Category Archives: Dexter

Dexter: The Getaway (4×12)

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Meiner Meinung nach war es ein gelungenes Finale – und ein Ereignis trat ein, das Kritiker (siehe EWs Ken Tucker) und Fans seit Wochen heraufbeschworen haben. Trotz etlichen Unzulänglichkeiten (wie die Romanze von Batista & LaGuerta) ist die vierte Staffel eine abgerundete Sache. Sie erzählt uns, wie Dexter mühsam ein Familienleben aufbaut und führt und darin einen Platz und Sinn für The Dark Passenger zu finden sucht.

Wird der Dämon in ihm verschwinden – oder gibt es doch nichts auf der Welt, was ihm auf dieselbe Art und Weise Freiheit und Erfüllung bringt? Ist seine Leere überhaupt zu füllen? Über lange Strecken setzt diese vierte Staffel Dexters Leere als Mittel zum Zweck ein, um in der Serie Kleinstadtidyll-Gefühlskonflikte wie Ehrlichkeit etc. durchzuspielen, was von den Fans stark kritisiert wurde. Aber man muss anmerken, dass Dexter nie ins Melodramatische abrutschte und am Ende doch zu seinen Wurzeln zurückfand:

Born in Blood. Both of us!

Genau in dem Moment, als Dexter dabei ist, seinen eigenen Code zu vervollständigen, ein Leben zu führen, in dem er in erste Linie die ihm nahe Stehenden beschützt, kehrt das Verdrängte mit aller Macht zurück – auf eine sehr traumatische Art und Weise. Baby-Harrison in der Blutlache mag manchen als übertriebene oder gar klischeehafte Inszenierung erscheinen, aber im Kontext der ganzen Entwicklung betrachtet – etwa angesichts der Tatsache, dass Deb von Dex’ Herkunft erfährt – wirkt sie um so logischer und eigentlich unvermeidlich. Außerdem ist dieses Finale dramaturgisch mit der Darstellung des Kreises, der sich schließt bzw. neue öffnet, eine Art Reboot für die fünfte Staffel, die vermutlich die letzte sein wird und uns hoffentlich einen krönenden Abschluss beschert.

Dexter war „born in blood“, gerät nun direkt in Harrys Rolle und muss sein eigenes Kind genauso vorfinden wie Harry damals ihn. Debra deckt Harrys dunkle Vergangenheit auf und wird das Trauma in Dexters Gestalt, ihrer einzigen Stütze im Leben, ab jetzt immer vor Augen haben. Trinity landet in Einzelteilen an Bord der Slice of Life, aber er hat es geschafft, den blutigen Zyklus wieder zu starten.
Licht und Schatten: Ein blutiger Kreislauf, aus dem es kein Entkommen gibt, Dexter Morgan.

No more blinded by the light!

Dexter: Hello, Dexter Morgan (4×11)

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Nach der Verhaftung von Christine fürchtet Dexter, dass ihm kaum Zeit bleiben wird, Trinity zu töten, ihn für sich selbst zu haben, bevor seine Kollegen den Spuren folgen. Und die nötige Zeit zu schinden, ist Dexter die ganze Episode unterwegs, um am hellichten Tag falsche Spuren zu legen und Miami Metros Aufmerksamkeit auf einen durch einen Prostituiertenmord schon bekannten Fernfahrer zu lenken. Kein Wunder, dass die Kollegen den Spuren folgen, ohne Verdacht zu schöpfen – sie alle haben Anderes im Kopf: Angel und Maria beschließen zu heiraten, mit Dexter als Trauzeugen, um der Kündigung aus dem Weg zu gehen – ihr Chef hat Überwachungsbilder in die Hände bekommen, auf welchen man die beiden zusammen sieht.

Deb ist mit Christine und der Trauer um Lundy beschäftigt und Quinn mit der Feststellung, dass er ein Dummkopf ist und an der Nase herumgeführt wurde. Ob Dexters falsche Spuren und der Mord an dem Fernfahrer nachvollziehbar waren, ist eine Sache. Übrigens: die Dark Passenger-Tat war sehr schön, beinahe belustigend, im Schnellverfahren ausgeführt. Oder war es gar nicht The Dark Passenger? Vielleicht war es Dexter, der Familienvater, oder Dexter, der Bruder? Oder Dexter, der Miami Metro-Angestellte? Ich muss zugeben, dass Harrys ständiges Anprangern von Dexters Identitätsdilemma mir diesmal zu viel des Guten war. Vollkommen genügt hätte die eindrucksvoll inszenierte, kurze Szene, als Dexter vor dem Triptychon-Spiegel (obwohl der Spiegel vier Flügel hat) steht und die Kamera zu Harrys Worten von links nach rechts schwenkt; wir sehen eine Dexter-Spiegelung nach der anderen (und gleichzeitig dieselbe):
“Blood tech, husband, father, serial killer and now, Kyle Butler extortionist? Which one are you?”
“All of them.”

