Category Archives: Terminator: The Sarah Connor Chronicles

Terminator: The Sarah Connor Chronicles: Born to Run (2×22)

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Die Episode „Born to Run“ ist genialer Abschluss und übler Cliffhanger zugleich. Es wurden genauso viele Fragen beantwortet wie neue gestellt. Und emotional knisterte es, als befänden wir Zuschauer uns mittendrin in einer der Terminator-Zeitreisen. Viele haben sich über die Langatmigkeit dieser zweiten Staffel beklagt, die sich zu lange bei bestimmten Figuren oder Ereignissen aufhalte. Aber so ist es, wenn man vorhat, eine großartige Geschichte zu erzählen: man bringt sie langsam ins Rollen, bereitet sie vor, um genau zu diesen von den Zuschauern so geliebten überraschenden Wendungen zu kommen – je gründlicher und nachvollziehbarer sie vorbereitet werden, desto größer ihre Wirkung.

Terminator-Franchise hin oder her: Ich fand die Filme gut und cool, hatte aber nie eine emotionale Bindung zu ihnen, während Terminator: The Sarah Connor Chronicles zum ersten Mal tiefere Einblicke in diese fiktionale Welt bot und seine Komplexität und die seiner Figuren Anteilnahme entfachte. Kein Wunder, dass etliche Episoden der Serie von der amerikanischen Autorenvereinigung die Höchstnote bekamen.

Das von den Fans lang erwartete Treffen der Connors und der Weavers hat endlich stattgefunden, wenn auch nach Überwindung etlicher Hindernisse. Die zweite Staffel verfolgte das Schicksal der beiden Familien, die einander spiegelten: die beiden Johns mit ihren Müttern, Onkeln und Schwestern, vaterlos, was natürlich hervorragend in die religiös angehauchte Mythologie der Serie passte. Ich schätze, es wäre eine Dokumentation wert, wenn man ein Roundtable mit den berühmtesten Sci-Fi-Autoren und Josh Friedman organisieren könnte. So könnten wir mehr darüber erfahren, wie Cyborgs nicht Menschen, sondern einfach bessere Cyborgs zu werden versuchen, wie menschlich oder un-menschlich man handeln muss und kann, um ein Ziel zu erreichen, und die zentrale Frage diskutieren: Wie kann jemand weiterhin menschlich und ethisch bleiben, wenn er zum Überleben Dinge tun muss, die nicht human sind?

Aus diesem Blickwinkel ist die Szene sehr interessant, in der Cameron das Gefängnis stürmt, um Sarah zu befreien – ohne auch nur einen einzigen Wächter zu erschießen! Davor überbringt Sarah mit Hilfe eines Priesters John die Nachricht, dass er nicht versuchen solle, sie zu befreien. Aber in dieser zweiten Staffel ist es John, der entscheidet, was er tun muss und was nicht. Viel verstörender ist eine zweite Nachricht, die Weaver durch Ellison John zukommen lässt:  “Will you join us?”

Wir erinnern uns an die Begegnung zwischen Jesse und Cameron in der Zukunft, nach den Vorfällen auf dem U-Boot. Ja, es macht Spaß, wenn Puzzleteile zueinander passen! Diesmal wird die Frage in die umgekehrte Richtung gestellt; man sieht an Camerons Reaktion, dass sie weiß, was das bedeutet, aber in dem Moment lügt sie und behauptet, sie wüsste nicht, worum es ginge. Catherine Weaver ist es also, die zurückkam und um jeden Preis eine künstliche, moralische Intelligenz schaffen möchte, die im Kampf gegen SkyNet um die Zukunft kämpfen soll. Jetzt, in der Vergangenheit bzw. Gegenwart, entscheidet sie sich doch für die Connors.

Kurz vor dem Showdown bekommen endlich die Fans einer romantischen Beziehung zwischen Cameron und John ihre Szene, obwohl sie ebenso verstörend und traurig wie romantisch ist. Cameron zieht sich aus und legt sich aufs Bett; John, über sie gebeugt, muss unter ihrer Brust einen Schnitt machen und in ihrem Inneren nach dem nuklearen Kern tasten, um zu prüfen, ob alles mit ihr in Ordnung ist. Die Szene ist so gefilmt, dass wir nur kleine Details und die Gesichter der beiden zu sehen bekommen. Summer Glau und Thomas Dekker zeigen Schauspielkunst auf höchstem Niveau, die auf YouTube legendär werden wird.
Nach Sarahs Befreiung, bei der Cameron stark beschädigt wird, trifft sich die Familie mit Weaver. Als John und Sarah zum Fahrstuhl gehen, sagt er noch zu ihr: I love you.

Bei dem Treffen bekommen sie kaum Zeit, alle Karten aufzudecken. Nachdem Weaver den bösen Terminator mit Leichtigkeit auf dem Parkplatz ausgeschaltet hat (das war wirklich cool!), kracht jetzt ein Hunter Killer Drone ins ZeiraCorp.-Gebäude hinein, und Weaver rettet als Schutzschild die Connors und Ellison. Alle rennen zu John Henry und finden nur Cameron (die Sarah heimlich schickte ihn auszuschalten) leblos dort sitzen. Ihr Chip ist weg, und auf dem Bildschirm steht: I’m sorry John. Es sieht danach aus, als hätte Cameron John Henry ihren Chip gegeben, der mit Hilfe des Turks in die Zukunft gereist ist. Als Sarah anfängt, Weaver zu beschimpfen, antwortet sie: Your John is going to save the world, but he can’t do it without mine.

Weaver und John reisen John Henry nach, in die Zukunft! Sarah und Ellison bleiben zurück. John wird schnell von Soldaten des Widerstandes gefunden – nicht von irgendwelchen, sondern von Derek. Weaver verschwindet. Und es scheint so, als würde niemand John Connor kennen, auch nicht der kurz darauf aufgetauchte Kyle, der Allison bei sich hat: die menschliche Grundlage für Cameron! An diesem Punkt, nach den wenigen Antworten, die wir bekamen, fangen wieder die Fragen an: Warum geht John Henry in die Zukunft? Warum gab ihm Cameron ihren Chip? Wer ist der Anführer des Widerstandes? Und die schlimmste: Werden wir das überhaupt je erfahren?

