Es ist soweit: Cas ist wieder da! Die Supernatural-Fans dürften weltweit gejubelt haben, denn Castiel wurde schmerzlich vermisst. Ich muss gestehen, dass die Kombination aus Castiel und Luzifer diese Episode absolut sehenswert gemacht hat. Castiels Schusseligkeit und Luzifers zynische Bemerkungen wissen zu amüsieren. Aber wenn man die Episode aus einem ernsten Blickwinkel betrachtet, werden in ihr die Winchester-Brüder endgültig von der Vergangenheit eingeholt. Nicht nur Luzifers Präsenz, sondern auch Megs und Castiels (und vielleicht Bobbys?) zwingen sowohl Dean als auch Sam dazu, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen, die sie hinter sich lassen wollten, aber nie konnten.
Ich werde nicht so weit gehen zu sagen, dass jeder der Brüder die Episode im Grunde mit seinem jeweils “besten” Freund verbringt, obwohl ich mich versucht fühle. Sagen wir: Luzifer ist nicht als der Teufel Sams Freund, sondern da er nur in Sams Kopf ist, begegnet Sam sich selbst als seinem einzigem Freund. Zwar wird Dean immer Sams großer Bruder und Freund bleiben – aber wenn man es genau bedenkt, teilt Sam mit niemandem das, was Dean mit Castiel teilte. Wie ein Kritiker von AV-Club sehr zutreffend anmerkte, ist die Tatsache sehr interessant, dass Sam Luzifer in ähnlicher Bekleidung imaginiert, wie er selbst und sein Bruder sie tragen. Natürlich sieht er Luzifer so, wie man ihn das letzte Mal in menschlicher Gestalt sah. Trotzdem kreiert das eine gewisse Nähe, die von Luzifers zynischer “Zuwendung” ins Extreme getrieben wird. Man könnte fragen: Bestraft Sam sich selbst? Besteht seine Art des Umgangs mit der Vergangenheit darin, aufzugeben, bis zum Tod dahinzuvegetieren – im Kontrast zu Deans gelegentlichen selbstmörderischen Aktionen? Die Ausgangsposition ist die gleiche: Beide haben nichts zu verlieren. Wir haben keine Freunde, sagt Dean zu Sam. Vielleicht doch?
Ich muss gestehen, dass ich schon beinahe melancholisch werde, wenn Dämonen auftauchen. Und in dieser Episode gibt es etliche davon, die nach einem Mann mit Heilkräften suchen. Auf den wird auch Dean hingewiesen: Er sei die einzige Hoffnung für Sam, der in der Psychiatrie sitzt und langsam, aber sicher seiner Schlaflosigkeit zu erliegen droht. Woher bekommt Dean den Hinweis? Aus dem Heft mit den Telefonnummern, das plötzlich vom Tisch auf den Boden fällt. Bobby? Das bleibt vorerst unserer Vorstellungskraft überlassen.
Dean sucht also den mysteriösen Heiler Emanuel und findet… Castiel, der sich an nichts mehr erinnert. Die Szenen zwischen Dean und Cas hatten es in sich – und auch die zwischen Dean und Meg, die mit den Winchesters gemeinsame Sache gegen den Teufel und die Welt machen will. Nachdem Castiel seine Erinnerungen wiedererlangt hat, wiegt die Schwere der Schuld fast vernichtend – genauso wie bei Dean und Sam. Castiel beschließt, sich zu opfern und den Teufel der Schuld in sich selbst einzulassen: Er nimmt Luzifer aus Sams Kopf heraus – und damit die Qual. Die Winchester-Brüder müssen ihren einzigen Freund zurücklassen (in Megs Händen!), um weitermachen zu können. Aber wie und gegen wen? Wenn man mich fragt: Nach dieser Episode wüsste ich nicht zu sagen, wohin sich Supernatural mit den letzten Episoden dieser Staffel bewegt. Und das ist gut, oder?