Genau den gleichen Schwenk macht die Kamera ganz am Anfang der Episode, von links nach rechts, aber dieses Mal von einem Bild zum nächsten. Sie schwenkt von Trinity, der die Nachrichten über die Rettung des kleinen Jungen sieht, zu Dexter, der dabei ist, die falschen Fährten zu fabrizieren.
Ich fand die Episode sehr schön aufgeteilt: in Deb-Christine-Teil und Trinity-Dexter-Teil. It’s all in the Family! Und es mag sein, dass Rita (Julie Benz) die meisten Fans nervt, aber sie führt ihre Rolle der konsequent und nachvollziehbar aus. Wird sie nach all dem, was passiert ist, Dexters „wirklicher“ Lebenspartner?

Da wir bei den Frauenfiguren sind: sie gaben in dieser Episode alles. Die Szenen zwischen Deb und Christine waren ein Kammerspiel zum Genießen, vor allem dank Jennifer Carpenters durchgehend grandioser schauspielerischer Leistung. Was Christine betrifft: Zum Abschluss ihres Dexter-Auftritts sahen wir, dass Courtney Ford nicht nur oben-ohne herumlaufen, sondern auch schauspielern kann.

Aber nichts kann das Spielchen zwischen Michael C. Hall und John Lithgow übertreffen! Ich werde hier nicht ins Detail gehen, da ihr Leser bestimmt ungeduldig seid, mit den Kommentaren anzufangen. Die allerletzte Szene zwischen den beiden drückt am besten ihre wechselhafte Beziehung aus. Nachdem Trinity Dexter bis zu seinem Arbeitsplatz gefolgt ist, da Dex in seine Rolle „Dexter Brother“ schlüpfen und Debra beistehen muss, betritt Trinity den Raum, in dem seine Geschichte an den Wänden klebt. Wie er da auf die Tafeln schaut und seine Taten Revue passieren lässt, sorgt für Gänsehaut. Darauf folgt die Begegnung zwischen den beiden, die uns anhand der wechselnden Ober- und Untersichtaufnahmen das Gefühl gibt, Trinity würde Dexter um mehrere Köpfe überragen: überlegen…
Der perfekte Abschluss vor dem Showdown!

Dexter: Lost Boys (4×10)

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Wenn man sich die Serie als Ganzes anguckt, kann der Zuschauer ihre Entwicklung durchaus nachvollziehen. Sie scheint eine natürliche. Ich glaube nicht, dass das Interesse an Dexter nachgelassen hätte, wenn The Dark Passanger und dadurch Dexter als menschliches Wesen statisch geblieben wären. Das ist es doch, was wir von der Figur einer Serie wollen, dass sie sich entwickelt. Und das tut Dexter, ab den Zeitpunkt, an dem er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wurde und sich selbst kennen lernte. I am a monster!

Als Dexter dieses feststellte, began Stück für Stück seine Entwicklung und ich finde, dass seine Figur im Moment viel differenzierte und unberechenbarer wirkt als in den ersten Staffeln, in welchen der Reiz des „Hunt and Kill“ unsere roten Blutkörperchen zum Glühen brachte. Dexter lernte bisher Stück für Stück durch seine Gegenspieler, was er ist. Im Vergleich dazu findet er mit Trinitys Hilfe diesmal heraus, was er NICHT ist und was er nicht sein will. Lost Boys ist, meiner Meinung nach, der Höhepunkt dieser Lektion, weil die Episode genau auf die Vergangenheit von Dexter als kleinen Jungen anspielt.

Der kleine verlorene Junge, ähnlich wie Trinity, suchte nach einem Weg mit der traumatischen Erfahrung umzugehen. Trinity versucht seine Unschuld als kleinen Jungen auf grausame Art und Weise immer wieder zu erlangen oder besser gesagt zu behalten, indem er unschuldige kleine Jungs lebendig begräbt. Wir erinnern uns auch an die Szene unter der heißen Dusche – Trinity versucht sich rein zu waschen! Dexter seinerseits versucht in den letzten Episoden der dritten und in dieser vierten Staffel eine Familie zu haben, sie zu lieben und zusammen zu halten.