Eins muss man noch zum Abschied sagen: Es ist großartig, dass die Terminator-Autoren den wirtschaftlichen Bedingungen und dem Druck, den das Network ausübte, standgehalten haben und nicht von ihrem Konzept und ihrer Vision abgewichen sind. Kompliment – nur so entsteht Kunst. Sie hätten eine flache Action-Version fürs Fernsehen produzieren können, aber sie entschieden sich, eine Mythologie daraus zu schaffen, Figuren mit Hintergrund und Tiefe, die die Fans emotional berührten.
Danke dafür!

Terminator: The Sarah Connor Chronicles: Adam Raised a Cain (2×21)

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Die FOX-Verantwortlichen geben auf die Spekulationen über die Absetzung von Terminator: The Sarah Connor Chronicles in den letzten Tagen nur eine Antwort: Es hängt von den Finalepisoden ab! Na, wenn das so ist, dann darf man ein bisschen Hoffnung hegen, denn die vorletzte Episode war wieder mal ein Kracher. Diesmal aber auch im Sinne der Terminator-Filme und der actionwütigen Fans. Nachdem in den letzten Wochen Riley, Jesse und Charlie terminiert wurden, war es jetzt für Derek an der Zeit. Und er wurde tatsächlich terminiert – von einem bisher unbekannten Terminator, der unterwegs war, um Savannah zu beseitigen.

Mich hat es erstaunt, dass mit Derek so kurzer Prozess gemacht wurde – eine Sekunde, ein Schuss und das war’s. Wow: ein Augenzwinkern, und ich hätte den Abgang eines Hauptdarstellers verpasst. Da sein Tod nicht wirklich motiviert war, sah es ein bisschen nach einem Gegenschlag der Autoren für Bryan Green aus – nach dem Prinzip: du hast vorzeitig für eine andere Serie unterschrieben – das hast du davon. Die Jagd des Terminators auf Savannah nach dem Versuch, John Henry „auszuschalten“, bestätigt den Verdacht, dass Catherine Weaver im Krieg mit anderen Maschinen steht. Wird nun, nachdem die Connors ihre Tochter gerettet und sie Ellison übergeben haben, das Treffen zwischen John und Weaver zu einem Bündnis führen oder zu einem Showdown? Und die andere Frage, die diese Episode nicht beantwortete, sondern vertiefte, lautet: Ist John Henry das zukünftige Skynet oder sein Bruder? Mit anderen Worten: Ist er Kain oder Abel?

In dieser Episode schließt sich der Kreis, indem die Handlung zu ihrem Ursprung zurückfindet: Die Connors werden von der Staatsgewalt und von Terminatoren verfolgt. Und während John Henry sich müht, Savannah zu beschützen, gilt Weavers Beschützerinstinkt nicht der menschlichen Tochter, sondern John Henry selbst. Sehr schön ist im Laufe der letzten Episoden die wachsende „Freundschaft“ zwischen John Henry und Savannah zu beobachten, die teilweise an E.T. erinnert. Und Cromarties Verwandlung in einen über das Leben philosophierenden John Henry, der sogar bereit ist, für ein kleines Mädchen zu lügen, ist großartig in Szene gesetzt.

Vielleicht ist Savannah auch der Schlüssel zu John Henrys Entwicklung gewesen, zu der Erkenntnis, was das Leben wirklich bedeutet: I don’t want to die again, sagt er zu Ellison, nachdem er erfahren hat, dass Sarah Connor am Leben ist und Ellison gelogen hat. Vielleicht ist man deswegen geneigt zu glauben, dass Sarahs Verhaftung am Ende nicht auf dem Verrat von Ellison beruht, wie John denkt, sondern von John Henry selbst eingeleitet wurde, besorgt um die eigene und Savannahs Sicherheit. So kommen wir zu einem elegischen Episodenschluss: Während Sarah verhaftet und Dereks Asche vergraben wird (ohne Namen und nur mit Todesdatum), hören wir als Voice Over John Henrys Stimme, die ein Kinderlied singt. Eine Kinderstimme fängt an mitzusingen – Savannahs Stimme.

Schnitt auf John Henrys Raum, wo wir dann tatsächlich die beiden singen sehen und die Einstellung mit einem Schwenk auf die angelehnte Tür endet, durch die Weaver fast mit einem Lächeln die beiden heimlich beobachtet. Die Situation vor der letzten Episode lässt ein tragisches Ende vermuten: Sarah ist im Gefängnis, John Henry  grübelt über das Sein (der Tod von Derek eröffnet einen Platz im Hauptcast!), Weaver verfolgt ein undurchsichtiges Endgame, Ellison weiß noch weniger als sonst, wem er glauben soll und vor allem, ob er sich selbst glauben soll  (das erinnert sehr schön an die Episode mit seinem Doppelgänger-Terminator) und John und Cameron sind die letzten Widerstandskämpfer, sind allein (was Cameron eigentlich immer wollte). Das könnte das Ende sein.

Terminator: The Sarah Connor Chronicles: To the Lighthouse (2×20)

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Die Connors sind wieder unterwegs in einer actionreichen und gleichzeitig tragischen Episode von letzter Woche, die den Namen von Virginia Woolf’s Roman (ob es Absicht war, wissen nur die Autoren) trägt. Heavy Stuff. Die narrativen Verwicklungen in dieser Episode machen auf jeden Fall dem Namensgeber eine Ehre. Der Anfang ist etwas langsam und vermischt mit Flashbacks von Sarah, wie sie sich mit dem kleinen John den Weg durch den Dschungel bahnte.

Danach wird die Sache immer explosiver. Jeder war diesmal involviert – Sarah, Derek, Cameron, Jon, Ellison, Weaver, John Henry und sogar … jemand, den wir schon vergessen hatten, Charlie. Es war ein komisches Gefühl, ihn wieder zu sehen. Aber keiner bleibt in der Welt von Terminator: The Sarah Connor Chronicles einfach irgendwo und lebt unbeteiligt weiter. Entweder man macht mit oder man stirbt – an dem Punkt sind die Autoren konsequent. Und Charlie war ein Opfer (in jedem Sinne) schon seit der ersten Minute seiner Screentime.

