Supernatural: The French Mistake (6×15)

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Oh my God, they killed Misha! Mit dieser Meta-Referenz wollen wir unsere Unterhaltung über einige der lustigsten Minuten in der Supernatural-Geschichte einleiten. Obwohl sich Supernatural regelmäßig selbstreflexiv zeigt, läuft The French Mistake tatsächlich auf einer Meta-Meta-Ebene ab. Wenn wir freilich über „meta-“ sprechen, dann gehen wir doch von einer existierenden Ebene der Normalität aus – oder nicht? Und die fällt komischerweise immer mit der eigenen Realität zusammen… Vielleicht steht auf der anderen Seite des Fensters ein Vladislav Tinchev, der sich als den echten empfindet, und denkt über mich: Gott, ist der peinlich mit diesem ständigen Geschreibe über irgendwelchen Meta-Selbst-Referenz-Blödsinn und kommt sich dabei auch nocht toll vor… Wer will das schon lesen?

Wer will schon eine Serie gucken, die sich Supernatural nennt, in der zwei bis zu den Ohren geschminkte Hübschlinge (Oh crap, I’m a painted whore.) Pappmonster jagen und hölzern auf die Motorhaube gelehnt über Gefühlsregungen (So we’d have to blow off the scene where they sit on the Impala and talk about their feelings.)  sprechen?

Nun: wie ausgerechnet diese beiden Hauptfiguren ihres eigenen Lebens erfahren, gibt es eine Menge Verrückter, die ihnen gern zuschauen. Mit The French Mistake rechnet Supernatural letztendlich mit sich selbst ab, angefangen mit den zwei Hauptdarstellern und dem ganzen Produktionsprozess bis zu der Erzählung über eine Welt, in der es keine Magie gibt. Für mich besteht die Meta-Aussage nicht so sehr in den Humoreinlagen dieser Episode, sondern in dem Kommentar über unsere Realität, in der die magische Essenz des Lebens verloren gegangen zu sein scheint; die Menschen sehnen sich danach – und finden sie dann in TV-Erzählungen wieder (früher waren es mal Bücher). Mit The French Mistake kreiert Supernatural nicht nur eine weitere Welt innerhalb der eigenen fiktionalen Welt, sondern kommentiert sich selbst als Teil unserer Welt.

Natürlich erfordert es Zeit, auf all die eigenen Schwächen und Stärken einzugehen, und für den handlungsübergreifenden Erzählstrang bleibt nicht viel davon übrig. Er ist hier mehr Mittel zum Zweck. Nichtsdestotrotz kommt man einen gewaltigen Schritt voran: Wir erfahren, dass Raphael Balthazar (Sebastian Roche) jagt, der den Schlüssel zu den von ihm entwendeten Himmelswaffen besitzt. Diesen Schlüssel händigt Balthazar am Anfang der Episode den Brüdern aus und schickt sie in eine Parallelwelt, um sie vor Virgil, Raphaels Handlanger und Waffenmeister des Himmels, zu verstecken.

Auf der anderen Seite des Fensters, durch das sie Balthazar wirft, finden sich Sam und Dean auf einem TV-Set wieder, wo man sie Jared Padalecki und Jensen Ackles nennt und die beiden als Hauptdarsteller der TV-Serie Supernatural bekannt sind. Ab diesem Zeitpunkt ist die Handlung ein Feuerwerk an Kommentaren zu allen Klischees, die man über die Produktion der Serie kennt und die von der Presse stets munter weiter getragen werden. Wir bekommen nicht nur Jensens angeblichen Riesenwohnwagen (mit einem Risenaquarium) zu sehen, sondern genauso Jareds Over-the-Top-Zuhause, in dem seine Ehefrau Ruby – ich meine natürlich: Genevieve Cortese – auf ihn wartet.  Außerdem wundern sich alle darüber, dass die Hauptdarsteller überhaupt miteinander sprechen; Cas ist „nur“ Misha Collins, ein mit gestylten Harren twitternder Jammerlappen.

Krönung dieser Selbstreferenz-Eskapaden: die Szene mit Sam und Dean (oder Jared und Jensen), als sie versuchen, tatsächlich auf dem Set ihren Part zu spielen. Sams Herumfuchteln im Hintergrund und Deans mit gewaltig hervor tretendem Kiefer männlich gegrölte Line sind in der Kombination unschlagbar! Auch der Schöpfer der Serie und die neue Showrunnerin kommen nicht ungeschoren davon. Man könnte sagen, dass Supernatural in The French Mistake den „offiziellen“ Abschied von Eric Kripke feiert. Dieser ist sehr schön in Western-Style inszeniert. Während Sera Gamble nur eine gestresste Stimme am Telefon bleibt, taucht Kripke auf, gespielt von Micah A. Hauptman, und wird von Virgil erschossen, der ebenfalls in die Realität rübergekommen ist. Nicht nur Kripke, sondern fast die komplette Crew muss dran glauben – inklusive Misha Collins.

Und Balthazars Schlüssel? Er erweist sich als eine Art McGuffin: seine einzige Bedeutung bestand darin, Raphael abzulenken, während Cas die Waffen beschafft und somit das Blatt im Bürgerkrieg des Himmels wenden kann. Und Dean und Sam? Sie können sich wieder ihrem Leben, ihrer Welt widmen, in der es noch Magie gibt. Und jede Menge versiffter Motelzimmer.
Und wir? Wir dürfen dabei sein…

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