Als Dexter über Codys Prügelei erfährt, realisiert er, wie mittlerweile involviert seine komplette Familie auf jeder Ebene seiner Existenz ist. Cody verteidigt Dexter, denn ein Junge behauptet Dexter den Camp, als er den unschuldigen Fotografen erledigte, verlassen gesehen zu haben. Die Gefahr seine Welt in eine wie Trinitys zu verwandeln, lässt Dexter realisieren und uns indirekt mitteilen, dass Serienmord nicht mehr so eine faszinierende Sache ist. Die Bewunderung über die Schönheit der Ice Truck Killer-Tatorte ist weg. Er hasst das Monster, das Trinity ist und hasst jede Ähnlichkeit zwischen sich und ihm.

Das erkennen wir nicht nur an seine verzweifelte Suche nach Trinity und dem Kind, sondern auch an seinen höchst emotionalen gewalttätigen Ausbrüchen Arthur gegenüber, sowohl in der letzten als auch in dieser Episode. Denn Trinity ist tatsächlich eine der schrecklichsten Kreaturen der TV-Geschichte. Die Schweiß treibende Entdeckung in Lost Boys war nicht so sehr, über Christines Kenntnis der Natur ihres Vaters und über sie als Lundys Mörderin zu erfahren, sondern dass Trinity nicht Trinity ist. Zu seinem tödlichen Zyklus gehörte immer schon ein weiteres Opfer, das Arthur Mitchell selbst als kleinen Jungen repräsentieren sollte.

Es ist nicht nur Dexters Empathie für die Eltern des vermissten Jungen (“can you imagine walking past your kid’s empty room”), die Dexter sogar in seinem Dark Passenger-Outfit tagsüber durch die Gegend fahren lässt, sondern auch seine Schuld, die eigene Familie so wie Arthur als „human shields“ benutzt zu haben:
I promise no one’s ever going to hurt you again, sagt er am Ende zu Harrison.  Dieser Satz gilt nicht nur dem kleinen Nachwuchs, sondern auch dem kleinen Dexter von damals. Diese stille Szene ist eine gelungene Reflexion über die hektischen Ereignisse der Episode und bietet etwas Ruhe vor dem Showdown in den nächsten Wochen.

Ich habe das Gefühl, dass die Dexter-Autoren einen „game-changer“ für uns parat halten, der vielleicht etwas mit Deb und Laura Moser und auch Rita zu tun haben könnte.

Dexter: Hungry Man (4×09)

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Noch nie haben wir Dexters Dark Passenger in der Anwesenheit mehrere „fremder“ Personen agieren sehen. Und es wirkte so erschreckend nicht nur weil Dexters Gefährlichkeit im buchstäblichen Sinne ans Tageslicht kam.
Dadurch wurden wir Zuschauer den intimen Momenten beraubt, in welchen wir alleine mit dem Dark Passenger waren. Ich hatte schon einmal die Frage gestellt, ob es für Dexter nicht an der Zeit wäre, einen neuen Code einzuführen, seinen eigenen, den Familiencode! Sein Ausraster während des Thanksgiving-Essens bei den Mitchells lässt einen besorgt zurück: The dream life is over.

Ich bin gespannt, wie die Dexter-Autoren ihn aus diesem Schlamassel wieder herausholen wollen, denn Trinitys Familie sah und hörte ihn, das heißt, wenn Arthur plötzlich verschwinden sollte, würde der Verdacht auf Dexter fallen. Außerdem fand Dexter in letzter Zeit seinen Halt nicht in dem väterlichen Code, sondern in seiner Familie und vor Masukas Augen küsst Rita (Julie Benz) fremd. Was wird passieren, wenn Dexter sich diesem Halt beraubt sieht? Ich schätze, diese Staffel nimmt Kurs auf ein blutiges Ende zu. Viele Dexter-Fans beklagen in den Internetforen Dexter „blutleerer“ Familien-Existenz.

Ich glaube, sie werden bald zufrieden gestellt werden. Denn falls Dexter diese Staffel blutig beendet, wäre das nur logisch. Denn der Kurs, den die Erzählung genommen hat, befasst sich mit Dexters „Vermenschlichung“ und es ist nur all zu menschlich, dass man indirekt und auch direkt seine Familie verteidigt, sich nicht unter Kontrolle hat und irrational, situationsbedingt handelt. Bekommen wir dann auf diese Art und Weise einen Beweis für Dexters „Fortschritt“? Ist es denn überhaupt ein Fortschritt? Handelt Dexter aus Mitgefühl, als er Trinitys Familie verteidigt oder aus Angst, so könnte auch seine eigene Zukunft aussehen?