Deswegen kam die letzte Szene dieser Episode nicht überraschend. Aber springen wir wieder zum Anfang und zu einer misstrauischen Sarah, die zu John sagt, sie würde Cameron und Derek nicht mehr vertrauen, deswegen die beiden gar nicht von dem Umweg wussten, den Sarah mit John macht – zu dem Leuchtturm. In der Zwischenzeit wird Derek im Gespräch mit Cameron mit der Tatsache konfrontiert, dass Jesse (die allem Anschein nach er doch erschossen hat) in der Zukunft schwanger war. Während zwischen Cameron und Derek die Sache zu eskalieren droht (sich aber dann wieder beruhigt), gönnen uns die Autoren einen Einblick in Charlies Post-Frauen-Welt, die wiederum von Sarah, wie wir erfahren, so eingerichtet wurde – die Wege mit Explosiven abgesichert, Alarmanlagen, Fluchtboot etc., Sarah-Style halt.

Es waren traurige und schöne Szenen, vor allem zwischen Charlie und John, die sich über Trauer um die verstorbenen Frauen austauschten. John Henry und Savannah tauschen sich aus über die Möglichkeit, dass ihre drei Gummienten an seinem Ritterspiel teilnehmen. Damit die Enten nicht traurig sind, beschließt John Henry die Regeln des Spiels zu ändern. Gleichzeitig ändert aber jemand anders die Regeln, nämlich die von John Henrys Hardware selbst – John Henry hängt sich auf. Im IT-Sinne des Wortes und muss ausgeschaltet werden.

Nachdem die Fehlfunktion analysiert ist und John Henry wieder hochgefahren wird, erweist sich dass es ein ähnliches System existiert, genauso wie dieses von John Henry, einen Bruder, wie er das ausdruckt. Dieser „Bruder“ hat einen Wurm in John Henrys System platziert und nicht nur dort, sondern in alle wichtige Systeme weltweit und versucht alles unter seine Kontrolle zu bringen. Terminatrix Weaver ist überhaupt nicht erfreut – man kann es buchstäblich aus ihren Augen lesen: Ich bring euch alle um! An dieser Stelle wird es kompliziert, denn der Verantwortliche für den Bau der anderen künstlichen Intelligenz ist ein Mann (Miles Dyson von Cyberdyne Systems), den Sarah Connor vor Jahren tötete und wessen Fall Ellison untersuchte. Auf die Frage von Weaver, ob er denn Sarah gefunden hätte, antwortet Ellison mit Nein.

Also, lasst mich zusammenfassen – wir haben mehrere Parteien, die ihr Spielchen treiben: Skynet aus der Zukunft, John Connor aus der Zukunft, Sarah & Co., Weaver und die unbekannten Auftraggeber von Ed, der Sarah entführte sind vermutlich die Verantwortlichen für den anderen Supercomputer. Ist das dann Skynet aus der Gegenwart? Und was ist mit Zoes Vater, der den Air Drone in seinen Besitz nahm? Arbeitete Ed dann undercover, wenn Weaver vom Ganzen nichts zu wissen scheint? Ist sie die Anführerin der rebellischen Maschinen? Also um diese Fragen zu beantworten, braucht man definitiv eine dritte Staffel. Wie komme ich auf Ed’s Hintermänner?

Der Knoten, den Sarah im Brustbereich findet und als Brustkrebs deutet (deswegen der Besuch bei Charlie, um ihn las zukünftigen Aufpasser zu engagieren), erweist sich als ein Sender, den ihr Ed implantiert hat. Nach dieser Entdeckung im Krankenhaus bekamen wir in Parallelerzählungen zu sehen, wie unbekannte Männer zu jedem aus Sarahs Gang auf dem Weg sind, um sie vermutlich zu töten. Aber Frauen unterschätzt man für gewöhnlich. Sarah und Cameron kommen hier voll auf ihre Kosten und wir als Zuschauer auch. Zuerst verpasst sich Sarah selbst einen Stromschlag mit den … (den Dingern zum Wiederbeleben???) und unterbricht so den Signal.

Der Mann, der im Krankenhaus nach ihr sucht, erwischt es wirklich schlimm, als sie ihn die … an den beiden Ihren drückt und ihn dauerhaft ‘runterfährt. In der Zwischenzeit werden Cameron und Derek angegriffen und er wird gekidnappt. Armer Derek, in den letzten Folgen schubst man ihn psychisch und physisch nur hin und her. Dann hat Terminatrix Cameron endlich mal wieder einen Action-Auftritt und befreit ihn: You are welcome, sagt sie zu ihm, bevor er überhaupt was gesagt hatte – wir leiben Terminator-Humor. Das Ende der Episode ist fast nur Slow Motion – das Markenzeichen der Serie, wenn was episch-tragisches geschieht.

Sarah rennt zu dem Leuchtturm, um dort nach diversen Explosionen und einem Feuergefecht nur Leichen unbekannter Männer zu finden. Als sie erleichtert festestellt, dass das Fluchtboot weg ist, kommt der Blick zur Seite, direkt auf Charlies mit Kugeln durchsiebten Körper, der an der Wasseroberfläche treibt. Ironie des Schicksals, Sarah – kein Krebs und ein toter Charlie – so leicht wird man die Aufgabe John Connor nicht los. Kein Licht am Ende des Tunnels.

Terminator: The Sarah Connor Chronicles: Some Must Sleep While Some Must Watch (2×16)

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„Midnight is the witching hour when we’re visited by dark spirits”, hören wir Sarahs Voice Over. „Lives, love, sanity, sleep are stolen by faceless demons in the still of night. If you believe in that kind of thing.”

Ich bin sicher – viele Zuschauer mögen die langsamen, metaphernreichen Episoden von „Terminator: The S.C.C.“ nicht. Wenn man dazu gehört, dann bitte diese Episode nicht gucken. Denn sie gehört definitiv dazu. Und sie war eine Glanzleistung der Autoren. Laut Josh Friedman war dies der dritte und letzte Teil der Sarah-Trilogie innerhalb der zweiten Staffel, die uns tiefe Einblicke in die Figur verschaffen sollte. Und das tat diese Episode allemal. Bedächtig, aber mit großer emotionaler Wucht erzählt, spielte „Some Must Watch While Some Must Sleep“ mit Realitäten und Bewusstseinszuständen.

John und Cameron traten in den Hintergrund und Derek, Ellison, John Henry und Weaver hatten die Woche frei. Dafür gehörte die Hälfte der Screentime einer Lena Headey im Pyjama. Klingt nicht unbedingt spannend, oder? War es ja auch nicht. Nicht in dem Sinne, wie wir Spannung prinzipiell verstehen. Aber wenn man unter „spannend“ das Mitdenken, das Mitkonstruieren von Bedeutung seitens der Zuschauer versteht, dann kann man diese Episode als äußerst spannend bezeichnen. Zu unterscheiden zwischen zwei Realitäten, die eigentlich eins sind: allein wir Zuschauer waren in der privilegierten Position, gleichzeitig in „Sarahs Kopf“ und die „wirkliche“ Welt der Serie zu sehen.

