I smell a Rat kommt sehr sprunghaft daher. Das liegt nicht (nur) am spritzenden Blut, sondern an der Konstruktion der Episode: Die Erzählung springt von einem Punkt zum anderen und versucht, uns möglichst viel Information mit auf den Weg zum Finale zu geben. Man könnte fast sagen, dass das schnelle Vorspulen von einer Szene zur nächsten den Ereignissen nicht gerecht wird.
Im Vergleich zur zweiten Staffel hat True Blood das Erzähltempo der dritten bislang in der Balance halten können. Inzwischen aber scheint den Autoren zu dämmern, dass bis zum Finale nicht genug Zeit bleibt für all die zahlreichen neuen Figuren und Nebenhandlungen. Aus diesem Grund marschieren wir in I smell a Rat in einem Wahnsinnstempo durch die True Blood-Welt, die mit der Fee Sookie Stackhouse ihre Pforten öffnet:
Mitten im Satz steigen wir in die Unterhaltung zwischen Sookie (Anna Paquin) und Bill (Stephen Moyer) ein, als sie gerade auf die Wahrheit über ihr Wesen reagiert. (Bin ziemlich gespannt auf eure Reaktion auf diese Enthüllung…) Sookies Reaktion: I’m a fairy? How fucking lame. Sookies Sippe muss eine besondere Art aus der Feenwelt gewesen sein: ich jedenfalls höre zum ersten Mal von Feen, die zu sexuellen Übergriffen neigen, wie Bill Sookies Halb-Mensch- und Halb-Fee-Natur erklärt. Außerdem hätten die Vampire die Feen vor langer Zeit ausgelöscht. Warum? Weil ihr Blut so köstlich ist. Ist Sookie also nur deshalb wichtig, weil sie schmeckt? Wenn man Eric (Alexander Skarsgard) fragt – ja!
Nachdem Bill mit Eric die übliche Sie-gehört-mir-Konversation führt und Eric zu Sookie sagt, sie könne Bill nicht trauen, kommt es später endlich zu einem Kuss. Eigentlich zu zwei Küssen – einem geträumten und einem tatsächlichen. Diesmal ist es Sookie, die zu Eric geht und ihn wegen seiner Abschiedsworte und seiner Warnung zur Rechenschaft zieht. Die leidenschaftliche Szene zwischen den beiden wird von Pam (Kristin Bauer) unterbrochen: Blah, blah, vampire emergency, blah. Sie sorgt sich: wegen Eric und der Tatsache, dass er ihr alles überschrieben hat für den Fall, dass Russell – laut Eric der älteste Vampir auf dem Planeten – Erics Existenz beendet. True Blood kann schnell zu True Death werden… Aus diesem Grund beruhigt Nan Flanagan die nation, indem sie Russell als “an extremist and a terrorist“ brandmarkt. Ganz ehrlich und mit Sookie gesprochen: True Bloods politische Allegorien waren immer schon „fucking lame“.
Zurück zu den Enthüllungen: Sams Film Noir-Erinnerungen (Flashbacks) zeigen uns, dass er, einst ein charmanter Dieb, von der Liebe betrogen und auch noch zum Mörder wurde. Mit Hilfe von V versetzen sich Lafayette und Jesus selbst in einen Flashback-Zustand. Dieser hält – gemessen an den anderen Nebenplots dieser Episode – ziemlich lange an und enthüllt uns, dass beide aus Black Magic-Familien stammen. Und Arlenes Kind stammt nicht von Terry. Sie beichtet ihm das – und obwohl er trotzdem Vater sein will, ist sie bereit, mit Hollys (sie ist eine Wicca) das Baby los zu werden.
Tara bleibt definitiv nichts erspart: In einer sehr emotionalen Szene teilt ihr Jason die Wahrheit über Eggs mit. Hoyt und Jessica gestehen einander ihre Liebe, und in Jasons Wohnzimmer taucht ein schwarzer Panther auf, der ihn im nächsten Moment freundlich anlächelt – es ist Crystal! Russell wiederum ist nicht damit beschäftigt, die Auslöschung aller zu planen, sondern mit Trauerarbeit – die darin besteht, junge Männer, die wie Talbot aussehen, zu lieben und zu töten. Währenddessen landet Sookie in Erics Kerker.
So. Jetzt – nach dem rasanten Blah, blah, vampire emergency, blah-Durchlauf – einmal tief Luft holen… und auf nächste Woche warten.