Auf jeden Fall muss man wieder einmal, die darstellerische Wucht von John Lithgow erwähnen, denn bei den Szenen am Thanksgiving-Tisch und der davor, als er seinem Sohn den Finger brach, stockte einem der Atem! Und Jonah zerstört die Urne! Was wird geschehen, wenn sowohl auf Dexters Seite als auch auf Trinitys die Masken fallen gelassen wurden? Als Dexter Trinity sein wahres Ich zeigt, wirkt dieser geschockt, tatsächlich überrascht! Umso überraschter ist man als Zuschauer, als am Ende Christine (Courtney Ford) zu Arthur sagt: Hi, Dad!

Einen habe ich fast vergessen, nämlich Masuka. Ich hab immer schon die Figur gemocht und finde es sehr geschickt von den Autoren, wie sie langsam aber sicher ihn in den emotionalen Subtext der Serie einführen. Die Chemie zwischen ihm und Deb war immer schon vorhanden, aber wurde nur oberflächlich ausgenutzt, um Situationskomik zu kreieren. In dieser Staffel versucht man Masuka etwas mehr zu involvieren, angefangen mit seinen Worten zu Deb am Hafen-Tatort (der Fall mit der „mother of two“) und angelangt bei seinem Auftritt als Debs „wingman“ beim Thanksgiving.

Des Öfteren lieferte Masuka einen entscheidenden Durchbruch im Zuge der Ermittlungen und jetzt wird er vielleicht verantwortlich für einen anderen Durchbruch? Oder wird er den Kuss für sich behalten? Nach dieser Episode habe ich das Gefühl, dass die Autoren alles in Position haben, was sie fürs Finale brauchen oder mit Rita gesprochen: Everything is exactly the way it should be. Perfect.”
Und zum Schluss im Thanksgiving-Sinne: “I’m thankful for Dexter.”

Dexter: Road Kill (4×08)

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“Born in blood, both of us! So wurden die beiden Dark Passengers geboren und in dieser Episode hat Trinity seinen nicht wirklich unter Kontrolle! Als ich zurück an Road Kill denke, kann ich mich nur noch an eins erinnern: Die Gespräche zwischen Dexter und Trinity. Alles andere wird ausgeblendet oder soll man besser sagen, wir werden geblendet durch die strahlende Bildschirmpräsenz der beiden. Die Serie arbeitet in dieser Staffel sehr intensiv mit ihren Hell/Dunkel-, Licht/Schatten-, blenden/geblendet werden – Metaphern. Und nutzt jede Gelegenheit auch visuell dieses (Schau)spiel hervorzuheben. Man soll nur an die Szenen in Trinitys Garage oder an die Aufnahme in Trinitys Auto während der Fahrt nach Tampa und zurück denken: Trinity steht am Sarg vor dem Fenster durch welches das Licht buchstäblich strömt, er wird von dem Licht „umgarnt“, erscheint im (heiligen) Schein des Monströsen menschlicher Natur.

Und wir Zuschauer werden geblendet, genauso wie im Auto während Trinity redet und Dexters Voice Over zum Gesagten Stellung nimmt. Beide werden aus der Untersicht gefilmt, so dass Licht auf das Objektiv fällt und auch dadurch auf unsere Netzhaut: Blended by the Light! Ist Trinity von Dexters Schauspiel wirklich geblendet, um ihm zu vertrauen. Das hat mich wirklich überrascht, die Reise in Trinitys Vergangenheit, an der Dexter teilnehmen durfte und herausfinden, wie Trinity zum Monster wurde (worüber ihr richtig in euren Kommentaren von letzter Woche spekuliert habt).

Ich hab irgendwie erwartet, dass Trinity auch eine Falle für Dexter stellt, aber es wäre tatsächlich unlogisch Dexter zu misstrauen. Ist er dann der bessere Schauspieler? Das ist an diesem Punkt eine wirklich zweideutige Frage, weil die überwältigende Bildschirmpräsenz von Lithgow (und seine schauspielerische Erfahrung) den Eindruck entstehen lässt, alles wäre nicht nur eine Lektion für Dexter, sondern auch eine für Michael C. Hall. Nicht dass er eine bräuchte (wie oft will man ihn noch bei den Emmys übergehen?), aber so scheint es hier, wenn man den ganzen Allegorie-Metaphorik-Kramm zu Ende denen will. Zwei Serienmörder „on the road again“.