Bis zum Ende glaubten wir auch zu wissen, was welches ist. Sehr geschickt haben uns die Autoren in die Irre geführt, sowohl von der Reihenfolge der Erzählstränge her (wenn eine Erzählung Traum sein soll, dann fängt man in der Regel mit den Traumbildern an) als auch von den Bildern selbst. Denn die „normale“ Farbpalette wird prinzipiell für die „echte“ Realität benutzt und die dunklen, sepiafarbenen Bilder für eine so genannte „possible world“, für die von der Figur imaginierten Welt.

Hier ist es umgekehrt, denn die ersten Bilder zeigen, untermalt mit Sarahs Voice Over, wie sie durch die nächtlichen Straßen fährt und die Firma Western Iron & Metal findet (Lieferant von Desert Heat & Air). Sie telefoniert mit John und bittet ihn, herauszufinden, wer der Besitzer ist. Als sie im Begriff ist einzubrechen, nähert sich ihr ein maskierter Mann und überwältigt sie. Das letzte, was sie sieht, bevor sie ohnmächtig wird, ist ein Kojote. Schnitt. Alles nur ein Traum, aus dem Sarah aufwacht – und wir sehen, dass an ihrem Kopf Elektroden befestigt sind: Sie befindet sich in einer Klinik, um ihre Schlaflosigkeit in den Griff zu bekommen. Sarah (im Pyjama) bekommt Besuch von John und Cameron. John besteht darauf, dass sie bleibt, bis die Ärzte herausgefunden haben, was mit ihr los ist, denn in ihrem jetzigen Zustand sei sie keine Hilfe. Dann bleibt Sarahs Blick an einem Putzmann hängen, der ein Kojotentattoo auf dem Nacken trägt. Was ist Traum und was Realität?

Sarah befindet sich in einem Van; der Mann, der sie entführt hat, ist kein anderer als Ed Winston, der eigentlich tot sein sollte. Seine Anwesenheit verstärkt den Eindruck, dass es sich hier um Sarahs Halluzinationen und Träume handelt. Er will aus Sarah herausprügeln, für wen sie arbeitet etc. Aber Sarah ist keine, die man einfach so zum Reden bringen kann.

Ein Dreamcatcher hängt am Fenster von Sarahs Mitbewohnerin Dana. Gemacht hat ihn Putzmann Hector (der mit dem Tattoo). Dana erzählt Sarah, dass sie in ihren Träumen beim lebendigen Leibe verbrennt. Sarah fragt sie, ob es stimmt, dass wenn man im Traum stirbt, das auch in der Realität passiert (The Matrix has you!). Dana sagt, dann hätte sie Tausende Male sterben müssen. Dana fragt wiederum Sarah, ob die bösen Männer vor denen sie im Traum flieht, sie jemals fangen? Schnitt.
Ed bereitet ein Wahrheitsserum, das er Sarah injizieren möchte. Sie erzählt ihm von seiner Frau, Dana. Dann flippt Ed aus und injiziert sich während des kurzen Zweikampfs selbst den Serum.

In der Klinik erzählt Sarah John von ihren Träumen. Er sagt ihr, Ed sei tot und könne ihr nichts mehr tun. Sie will aus der Klinik raus, aber John besteht darauf, dass sie bleibt. Außerdem preist John zu Sarahs (und unserem) Staunen Camerons Pfannkuchen – viel besser, als man sie in der Cafeteria bekomme. Huh…

Das Serum zeigt seine Wirkung: Ed erzählt von seiner Arbeit als Killer und seinen Bossen, die anscheinend vom Ausland aus operieren (Skynet goes global!). Sarah überredet ihn, sie frei zu lassen: dann würde sie ihm und Dana helfen, ein neues Leben anzufangen. Nachdem er ihre Handschellen geöffnet hat, springt sie aus dem Van und versucht zu fliehen, aber der Van befindet sich in einem umzäunten Lagerhaus. Ed erwischt sie und schleppt sie zurück in den Van.
Sarah wacht in der Klinik auf. Dana brennt in ihrem Bett! Das Personal schmeißt alle raus. Sarah verdächtigt die behandelnde Schwester, etwas im Schilde zu führen. In der nächsten Nacht folgt sie ihr bis zu einem Raum mit eingeschränktem Zugang. Sarah erzählt John alles am Telefon. Während sie sprechen, sehen wir, wie Cameron in bunter Unterwäsche langsam an John vorbei geht und er kurzfristig „die Sprache verliert“. Huh…

Im Van bekommt Sarah von Ed zu hören, dass er jetzt wisse, wen sie beschützen wolle – ihren Sohn. Er will wissen, warum. Sie sagt, sie würde sterben, aber nichts sagen.

Zurück in der Klinik. John und Sarah brechen in den Raum ein und finden heraus, dass dort alle Patientendaten gespeichert und ausgewertet werden, inklusive Sarahs Profil. John vernichtet alles. Und dann taucht die Krankenschwester auf. Sie fängt an, verächtlich über die dummen Menschen mit ihren Träumen und Emotionen zu räsonieren. Huh… ein Terminator! Sie pumpt John mit Kugeln voll und zum Abschluss schießt sie Sarah in den Kopf… Ist jetzt die Serie vorbei?

Sarah ist wieder im Van. Draußen redet Ed am Telefon mit seinen Chefs, die ihm befehlen, Sarah los zu werden. Sarah befreit sich mittlerweile auf schmerzvolle Art und Weise von den Handschellen und rammt ihm die Spritze ins Auge. Ja, in echt, denn das ist die „echte“ Welt – die Klinik war der Traum. Und es klingt so, als würde Sarah das auch gerade realisieren: You’re real! Sie erschießt ihn, wieder mal.

Dann sehen wir sie wieder fahren. Und wieder erzählt ihr Voice Over von Geschöpfen, die in der Nacht Kinder stehlen, und anderen schlimmen Dingen. Und sie sieht wieder den Kojoten auf der Straße. Schluss.
Das war eine wirklich surreale Episode, die uns daran erinnerte, wer Sarah Connor wirklich ist – eine normale Frau, die in einen nie endenden Alptraum geraten ist. Eine Frau, die ihre Wochenenden mit der Verfolgung von Verschwörungen verbringt und Angst davor hat, zu sterben und nie erleben zu können, wofür sie das alles getan hat. Sie kann niemandem trauen und muss mit ansehen, wie eine (weibliche) Maschine sich vermutlich besser um ihren Sohn kümmert als sie selbst. Und Sarah ist ein Killer (hardcore-style)… Vorausgesetzt, sie rettet John. Aber wer rettet sie?

