Willkommen zur zweiten Hälfte dieser Supernatural-Staffel, deren erste Hälfte sowohl die Winchester-Brüder als auch uns Zuschauer mit mehreren tragischen Verlusten konfrontiert hat. Ich werde jetzt das schönste Lächeln aufsetzen, das ich hinbekomme, und versuchen, die Ereignisse in dieser Episode professionell abzuhandeln. Zum Glück ist der Schreibprozess keine Live-Übetragung, sonst könnte man im Close-Up trotz Lächeln die Tränen in den Augen sehen… Viele Fans konnten und wollten nicht glauben, dass Bobby Singer tatsächlich gestorben ist: aber es ist die Wahrheit. Und Adventures in Babysitting geht gut mit dieser Erkenntnis um, zumindest meiner Meinung nach. Nach dem Teaser, der in den Fall der Woche einführt, beginnt die Episode wortlos: genauso, wie wir Zuschauer nach dem Ende von Death’s Door zurückgelassen wurden – und so wie wir einige Wochen Zeit hatten, darüber nachzudenken, mussten auch Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) drei wortlose Wochen hinter sich bringen.
Die Überschriften übernehmen deren Zählung; die Bilder bestehen meist aus Close-Ups von Sam und Dean, deren Gesichter sich wortlos wieder in Dunkelheit auflösen, so dass man als Zuschauer die Dunkelheit in den beiden Brüdern zu spüren bekommt. Keine Träne, kein Wort – bis zur dritten Woche, in der sie langsam ihre Arbeit wieder aufnehmen. Denn auch wenn die Rettung der Welt immer eine persönliche Sache für die beiden war, besitzt sie dieses Mal einen Kern aus Rachedurst. Natürlich war nicht Bobby der biologische Vater der beiden, sondern John Winchester – aber war John wirklich ihr Vater? Im Rückblick und hinsichtlich Bobbys Tod würde ich behaupten, dass dieser Tod auf emotionaler Ebene schwerer wiegt als Johns Abschied damals. Vor allem der Zeitpunkt für Bobbys Ableben hätte nicht besser gewählt werden können, wenn man das so sagen darf. Nicht nur wurde er in letzter Zeit immer öfter in die Ereignisse involviert, sondern man schien sogar ein mögliches „love interest“ für ihn gefunden zu haben – und für die Brüder war er mehr denn je das Gegengewicht zu ihrem ständigen emotionalen Desaster.
Vielleicht ist Bobbys (Jim Beaver) Abwesenheit der extreme Schritt, der das ewige emotionale Hadern zwischen Sam und Dean aus dem Teufelskreis der Wiederholung befreit; und andererseits fühlt sich Bobbys Tod an wie der erste große Schritt der Serie selbst zu einem möglichen Ende. Darüber aber möchte ich jetzt nicht spekulieren, sondern eher über das Vorhaben von Dick Roman & Co. Ausgerechnet auf Bobbys alten Bekannten Frank (Kevin McNally), den paranoiden Überwachungsspezialisten (schließen diese beiden Wörter einander nicht eigentlich aus?), sind Sam und Dean angewiesen, um herauszufinden, was hinter der Zahlenfolge steckt, die Bobby den beiden hinterließ. Ich würde nicht behaupten, dass Frank ein Bobby-Ersatz werden soll. Es ist zu früh für so etwas. Aber mir gefiel der Austausch zwischen ihm und Dean – vor allem die Szene auf dem Feld (Dean zu Sam am Telefon: Relax, it’s a field, not a Death Star), das wir auch als Dick-Areal bezeichnen könnten: This one says, ‘Manager’, that one says, ‘Technician!‘ Übrigens: Ist es ein Zufall, dass die für Roman tätige Angestellte auf dem Grundstück einen Regenmantel im Castiel-Style trug?
Während Dean mit Frank das Dick-Areal überwacht, macht sich Sam auf den Weg, einen anderen Hunter zu retten, dessen vierzehnjährige Tochter Bobbys Nummer angerufen hat. Es handelt sich um vampirartige Geschöpfe namens Vetalas, die Sam im Handumdrehen gefangen nehmen, um ihn wie ihre anderen Opfer langsam auszusaugen. Der Nebenplot um Dean und Krissy gehört zu den typischen Supernatural-Plots, in welchen die Brüder auf ihr jüngeres Selbst zu treffen scheinen und über Was-wäre-wenn nachdenken. Also nichts Neues… oder vielleicht doch? Am Ende sehen wir Dean hinterm Steuer sitzen und – lächeln, während sich Sam wie in alten Zeiten zum Schlafen an die Impala-Tür sinken lässt. Haben Franks Worte (I call it being professional. Do it right, with a smile, or don’t do it.) und Krissys Schicksal Dean irgendwie wieder auf die Beine gebracht? Mit einem lachenden und einem weinenden Auge endet die Episode, womit sie auch die Gefühle der Zuschauer nach Bobbys Abschied spiegelt.