Und es endet nicht tödlich, wie Dexter es geplant hatte. Nachdem Arthur durch die Rückkehr in das alte Heim, komplett „abgleist“, ist ausgerechnet Dexter derjenige, der ihn rettet, als er an dem frühen Morgen vom Rand des Gebäudes „in die Sonne“ stürzen (und aufgehen?) will. Hier musste ich an Godriks Todesszene aus True Blood denken. Oder mit Rammstein gesprochen: Hier kommt die Sonne. Sie ist der hellste Stern von allen und sie wird vom Himmel fallen!
Dexter Gedanke: if this how I’ll eventually go, following years of pent up sorrow and regret?
Trinity: Confession is good for the soul.
Dexter: All the more proof I have no soul.

Und der Rest der Episode mit den Subplots, um Debs und Lundys tatsächichen Angreifer, die Angel-Maria-Lovestory und Ritas Nachbarschaftsflirt bleiben im Schatten der beiden Serienmörder.
Und nachdem jetzt der Bildschirm verdunkelt, kommen ein paar erhellende Gedanken/Fragen:
Ist es an der Zeit für Dexter einen eigenen Code zu entwickeln? Wie lange kann das Spielchen der beiden getrieben werden und welche Opfer wird es fordern?

Dexter: Slack Tide (4×07)

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Slack Tide war die Zusammenfassung dramaturgischer Muster innerhalb der Serie schlechthin: Verdacht innerhalb des Kollegenkreises (Doakes), gefährliches Spiel mit einem Gleichgesinnten (Brian, Prado) und der Mord an einem Unschuldigen (Prados Bruder). Quinn tritt, aus nicht so nachvollziehbaren Gründen, in Doakes Fußstapfen und wird Dexters neues „pain in the ass“. Da Dexter ihn mit Nachdruck darum bittet, seine Reporterfreundin von Deb fernzuhalten, sonst würde er Quinns Gesetzesübertretung melden, macht sich Quinn daran Dexter auf „ehrliches Leben“ zu untersuchen.

Anscheinend reicht so eine Art Drohung (obwohl eigentlich Quinn selbst der Freundin verboten hatte, Deb zu belästigen – aber zu einer Granate im Bett kann man nicht Nein sagen) und die Tatsache, dass Dexter eine eigene Wohnung auch nach der Hochzeit behielt, ihm Geheimnisse zu unterstellen und ihn zu stalken. Über Dex Wohnung erfährt Quinn ausgerechnet durch Deb, da er ihr bei dem Umzug hilft. Ja, sie zieht in die alte Wohnung ihres Bruders ein und widmet sich ab diesen Zeitpunkt mit Leib und Seele der Trinity-Untersuchung, was Dexter nicht so wirklich in den Kram passt. Das zwingt ihn sich zu beeilen, genau im Sinne von Harry, der in dieser Episode hartnäckig darauf beharrt, dass Dexter Trinity schnellstmöglich beseitigt.

Aber unser Lieblings-Serienmörder will noch lernen – „family-stuff“. So ergibt sich auch der interessanteste Abschnitt in dieser Episode: Two serial killers go for a ride. Why do I get the feeling this joke ends with only one of them coming back? Das Zusammenspiel der beiden und die dadurch erzeugte Stimmung erinnert an die allerersten Dexter-Episoden. Es wird solche Anspannung erzeugt, dass der Zuschauer mit Geist und Leib gewaltsam in die Bilder hineingerissen wird und dank der Performance der beiden Schauspieler lassen uns Szenen, wie die mit dem Reh, das Trinity aus seinem Leid nicht erlösen kann, in einem atemlosen eingefrorenen Zustand vor dem Bildschirm sitzen. Und wie sollte es auch anders sein, als wir am Ende sahen, was Trinity die halbe Episode, während Dexter seinen familiären Pflichten nachging, gebastelt hat: Einen Sarg!

Ich habe das Gefühl, dass für den Zeitpunkt, an dem sich die Staffel rein von der Anzahl der Episoden her befindet (und da ich die Vorschau für nächste Woche kenne), die Spannung zu schnell einen Höhepunkt erreicht hat und nach einer Lösung lechzt. Was dann? Es beschleicht mich ein unangenehmes Gefühl, das der Zweikampf zwischen Dexter und Trinity nicht annähernd alles sein wird!

Dexter: If I had a Hammer (4×06)

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In dieser Episode, komplett getragen von John Lithgow und Michael C. Hall, muss Dexter erkennen, dass Trinity eine Art Serienmörder-Vaterfigur für ihn wird.