Diese tief gehende Beschäftigung mit einer der zentralen Figuren führt uns zu den dunkelsten Ecken der menschlichen Seele. Und das ist gut so – die Serie bleibt nach wie vor keine gradlinige Actionkompilation und kein Teminator-of-the-Week- Format.
Von Autorenseite erfordert es Mut, sich so eine Episode zu leisten in Zeiten, da ihre Serie von der Absetzung bedroht ist. Das zeigt aber, wie sehr sie zu ihrer Geschichte, zu ihrem Gesamtkonzept stehen.

Terminator: The Sarah Connor Chronicles: Desert Cantos (2×15)

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Serienautor Josh Friedman bezeichnet Summer Glau als seine Muse. “Ich wüsste nicht, wie die Show ohne sie laufen könnte.”
Nun, wenn das so ist, dann kann man sich schwer erklären, warum die Aktion ihrer Figur Cameron in den letzten drei Episoden nur auf ein grimmiges In-die-Gegend-Starren reduziert wurde. Ehrlich gesagt, bin ich von dem Erzählstrang um den so genannten Air Drone nicht sonderlich begeistert. Und er dominiert auch diese Episode, die mit Abstand zu den langweiligsten der Serie gehört.

Der ganze Plot dreht sich um den Vorfall im „Desert Canyon Heat and Air“-Gebäude und den Tod bzw. das Überleben der Mitarbeiter. Sarah, Derek, John und Cameron gehen „undercover“ zur Trauerzeremonie und zur Bestattung (wie es sich für Undercover-Aktionen gehört, auch beim Begräbnis – in Lederjacken). Ich bin bei bestimmt niemand, der ständig für Realismus in fiktionalen TV-Serien kämpft, aber es wirkte durchaus störend und unglaubwürdig, als die Connors einfach dort auftauchten und Small Talk mit den Hinterbliebenen betrieben. Die Frau des toten Sicherheitschefs (den Sarah erledigt hat) erzählt ihr auf Anhieb ihre komplette Familiengeschichte, und John lernt auf die Schnelle Zoe kennen, deren Vater angeblich auch bei der Explosion ums Leben gekommen ist. Nach ein paar gewechselten Sätzen dürfen Cameron und John gleich mitfahren.

Derek hat am wenigsten Glück bei seinem Annäherungsversuch an Walsh, der von Weaver geschickt wurde, um einen Überlebenden ausfindig zu machen. Eine Terminatrix hat es halt nicht gerne, wenn jemand gegen ihren Willen zu überleben wagt. Übrigens war Catherine Weaver die einzige, die „Licht“ (wenn auch metallischen Glanz) in diese Folge brachte. Shirley Mansons Darstellung der gnadenlosen Terminatrix, die gleichzeitig versucht, lieb zu ihrer trauernden Tochter zu sein (es ist der Jahrestag des Todes von Weavers Mann), ist äußerst überzeugend. Als sie zu Ellison sagt, er möchte sie bitte entschuldigen und allein lassen – „I am feeling emotional“ -, spürt man als Zuschauer die Kälte den Rücken hochsteigen. Ihre Darstellung ist wie ihre Cyborg-Rolle – perfekt!

Die andere Terminatrix, Cameron, geführt von ihren Maschinen-Instinkten, teilt John mit, dass Zoe deswegen nicht weint und nicht wirklich trauert, weil ihr Vater nicht tot sei. Es handelt sich um den Mann, nach dem Walsh sucht. Als Sarah unter Zoes Haus ein komplettes Überwachungssystem der ganzen Ortschaft findet (besiedelt mit Familien der Mitarbeiter der von Weaver in die Luft gejagten Firma), konfrontiert sie Zoe und ihre Mutter dank Camerons Recherchefähigkeiten mit Archivaufnahmen des Vaters, der an dem Mord an Zoes damaligen Freund (auch Mitarbeiter der Firma) beteiligt war. Infolge dessen geben sie zu, dass er am Leben ist und sich versteckt, da er Angst hat (hätte ich auch, wenn Catherine Weaver nach mir suchen würde).

Die Folge endet mit den Connors in der Nähe des verbrannten Gebäudes, wo sie Walshs Leiche finden und vor ihren Augen der Air Drone aus einer Pfütze emporsteigt und in die Nacht verschwindet. Na ja, nicht wirklich, denn die allerletzten Bilder zeigen, wie Zoes Vater, der das Ding anscheinend unter Kontrolle hat, ihn in einem LKW verstaut und wegfährt…
Diese Folge war Alles in Allem sogar für Hardcore-Fans schwer zu ertragen. Hoffen wir, dass es an diesem Freitag anders weitergeht: mit Storylines um Riley und Jesse, John Henry und Ellison und natürlich mehr von Cameron!

Terminator: The Sarah Connor Chronicles – Earthlings Welcome Here (2×13)

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Zurück in die Gegenwart, in der Sarah zur Desert Canyon Conference of UFO’s geht (die Episode spielt zeitlich ein bis zwei Tage nach den Ereignissen aus „One Two Point“), um dort Fotos von einem Flugobjekt, dem so genannten aerial drone, zu entdecken. Ein angeblicher Augenzeuge erzählt ihr, dass auf den Drones das Symbol der drei Punkte (das aus Sarahs Träumen) zu sehen sei. Angeblich soll ein Internet-Blogger namens Abraham ein Stück Metall besitzen, aus dem die Flugkörper gemacht worden sind, und dieses sei von unglaublicher Leichtigkeit und Stärke zugleich. Sarah wird von einer Frau angesprochen, die ihr Abraham vorstellen möchte. Sie ruft John an und berichtet ihm von einem Hinweis auf den Mann, der vermutlich an der Herstellung des zukünftigen Metalls gearbeitet hat, aus dem die Skelette der Terminators gemacht wurden.
Während John sein Zimmer streicht, taucht Riley auf – und er sieht gleich, dass etwas ihr Sorgen macht. Sie sagt, es seien die Streitigkeiten mit ihren Pflegeeltern.

