen wollte, dies aber nicht konnte. Im zweiten Teil des Chuck-Finales – denn ich sehe beide Episoden als ein untrennbares Ganzes – weicht der Schmerz Melancholie, Romantik und einem kleinen Funken Hoffnung. Chuck gibt Sarah nicht auf. Er hat es nie getan, und er wird es nie tun.
Obwohl die Autoren kein Happy End mit roter Tür und weißem Zaun anbieten, nimmt Chuck ein gutes Ende. Warum? Weil es eigentlich kein Ende nimmt. Chuck wäre nicht Chuck, wenn er Sarah einfach so aufgeben würde. Er macht sich auf die Suche nach ihr, aber eigentlich ist sie diejenige, die ihn findet: ausgerechnet an dem Platz, wo sie ihn zum ersten Mal traf. Damals war er ihre Mission – und auch jetzt ist er „nur“ Teil der Mission, Quinn zur Strecke zu bringen. Ein Flashback jagt in dieser Episode das nächste, wobei wir aus vergangenen Zeiten nicht nur Chuck und Sarah sehen. General Beckmann wendet sich an Casey, aber an den alten John Casey und nicht etwa an den Mann mit der Schürze, auf der „World’s Greatest Dad“ prangt.
In Chuck Versus the Goodbye müssen alle Figuren den Schritt zurück machen – manche, um nach verlorenen Erinnerungen zu suchen, und manche, um festzustellen, wie sehr sie sich verändert haben. Auch Stationen wie die der letzten Auseinandersetzung mit Quinn kennen wir schon bzw. erinnern uns langsam daran, so wie Sarah; sei es das Wienerlicious oder aber das Virus Irene Demova. Eigentlich jedoch gibt es keinen Weg zurück, sowohl für die Serie als auch für ihre Figuren. Und so geht es eben nach vorn: Awesome und Ellie nehmen neue Jobs in Chicago an, und Morgan und Alex möchten zusammenziehen. Und Casey? Nun, er macht sich auf die Suche nach einer gewissen Gertrude…
Sogar Linda Hamilton in der Rolle von Chucks Mutter haben die Autoren zu diesem Abschied zurückgebracht – in einer der amüsantesten Szenen im Finale: Sie zieht die Waffe, wobei Devon Clara die Augen zuhält, damit sie ihre Oma nicht so sieht. Und anstatt Quinn zu erschießen, trifft Chuck Caseys Hubschrauber, was für eine Weile für Verkehrsprobleme in Berlin sorgt. Deutschland wird übrigens ab sofort eine wichtige Rolle für manche der Chuck-Figuren spielen – etwa für Jeff und Lester, die in Berlin einen großen Auftritt mit A-Has Take on Me hinlegen, woraufhin sie prompt ein deutscher Musikproduzent mit einem Angebot aufsucht.
Eigentlich gehört Jeffsters Performance zu einer Rettungsaktion, bei der Chuck sich gezwungen sieht, wieder einmal die Intersect-Brille aufzusetzen: um die Welt zu retten, nicht um Sarahs Erinnerungen zurückzuholen. Wie könnte die Serie eigentlich anders enden als mit dem Intersect in Chucks Kopf? Das wirklich Schöne an diesem Ende ist allerdings die letzte Szene mit Chuck und Sarah am Strand. Nicht nur wegen der Romantik (Chuck? Kiss me!), sondern wegen des Gefühls, das die Serie hier heraufbeschwört – nicht für die Vergangenheit, sondern für Chucks und Sarahs Zukunft. Der Kuss bewirkt zwar kein Wunder, aber doch eine Art Anfang für die beiden, ohne die Belastung einer Mission (Last Mission – Running Gag) wieder zueinander zu finden. Lebt wohl, Chuck und Sarah!
Wenn ich das hier wieder lese, fange ich fast gleich noch mal an zu heulen…
Das Finale war schon gut. Aber ich zumindest hätte mir dann doch ein richtiges Happy-End gewünscht. Wenn es sich eine Serie je verdient hat, dann Chuck.