Sehr interessant ist diese Tatsache hinsichtlich der Erzählung aus der dritten Staffel, in der Dexter Prado als Schüler/Kumpel hatte: nun ist Dexter selbst fleißiger Schüler des Top-Serienmörders Trinity, der ihn darin unterweist, The Dark Passenger unter der blendenden Sonne seelenruhig auf Miamis Promenaden spazieren zu lassen. Da wir gerade über Vaterfiguren sprechen: If I Had a Hammer ist die erste Episode der vierten Staffel, in der wir Harry nicht zu sehen bekommen. Lebensberatung erhält Dexter von Trinity selbst – oder sollen wir lieber sagen: Arthur Mitchell? Denn dies ist der Name des Serienmörders, der vor Jahren seine Schwester und seine Eltern auf grausame Art und Weise verloren hat und den Tod der Familienmitglieder anhand seines Todeszyklus’ inszeniert. Dexter ist fasziniert:
Camouflage is nature’s craftiest trick!

Ich fand es sehr schön dargestellt, wie diese Faszination Dexters eigene Camouflage-Aktionen schwer irritiert – was wiederum Rita auf den Plan ruft, die ihren Ehemann zur Eheberatung schleift. Die tatsächliche Beratung bekommt Dexter, wie gesagt, von Trinity in einer Episode, in der es um Ehrlichkeit geht. Ist die Ehrlichkeit der beste Weg, wenn man Blutstropfen seiner Opfer in der Lüftung aufbewahrt? Familie, Kirche und Arbeit – bei Trinity funktioniert das seit Jahrzehnten, weil er ehrlich und vom Herzen all das liebt!

Es ist für die Zuschauer faszinierend (mindestens für mich), wie die Serie das absolut Monströse, die komplett abwesende Menschlichkeit mit einer Lektion über Nächstenliebe und Familienwerte verbindet. Erschreckende Vorstellung! Dexter findet in dieser Episode genau das, was er nicht erwartet hat: Trinity spielt nichts vor, nicht einmal sein Todeswerkzeug versteckt er, sondern benutzt es in aller Öffentlichkeit; an den Wänden in seinem Haus hängen die „Spuren“ seiner Todesreisen. Am Ende realisiert Dexter, dass die Lektion, die er von Trinity zu lernen hat, darin besteht, sich selbst zu akzeptieren.

Das Gelernte weiß Dexter in alter Manier anzuwenden- während der Eheberatungssitzung wiederholt er die Worte, die vorher Trinity zu ihm sagte (nach der erschreckenden Szene mit der Urne seiner Schwester – die muss man aber selbst sehen!). Auch Rita lernt ihre Lektion – und lässt Dexter im Gartenhäuschen seine Todesutensilien und das ganze Zeug aus seiner alten Wohnung aufbewahren. „I’ll give you space!“

Dexter: Dirty Harry (4×05)

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“If anyone has ever deserved to be on your table, it’s this son of a bitch.” sagt Harry to Dexter. Ja, es kam, wie wir es erwartet haben. Trotzdem wartete diese Episode mit einer doppelten Überraschung auf.

Durch Debras Verletzung und Lundys Tod zieht Trinity Dexters volle Aufmerksamkeit auf sich. Vorausgesetzt natürlich, er ist der Schütze. Das nimmt man bei Miami Metro nicht an und konzentriert sich auf die so genannten Vacation Murderer, was wiederum Dexter freie Bahn gibt. In den allerersten Sekunden der Episode befindet sich Dexter erst einmal im freien Fall, als er um das Leben seiner Schwester fürchtet: If Deb dies, I will be lost. Sein emotionaler Zustand (ja, soweit sind wir gekommen, so etwas über Dexter sagen zu können) wird mit Hilfe der Handkameraaufnahmen aus seiner Perspektive unterstrichen – er ist komplett durcheinander, desorientiert und … besorgt, was fast zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit einem Polizisten führt.

Dexter muss innerhalb kürzester Zeit mit einem monströsen Komplex an Emotionen fertig werden und Michael C. Halls Darstellung trifft es genau: Von dem Zeitpunkt, an dem er seine Schwester zu verlieren droht bis zu dem, wo Rita ihn mit seinen Lügen über die alte Wohnung konfrontiert, scheint Dexter innerhalb des eigenen Körpers und der eigenen Gedanken sich selbst zu verlieren. Sein Voice Over ist sparsam.

Diese Episode gehörte sowieso der Familie Morgan (und dadurch der Familie Hall) und vor allem Jennifer Carpenter. Ihre Darstellung einer völlig aus dem Bann geratenen Frau, die sich für den Leid aller um sie herum verantwortlich fühlt, war absolut rührend und einfach nur tolle Schauspielleistung. Jennifer Carpenter brachte einen den Atem stockenden Rhythmus darin: Es schien so, als würde sie am Anfang ihre Emotionen einsammeln, Stück für Stück, bis das Fass überlief und sich alles am Tatort (wo auf sie und Lundy geschossen wurde) vor den Augen und in den Armen ihres Bruders entlädt.