Hier folgt eine sehr schöne Eifersuchtsszene von Cameron: John befiehlt ihr, mehr Farbe aus dem Truck zu holen; sie antwortet prompt, er hätte genug Farbe. Im nächsten Moment sehen wir in Flashbacks aus der Zukunft (also eigentlich ‚Flashforwards’ — zeitlich sehr spannende Formulierung!), wie Riley von Jesse rekrutiert und in die Gegenwart geholt wurde.

Es wird der Erzählstrang von Ellison und Weaver aufgenommen, als sie ihm John Henry (aka Cromartie) vorstellt und ihn bittet, an dessen „Vermenschlichung“ zu arbeiten. Richard T. Jones (Ellison) zeigt weiterhin sehr starke Leinwandpräsenz und dominiert jede Szene, in die er involviert ist. Anfänglich weigert er sich, mit John Henry zu arbeiten – wegen der Erinnerung an Cromartie, der die komplette FBI-Einheit tötete -, aber letztendlich nehmen Ellisons Streben nach Wahrheit und der Glaube an das Gute Überhand, und er fängt an, John Henry zu „erziehen“.

Die Frau, die Sarah angesprochen hat, entpuppt sich als Mann: als Abraham selbst, der ihr tatsächlich von einem versteckten Standort und der Existenz der Dromes erzählt. Ein Motorradfahrer verübt einen Anschlag auf die beiden, den sie nur knapp überleben. Abraham (echter Name: Alan Park) stellt fest, dass das Stück Metall, das er versteckt hatte, verschwunden ist.
Wieder Rückblenden aus Jesses und Rileys Ankunft in der Gegenwart: Riley bekommt die Aufgabe, sich mit John anzufreunden und dafür zu sorgen, dass Cameron ihm fern bleibt.

Cameron entdeckt ein Stern-Tattoo an Rileas Handgelenk. Sie verlangt von John, Riley zur Rede zu stellen, weil sie etwas verbirgt. Kurz darauf finden sie Riley im Badezimmer mit durchgeschnittenen Pulsadern (will man sie so früh verabschieden? Cliffhanger).
Dank einer Hypnose bekommt Sarah aus Abrahams Erinnerungen den Hinweis auf die Geheimbasis. Kurz darauf wird Abraham ermordet. Sie geht allein hin (Derek ist in dieser Folge wieder mal nicht dabei) und wird in einen Zweikampf mit einem Mann verwickelt, der sich anfangs als einfacher Arbeiter ausgibt.

Am Ende fliegt ein Drone (es ist eine Kombination aus den Drones in T3 und dem kommenden T4) über Sarahs Kopf hinweg, bevor sie, angeschossen von dem Wächter der Geheimeinrichtung, in Ohnmacht fällt.

Terminator: The Sarah Connor Chronicles – Das nullte Gesetz am Freitagabend

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Die drei Gesetze der Robotik, die der Schriftsteller  Isaac Asimov im Jahre 1942 in seiner Sci-Fi-Geschichte „Runaround“ erstmals festlegte, lauten:

1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel 1 kollidieren.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel 1 oder 2 kollidiert.
Diese Gesetze stellten ein künstliches Wesen als ein zutiefst ethisch handelndes dar – und dadurch sogar als ein zwar dem Menschen dienendes, aber in gewissem Sinne erhabeneres Wesen: solange der jeweilige Roboter den Gesetzen folgt. Der einzelne Mensch erschien als die zu beschützenden letzte Instanz. In Asimovs späteren Werken „Robots“ und „Empire“ wurden die Gesetze modifiziert, indem das „nullte“ Gesetz eingeführt wurde:
0. Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.
1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen, außer er verstieße damit gegen das nullte Gesetz.
2. Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum nullten oder ersten Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieses sein Handeln nicht dem nullten, ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.

Durch diese Modifizierung verschiebt sich der Blickwinkel vom einzelnen Individuum auf das Wohl der ganzen Menschheit. Diese „Globalisierung“ der Gesetze vermenschlicht zwar die Roboter, aber steht automatisch vor einer der schwersten moralischen Entscheidungen, nämlich gegebenfalls einen einzelnen Menschen für mehrere opfern zu müssen: Es wäre einem Roboter in einem solchen Fall erlaubt, Menschen absichtlich zu verletzen. Den Höhepunkt dieses Problems demonstriert der (auf Asimovs Arbeit basierende) Film „I, Robot“, in dem die Roboter die Macht übernehmen, um die Menschheit vor sich selbst zu schützen.

Dasselbe gilt für die Terminator-Filme, die den Sachverhalt freilich extrem vereinfachen –  aus Gründen der Mainstream-Tauglichkeit und bedingt durch die geringe Zeitspanne, die ein Film zur Verfügung hat, um seine Geschichte zu erzählen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sei hinzugefügt, dass die Terminator-Filme keinesfalls auf den Robotik-Gesetzen basieren – das Thema aber, das sie behandeln, kollidiert unausweichlich mit der Fülle an Sci-Fi-Robotergeschichten. Trotz meiner Liebe zu diesen Filmen muss man gestehen, dass sie aus der reichhaltigen Roboter-Kulturgeschichte nicht viel herausgeholt haben. Aber das war, wie gesagt, auch nicht der Sinn der Sache.

Wenn es allerdings um eine Terminator-TV-Serie geht, die über den Raum verfügt, eine big story erzählen zu können, dann sehen meine Ansprüche anders aus. Wie ich in dem Review zur ersten Staffel bereits erwähnte, machte die Serie ihren Job nicht schlecht, aber abgesehen vom Autorenstreik hatte sie einige Probleme zu bewältigen. Um in den Fan-Kultbereich einzudringen, fehlte zunächst einmal nämlich ein wenig Sci-Fi-Philosophie, mit dem sich die Serie vom Action-Zwang der Terminator-Familie hätte abgrenzen können.
Bevor ich zu den – meiner Meinung nach erfreulichen – Veränderungen komme, die die Serie in der zweiten Season erfuhr, verschaffe ich uns nochmals einen Überblick über die Schwierigkeiten, vor denen die Serie stand und teilweise immer noch steht:

Die Terminator-Filme: Dem Wunsch des Networks folgend, die Terminator-Fangemeinde vor die TV-Bildschirme zu locken, schossen sich die Macher der Serie ein Eigentor, indem sie zeitlich und narrativ versuchten, die Serie ganz genau im Terminator-Universum zu situieren. Hierdurch und durch die Werbekampagne des Networks für eine actionreiche Produktion weckte man falsche Erwartungen – falsch in dem Sinne, dass die Serie als Vervollständigung der Terminator-Reihe verstanden wurde und damit keine eigene Geschichte zu erzählen hatte. Diese Tatsache war ablesbar an rückgängigen Zuschauerzahlen und der etwas gradlinigen Erzählung sowie einem für ein Serial kleinen Figurenkreis.

