Erste Frage, die mich beschäftigt: Warum haben die Supernatural-Autoren vor allem in dieser fünften Staffel so viele Figuren beseitigt? Klar, der Kampf zwischen Gut und Böse ist kein Spaß und fordert Opfer. Wenn man aber Figuren wie Ellen und Jo oder Trickster aka Loki aka Gabriel, den Erzengel, so mir nichts, dir nichts über die Klinge springen bzw. in den Erzengel-Dolch laufen lässt, kann es später knapp werden. Oder wird die sechste Staffel eine Art Neuanfang?
Wenn man die üppige Supernatural-Mythologiewelt betrachtet, muss man konstatieren, dass nach dieser Episode nicht mehr viele mythologische Figuren geblieben sind. Auf jeden Fall nicht auf Seiten der Gottheiten. Welche Serie kann es sich schon leisten, in einer einzigen Episode einen Erzengel zu opfern und auch noch etliche heidnische Götter, wie Ganesh, Odin (hat er nicht eigentlich nur ein Auge?), Baldur und Baron Samedi, nachdem schon letzte Woche auch Dirty Dozen-Engelchef Zach erledigt wurde?
Immerhin überlebt Kali (Rekha Sharma) – bzw. sie wird von ihrem Liebhaber Gabriel gerettet und von den Winchester-Brüdern weggefahren. Sehr hübsch von den Autoren (damit bleiben sie ihrer Linie treu), die Gottheiten, den mythologischen Überlieferungen entsprechend, in allzu menschliche Liebschaften und andere Kleinigkeiten zu verwickeln – anstatt sie nur als geschlechtslose gewalttätige Energiewesen darzustellen, wie die so genannten führenden Weltreligionen es tun. Kali trifft es: In ihrer Rede bei der Was-sollen-wir-mit-der-christlich-jüdischen-Apokalypse-tun-Versammlung aller Götter im Viersternehotel Elysian Fields (nice!), zu der Dean und Sam gelockt werden, nimmt sie den spirituellen Imperialismus unter Beschuss und stellt fest, dass die christlich-jüdische Garde auch nur eins versteht: Gewalt!
An dieser Stelle habe ich gedacht: There will be blood. Und so kommt es auch, aber es ist Lucifer, der im Hotel eincheckt und ein Blutbad anrichtet. Dabei ist sein letztes Opfer sein eigener Bruder Gabriel: Sehr starke Szene zwischen Richard Speight Jr. und Mark Pellegrino. Aus diesem Grund ärgert es mich ein bisschen, dass Gabriel, der Trickster in Witness Protection, nicht mehr von der Partie ist, denn seine Auftritte brachten immer frischen Wind und eine andere Perspektive auf die Erzählung. Und die Parallelen zwischen ihm und Dean sind ja kaum zu übersehen, da beide ihre wahren Gefühle hinter verbittertem Sarkasmus verstecken – ganz zu schweigen von den strukturellen Familien-Ähnlichkeiten.
Eine andere Frage: Wo ist Gott, wenn der eine Bruder den anderen umbringt, weil er sich für die Seite der Menschheit entschieden hat? Und wer sich gefragt hat, wo die apokalyptischen Reiter abgeblieben sind, bekommt die Antwort in einer der ekligsten Szenen im Fernsehen in letzter Zeit. Matt Frewer als Pestilence mit Autonummernschild: SIKN TRD – Awesome! Da müssen die Winchester-Brüder eine Münze werfen, wer ihm den Ring abnehmen darf. Warum den Ring? Oh: ihr habt Casa Erotica 13 mit Gabriel in der Hauptrolle nicht gesehen? Dann mal los!
Fast vergessen – ganz laut rufen: GHOSTFACERS!