NCIS: Tell-All (8×19)

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Eigentlich dienen die Eröffnungssequenzen bei NCIS nur dem Auffinden ermordeter Menschen, die auf irgendeine Art und Weise mit Mitgliedern der US-Marine zu tun haben. Tell-Alls erste Minuten sind nicht anders, aber sie veranschaulichen sehr gut die Stimmung, die die gesamte Episode bei Langzeit-NCIS-Zuschauern erzeugt.

Tell-All wirkt wie der kühle Morgen eines der ersten warmen Frühlingstage. Sie weckt Erinnerungen. Es sind kleine Details, Erzählsegmente, die dem Zuschauer aus der NCIS-Mythologie so vertraut sind wie der Geruch von noch feuchtem Gras unter den Füßen an einem der besagten Frühlingsmorgen, der nicht anders ist als alle anderen vor ihm. Tell-All erzählt keine besondere Geschichte, aber die Episode fühlt sich angenehm vertraut an und strahlt eine gewisse Leichtigkeit aus.

Dabei geht es um Waffenhandel, Geheimagenten, zwei Morde und eine… Hochzeit. Dem zugrunde liegt das Thema der Liebe. Die Episode handelt vom Verschwinden der Romanze in einer multimedialen Gesellschaft, wo dein Nächster ein Avatar ist und Emotionen als Reihe von Einsen und Nullen decodiert werden. Der Tod ist ein mediales Ereignis, kein tatsächliches.

Gibbs (Mark Harmon) und sein Team untersuchen die Morde an zwei DIA (Defense Intelligence Agency)-Agenten und kommen dabei einer gewissen Jinn und einem Buch namens „Operation Birdsong“ auf die Spur. Die ganze Geschichte hat, trotz Tonys (Michael Weatherly) Referenzen auf The Ring, nichts Übernatürliches an sich, denn Jinn ist ein High-School-Mädchen, das sich per Mausklick mit Waffenhandel beschäftigt; die Resultate sind für sie keine Leichen, sondern eben Einsen und Nullen. Aber dieser Fall ist nur NCIS’ Mittel zum Zwecke der Gesellschaftskritik: Das eigentliche Anliegen ist eben… die Liebe.

Nicht schlimm also, dass der Fall ganz nach Procedural-Schema mit der Überführung des Ehemanns endet. Der Mord geschah aus Eifersucht. Dabei könnte man sich doch, wie Gibbs sagt, einfach scheiden lassen, wenn man Probleme mit seiner Frau hat. Gibbs weiß, wovon er spricht: Er ist geschieden – von einer Frau namens Diane, von der auch Fornell (Joe Spano) geschieden ist, Gibbs’ bester Freund (mittlerweile können wir ihn so nennen, oder?). Fornell-Gibbs-Episoden haben immer ein gewisses Etwas. In Tell-All versuchen beide einer Hochzeit zu entgehen, denn Diane heiratet erneut und hat ihre beiden Ex-Männer eingeladen. Am Ende gehen sie beide nicht hin.

Wohin die Sache mit Tony und Special Agent EJ gehen wird, fragt sich wiederum Ziva (Cote de Pablo). Was ist zwischen den beiden überhaupt passiert? Tony flüchtet sich in Film-Referenzen und gibt keine wirkliche Auskunft. Es bleibt abzuwarten, was die NCIS-Autoren mit diesem Nebenplot anstellen wollen, während Gibbs – schön, ihn mal wieder im Keller bei der Arbeit zu sehen – und Fornell einen Ex-Männerabend mit bestelltem Essen genießen.

Zum Schluss nicht vergessen, was Ducky in dieser Episode vor Palmer anspricht: Der Spaß des Entdeckens und Erfahrens darf nicht verloren gehen – sei es in einer Romanze oder in einer Autopsie. Dieses Vergnügen liegt nicht darin, einen Wikipedia-Artikel darüber zu lesen, wie das nasse Gras riecht. Also: einfach weniger “squeaking”, ich meinte tweeting, und mehr barfuß laufen.

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