FOX forderte mehr actionreiche abgeschlossene Episoden, um das junge Männerpublikum des Networks bei der Stange zu halten und leichter neue Zuschauer zu gewinnen.
Laut Josh Friedman, dem Executive Producer der Serie, ist die Zusammenarbeit mit FOX keine einfache Geschichte (das überrascht wohl keinen). Es soll tatsächlich ein Kampf hinter den Kulissen stattgefunden haben, nämlich Serial vs. Procedural. Von Anfang an wollte Friedman die Story verkomplizieren, sie stark serialisieren, aber das Network (so seine Version) weigerte sich, da die Verantwortlichen die Unmöglichkeit eines Zwischendurcheinstiegs neuer Zuschauer fürchteten (erinnern wir uns an die Durcheinander-Ausstrahlung der Firefly-Folgen, je nach Actioninhalt!). Man wünschte sich vielmehr einen „Terminator of the Week“.

Nachdem der bevor stehende vierte Terminator-Film die Hoffnung auf neue Zuschauer geweckt hatte, orderte man eine zweite Staffel, wie manche Insider berichten. Als die Quoten sich jedoch nicht verbesserten (teilweise auch wegen der unglücklichen Programmierung, da Prison Break Terminator nicht, wie gehofft, nach vorne pusht, sondern vielmehr runterzieht), war Terminator in den Augen mancher FOX-Executives sowieso schon verloren – und die Autoren bekamen ihre Freiheit, nach dem Prinzip „sollen sie machen, was sie wollen, es ist eh schon vorbei“. So konzentrierte man sich auf den Ausbau von verschachtelten Figurenbeziehungen und komplizierten Erzählsträngen.

Terminator ist nicht mehr (nur) die Action-Geschichte von der Rettung der Welt, sondern eine Geschichte über menschliche Beziehungen und die Rolle der Maschinen darin. Die Folgen gleichen nicht mehr spektakulären Actionfilmen, sondern Charakterstudien, die – zuweilen wie in einer Asimovschen Erzählung – die Roboter zu gleichwertigen Protagonisten aufsteigen lassen und entsprechenden Fragen nachjagen: Kann eine Maschine auch eine Seele haben? Wo ist die Grenze zwischen programmiertem, erlerntem und echtem Fühlen, zwischen Empathie (Einfühlung) und Mimesis (Nachahmung)?

Das bedeutet nicht, dass Terminator zu einem dialogbehaftetem Weichspülmittel geworden wäre. Im Gegenteil – die Serie geht noch härter und schonungsloser mit ihren Figuren um. Und sie hat ihren eigenen audiovisuellen Stil gefunden. Mir persönlich haben es die Action-Inszenierungen sehr angetan, die ihre Wurzeln in den Shoutouts des Italo-Westerns finden. Ein Beispiel ist die Sequenz in der Kirche, als Cromartie auf fast elegische Art niedergeschossen wird (Folge 8 – die narrativ und audiovisuell beste dieser Staffel -, Min. 39). Nicht zu vergessen Sarahs Traumsequenzen in den letzten drei Folgen, die den Erzählfluss zwar bremsen, aber auf positive Art und Weise verkomplizieren. Je mehr Unbekannte in der Gleichung Maschinen vs. Menschen auftauchen, desto besser.

Auffällig in vielen Szenen mit Cameron, aber vor allem mit Cromartie sind die abwechselnden Low Angle-Aufnahmen, die eine Bedrohung implizieren, mit extremen Close Ups, die auf unser Mitgefühl abzielen. Am meisten profitiert von der Kamera Summer Glau – die Kamera tanzt buchstäblich um sie herum. Und ich bin sicher, dass es von Cameron mehr extreme Close Ups gibt als von Sarah. Das ist bezeichnend für die Entwicklung der Serie: weg von der Konzentration auf John und Sarah hin zu den anderen Figuren, wie zum Beispiel Ellison, der wie in einer griechischen Tragödie buchstäblich zwischen den Fronten steht und das Spiel, das gespielt wird, nicht ganz begreift. In der siebten Folge fragt er selber: Was ist meine Rolle?
Und was ist die Rolle der Serie in FOX’ Pläne?

Es kamen eine „überraschende“ Bestellung einer kompletten Staffel und ein neuer Programmplatz! Diese Entscheidungen des Networks warfen etliche Fragen auf. Terminator hatte für viele kurz vor der Absetzung gestanden – und nun wurde nicht nur eine komplette Staffel bestellt, sondern die restliche halbe Staffel soll außerdem am tödlichen Freitag zusammen mit Dollhouse ausgestrahlt werden, die dank der ganzen Vorgeschichte und den bisherigen Arbeitsbeziehungen zwischen Joss Whedon und FOX eh schon vor der Absetzung steht, bevor sie auch nur angefangen hat: auf den ersten Blick eine ziemlich unlogische Entwicklung.

Das Januarprogramm ist FOX’ „große Nummer“ des Jahres, da 24 und American Idol zurückkehren. Dank American Idol bleiben in der Primetime nur wenige Timeslots übrig, da die Show mehrmals in der Woche läuft. Das könnte ein Grund dafür sein, Terminator und Dollhouse am Freitag zu kombinieren; aber ich glaube, hinter der Entscheidung stecken andere Gedanken. Natürlich ist es üblich, Serien, in, welche man kein Vertrauen hat, am Freitag laufen zu lassen. Aber! In erster Linie ist es gut, Terminator vor Prison Break zu retten. Zweitens ist Freitag zwar ein „death slot“, aber das bedeutet, dass generell die Zahlen der fernsehenden Amerikaner nicht so hoch sind und damit der Quotendruck von Terminator etwas abfällt.

Das bedeutet: wenn das Drama am Freitag die Zuschauerschaft behält, die es sonst hat, verändern sich die Ratings von durchschnittlich bis schlecht in gut. Außerdem ist es sowohl für Terminator als auch für Dollhouse sinnvoll, nicht mit einem Top-Hit kombiniert zu werden, denn wenn sie das Publikum nicht halten können, dann sieht es sehr schnell böse aus. Und wir wissen, wie wenig Geduld die FOX-Verantwortlichen aufzubringen pflegen.

