Persons Unknown wird vermutlich in die Reihe der Serien mit einem äußerst unbefriedigenden Ende eingehen. Die internationale Produktion, die NBC den ganzen Sommer durch die mediale Gegend geschubst hat, wird mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit keine zweite Staffel erleben.
Schon seit der Entstehung von Persons Unknown ging die Rede davon, eine abgeschlossene Produktion aus dreizehn Episoden anzubieten. Von daher würde sich die Frage gar nicht erst stellen, ob die Autoren dieses Finale in der Hoffnung auf eine zweite Staffel inszenierten… Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die letzte Episode tatsächlich als Serien- und nicht als Staffelfinale gedreht wurde, ergeben sich noch mehr Fragen.
Für mich glich die Persons Unknown-Erzählung einer relativ harmlosen Achterbahnfahrt. Die Serie hat definitiv ihre Momente und bringt nette Wendungen innerhalb der Narration, aber ein Niveau durchhalten oder gar kontinuierlich steigern konnte sie nie. Man hatte das Gefühl, Persons Unknown versuche nicht nur uns Zuschauer zu verwirren, sondern bringe sich im Zuge dessen selbst in Verwirrung. Dazu kommen die für solche Kammerspiel-Inszenierungen entscheidenden schauspielerischen Leistungen, die unterm Durchschnitt bleiben.
Zugegeben: Mark – der sich als Janets Ex-Mann erweist – und Kat außerhalb der geheimen Stadt handeln zu lassen, war eine sehr gute Idee, denn das brachte nicht nur Entlastung für die Gruppe der „Auserwählten“, sondern man konnte die Enthüllungen auf beiden Seiten schön aufeinander zukommen lassen. Eine weitere gute Entscheidung, auf Figurenebene: das Hinzufügen von Erika/Teresa zur Gruppe. Sie brachte die nötige Abwechslung und Unruhe, da sich die Teamdynamik festzufahren drohte.
Zurück zum Hauptthema, zu The Program: The Program analyzes vast amounts of information about how the world is going. Und es führt Experimente mit Menschen durch, die darauf abzielen … ja: worauf eigentlich? Das ist der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen, wie auch so einiges Andere. Das Programm ist eine Institution, ein Überwachungsapparat, der die Welt so sehr durchdrungen zu haben scheint, dass er selbst zur Welt geworden ist. Die Welt ist das Programm und überwacht sich selbst. Aus diesem Grund stimmt Jos Behauptung, dass es keinen Weg aus dem Programm gebe… Nein, den gibt es nicht. Nur einen zweiten Level. Willkommen in Level 2! Das sind die letzten Worte im Persons Unknown-Finale.
Wir kommen zur Eingangsfrage zurück: können wir überhaupt von einem Finale sprechen? Das Finale ist eigentlich ein Neustart. Die Serie fängt von vorne an: genau an dem Zeitpunkt, wo wir einige enthüllende Informationen bekommen haben; etwa die Erkenntnis über Janets Mutter oder dass es ein Gefangenenlager gibt. Außerdem wurde uns mehrmals mitgeteilt, dass Janet „besonders“ sei. Aber sind das nicht alle? Wie wir sehen, schafft es die ganze Gruppe (wenn auch ungewollt) bis zum Level 2. Abgesehen von Tori – aber sie ist nicht tot, wie wir dachten, sondern Hotel Manager Nr. 3 für die neue Gruppe von „Auserwählten“, die Jo wieder einmal betreuen darf. Zu dieser Gruppe gehört auch Mark, während Kat zusammen mit Toris Vater im Gefangenenlager sitzt.
Man muss zugeben, dass das Finale mit spektakulären Überraschungen aufwartet – diese aber bringen genauso spektakuläre Fragen mit sich, nach ihrem Zustandekommen nämlich. Oder scheint euch alles nachvollziehbar, und eure Fragen sind beantwortet? Mein persönlicher Eindruck war ganz einfach der, die Autoren hätten im Serienfinale endgültig das Handtuch geworfen und sich auf die Zuschauer verlassen – nach dem Prinzip „Sie werden sich schon was zusammenreimen“… Mich würde es interessieren, was ihr euch zusammengereimt habt und was ihr insgesamt von Persons Unknown haltet. Besteht vielleicht die Qualität der Serie genau darin, keine Antworten zu liefern, sondern der Vorstellungskraft das Feld zu überlassen?