Eine sehr strake Episode, deren einzige Schwäche die Nebenplots um Maria und Angel, und Quinn und seine Reporterin waren. Es war unnötig sie mittendrin in dem Broadway-Kunststück der Familie Morgan zu bringen. Ich hofffe, die Autoren haben etwas mit diesen Figuren vor, ansonsten sind sie kaum zu gerechtfertigen (ganz egal wie süß Angel und Maria zusammen sind).

Und das Ende? The Dark Passenger auf der Jagd nach einem anderen Serienmörder!  Oder soll man lieber sagen, nach einem gleichen bzw. ähnlichen Serienmörder? Denn Trinity erweist sich als leibender Vater und Ehemann:
“Lundy was wrong, I was wrong,” sagt Dexters Voice Over. “None of us knew pieces of the puzzle were missing. Trinity’s a husband, a father. He’s like me.”
Ich fand es auf jeden Fall erstaunlich, dass Dexter so schnell Trinitys Gesicht zu sehen bekam, das heißt aber lange nicht, dass es eine kurze Auseinandersetzung sein wird.

Dexter: Dex takes a Holiday (4×04)

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Nachdem Rita Dexter letzte Woche dabei erwischt hatte, wie er die Security Lights zerschmettert, war ich überrascht zu sehen, dass anstatt einer Konfrontation Rita und die Kinder einfach in den Urlaub fahren und Dexter Zeit zum Erholen geben. Was für eine Ehefrau! Die Abwesenheit der Familie bringt The Dark Passenger auf den Plan – und der hat eine ganz genaue Vorstellung davon, wie man die freie Zeit verbringen soll. Das Ziel heißt Zoe: sie ist Polizistin, die, wie sich herausstellt, ihre Familie ermordet hat. Nun, Zoe erweist sich als nicht so leichte Beute, wie Dexter am Anfang denkt. Das Katz-und-Maus-Spiel inklusive Zoes Flirtversuche war wirklich zum Genießen.

Sehr schön inszeniert – vor allem die Tatsache, dass Dexter ausgerechnet einer Frau nachgeht: Man spielte sehr geschickt mit dem banalen Mann-hat-ehefrau-frei-und-steigt-Frau-nach-Topos; sagen wir: dies war die Dexter-Variante. Sie wurde bis zum Ende durchgespielt – mit Dexters Erkenntnis als Schlusspointe: Er liebt (und vermisst) seine Familie wirklich. Und ehrlich!

Genauso ehrlich: seine Ratlosigkeit, wenn Menschen ihn ins Vertrauen ziehen und sich Ratschläge über ihre Beziehungsprobleme holen wollen. Das ganze Angel-Maria-Hin und Her mag für manche langweilig sein, aber ich finde es eine gute Entscheidung der Autoren, den beiden diesen kleinen Liebesplot zu gönnen – in Zeiten, wo sie nicht so sehr in den Haupterzählstrang involviert sind.
Dafür sind Deb und Lundy auf eine grausame Art und Weise in das Hauptgeschehen involviert, wie im Finale der Episode, über das ich hier nicht weiter sprechen werde (dieser Spoiler ist einfach zu schlimm), zu sehen ist.

Keith Carradine und John Lithgow sind einfach großartig in ihren Rollen, wobei Trinity dem Zuschauer immer unheimlicher wird, vor allem mit seinen Selbstbestrafungsszenen: in der ersten Episode unter der heißen Dusche und diesmal, als er einen Betrunkenen provoziert, ihn zusammenzuschlagen. Ein Psychopath, der sehr schwer zu lesen ist, aber Lundy kommt ihm gefährlich nah. Wir sehen in dieser Episode die allererste Berührung zwischen den beiden, buchstäblich. Nachdem Trinity durch den Artikel von Quinns Freundin von Lundys Anwesenheit und Aktivität erfahren hat, wird klar, dass sich die Wege der beiden mit tödlichem Ausgang früher oder später kreuzen werden. Eher früher als später.

Deb ihrerseits kommt zu der Erkenntnis, dass sie den Gefühlen für Lundy nicht weiter widerstehen kann, und gibt ihnen freien Lauf. Die Nähe zu Lundy bedeutet unausweichlich Nähe zu einem Serienmörder – und am Ende der Episode fallen Schüsse. Nach den finalen Bildern in Slow Motion wird uns Zuschauern langsam klar, wie es dazu kommt, dass Dexter ein heißes Interesse an Trinity entwickeln wird!
Holiday over!

Dexter: Blinded by the Light (4×03)

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Ich fange wieder mal durcheinander an: Habt ihr Masukas Monster Truck gesehen? Das war buchstäblich der Hammer, als er Dex nach Hause brachte. Apropos: Zuhause, bringen und Licht sind die Codewörter der Episode. Da die gute fleißige Ehefrau Rita (Julie Benz) herausgefunden hat, dass der Arzt Dexter empfohlen hat, kein Auto zu fahren, besteht sie darauf ihn durch die Gegend zu kutschieren. Und prompt tun es alle! Es war amüsant Dexters unterschiedliche Mitfahrgelegenheiten zu erleben: mit der „Karma Chameleon“ singenden Rita, unter Gangsta-Rap-Rhythmus in Quinns Auto und im Country-Mostertruck von Masuka!

Wie gewohnt arbeitet Dexter auf mehreren Ebenen (die immer, wie ich letzte Woche schon erwähnte, ihren gemeinsamen Nenner im Titel der Episode finden): hinters Licht führen, ans Licht bringen, von Licht geblendet werden, Licht und Schatten, Hell und Dunkel, Miamis Sonne und Dexters Dark Passanger! Der Blick nach oben, direkt ins Licht, aber es ist kein „Licht auf etwas werfen“, sondern es ist ein Licht, das einen blendet. Man braucht mehr als die Finder an der einen Hand um aufzuzählen, wie oft in dieser Episode nach oben geschaut wird und die Kameraeinstellung verstärkt aus einer schrägen Untersichtperspektive das schwindelige Gefühl, das dieser Blick verursacht. Ja, es wird einem bei all dem was passiert, schwindelig: Dexter muss sich um Vandalismusfälle und Neighborhood-Watch kümmern – sein Nachbar installiert monströse Licht-Bewegungsmelder an der Ecke zum Eingang der Dexter-Familie. Die ganze Nachbarschafts-Geschichte diente dazu um Licht auf Dexters Schwierigkeit zu werfen, eine neue emotionale Stufe zu meistern: die des Umgangs mit Teenagern Launen und Gefühlen.

Das war auch das satirische Licht-Element in dieser Episode, das dazu diente um den Dark Passanger aufzurütteln, ihm die Lage zu erleuchten, dass ein Familienleben zwar gutes Alibi und gute Deckung gibt, aber auf der anderen Seite mehr als den doppelten Einsatz erfordert, da für Einzelgänger wie Dexter zu viel Menschen um ihn nichts Gutes bedeuten. Daher war sehr schön das Gespräch mit Deb (Jennifer Carpenter), als sie ihn mit ihrem Auto nach Hause bringt und er gar nicht aussteigen will. Beide realisieren, dass sie sich nicht komfortabel fühlen, wenn Menschen an ihnen zu sehr hängen. Sie sind Einzelgänger.

Dieses Gespräch steht in direkter Verbindung zum Gespräch zwischen Lundy (Keith Carradine) und Dex am Tatort, als beide hinauf (geblendet vonder Sonne) blicken und über Trinity Vorgehensweise und Motive reden. Lundy sagt zu Dexter, dass sie gleich sind – Einzelgänger, die kein Zuhause haben können (Dexter äußert die Vermutung, dass Trinity nach Miami, nach Hause gekehrt sei): “People like us don’t really belong anywhere. Ist Lundy nur wegen Trinity und Deb zurückgekehrt oder will er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die zwei besten Serienmörder Amerikas überführen?

Die kleinen Neurosen der Figuren, die die Serie immer wieder anspricht, sind es die auch auf dem ersten Blick plumpe kleine Plots interessant machen. Oder die großen Neurosen! Hier ist die Rede vom brillanten John Lithgow in der Rolle des Trinity Killers (obwohl beim ihm man schwer NUR über eine Neurose reden kann). Jedes Mal, wenn sein Musikthema ansetzt und die Kamera ein Close-Up von ihm, leicht aus der Untersicht zeigt (Bedrohung suggerierend), habe ich Lust auszuschalten, aber bin wie gelähmt. Genau wie seine Opfer. Erschreckend die Szene, als er das volle Whisky-Glas zum leeren Sitz schob und gleichzeitig musste man an Lundy und Debs Treffen in der Bar denken: Du bist der Nächste! Scarry!

Wird es so kommen, dass Trinity Lundy erledigt, bevor er die Wahrheit über Dex ans Licht bringen kann? Wäre heftig, wenn Lundy kurz davor Deb auf ihren Bruder hinweist!
Zu viel Licht in dieser Episode!
Dexter macht am Ende die Lichter aus, vor Ritas entsetztem Blick… Das wird ein Nachspiel geben!