Die Kombination der beiden Serien bildet sozusagen einen Kult-Freitag, und wieder tritt Joss Whedons frühere (Firefly-) Weggefährtin Summer Glau in den Vordergrund als interne Verbindung: zwischen den beiden Serien und zu einer anderen Bekannten aus Wheedons Universum, Eliza Dushku. Mit der Ausstrahlung von SCI FI Channels Battlestar Galactica bekommen die Anhänger des so genannten Cult TV einen schönen Freitagabend serviert.
Was mit Terminator und Dollhouse geschehen wird, steht in den Sternen. The truth is out there…  könnte man FOX’ erfolgreichstes Freitag-Drama der 90er zitieren.
Nun ja, Firefly lief auch am Freitag… und wurde brutal terminiert. Wie ein US-Kollege meinte: Hopefully the fate of Terminator and Dollhouse can follow Mulder and Scully’s TV route and not Captain Malcolm Reynold’s.

Terminator: The Sarah Connor Chronicles – Review der ersten Staffel

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Ich muss gestehen, als ich den allerersten Piloten (vor der Nachbesserungsarbeiten) sah, dachte (und schrieb) ich: Diese Serie ist schon terminiert. Ich stellte mir das flackernde rote Licht in den Augen der FOX-Verantwortlichen vor. Anscheinend ging es nicht nur mir so, denn die Quoten des Piloten halbierten sich bei der zweiten Folge – blieben aber dann konstant bis zum Ende, im Schnitt 8 Mill. Zuschauer und Platz 2 im Timeslot. Aber zurück zum Piloten:
Blasses Bild, einfallslose Einstellungen, Effekte, wie wenn man in einem Nachbarschaftskeller an einem alten DOS-Rechner gebastelt hätte. Dazu kommt die überstürzte, völlig hektische Handlung, die selbst nicht wusste, wohin das führen und welche Geschichte man erzählen sollte. Diese Unentschlossenheit blieb zwar bestehen.

Als ich aber Folge 2 sah, dachte ich, ich hätte bei den Hunderten von Folgen, die auf meinem Schreibtisch liegen, die Serien vertauscht. Völlig anderes Farbkonzept, stille, fast bedenkliche Erzählungen über Identitätskrisen und Elternsein in einer Post-9/11-Gesellschaft, die immer an der Schwelle zur Apokalypse entlang wandert. Vor allem aber eine Erzählung über die Position einer Frau in dieser Gesellschaft, einer Frau, die die Emanzipation kommen und gehen sah und in der machtbesessenen Männerwelt kaum etwas anrichten konnte. Sie kämpft nicht mehr gegen ihre Rolle als Mutter, sondern sie kämpft, um sie ausüben zu dürfen:

„Certainly for a parent, the death of a child is no less than a holocaust,“sagt Sarah in einem ihrer Voice-Overs. „In the case of my son, these words are literally true.“Zugleich ein Kind groß ziehen und dadurch eine paranoid gewordene Welt retten, die aus Mangel an Zeit sich selbst in die Luft jagen möchte: „Half an hour, one bag, plus the gun. I’ll make pancakes.“ Der normale Alltag einer Nomadenfamilie, die Melancholie als Grundstimmung verbreitet.

Mit Menschlichkeit als Besorgnis um das eigene Kind hatten wir seit der Alien-Tetralogie nicht mehr zu tun. Sarah Connor (Lena Headey) tritt definitiv in Ripleys (Sigourney Weaver) Fußstapfen. An Sarahs Seite oder vielleicht eher an Johns Seite ist eine weitere Frau, ein weiblicher Terminator (mit manchmal blau aufleuchtenden Augen im Vergleich zu den roten der Männer-Terminatoren), der von John aus der Zukunft geschickt wurde, um ihn selbst zu beschützen. Eine Helferin und Konkurrentin.

Hier spielt die Serie mit dem typischen Männerfigurenproblem: Für zwei beste Männer ist kein Platz. Und für zwei beste Frauen? In der Medienwelt kommen die starken Frauen fast ausschließlich in der Zukunft vor (vgl. auch „Battlestar Galactica“). Sie sind dann uneinholbar, anders, unberechenbar – und doch vertrauenswürdig?
„Are you a new model?“ fragt John Cameron. „You seem . . . different.“
„I am different,“ antwortet sie.

Cameron (Firefly’s Summer Glau) als Teenager-Terminator mit Geheimnissen trägt ausgerechnet als nicht-emotionaler Nicht-Mensch viel zu den emotionalsten Szenen der Serie bei. Und sie ist auch an den filmisch schönsten beteiligt – ihr Tanz zwischen Licht und Schatten in der siebten Folge ist zugleich rührend und beunruhigend.Genauso beunruhigend wie die Diskussion in den US-Printmedien über Lena Headey: Sie sei im Vergleich zu der Film-Sarah (Linda Hamilton) nicht muskulös genug. Sogar Feministinnen kritisieren das Erscheinungsbild der neuen Sarah. Sie sei keine Identifikationsfigur. Sie würde keine Stärke ausstrahlen.

Da verfängt sich die feministische Kritik nicht zum ersten Mal in den eigenen Ansprüchen. Reichen Muskeln für die Heldin, um Heldin zu sein? Wir sind nicht mehr in den 80ern! Die Entscheidung, jemandem auf die Füße zu treten (ich scheue mich vor drastischeren Ausdrücken), ist eine Herzens- und nicht eine Bizeps-Angelegenheit. Oder hat man von den „The Matrix“-Filmen und ihrem Helden Neo (Keanu Reeves) nichts gelernt? Im Vergleich zu Hamilton, die meiner Meinung nach gerade klischeehaft ihre Figur bediente und mir als kreischendes, muskulöses Nebenfigur-Huhn in Erinnerung geblieben ist, eröffnet die Performance von Headey – ich wiederhole mich gern – mit Ripleys resignativer Melancholie eine mutige Auseinandersetzung mit dem Thema Menschlichkeit. Ihr Voice-Over verleiht der Serie den Touch eines Stanislaw-Lem-Hörbuchs.

Die brutalen handgreiflichen Auseinandersetzungen, die uns plötzlich aus dem melancholischen Nachdenken herausreißen, sind umso intensiver und eindrucksvoller, wenn Sarah nicht als muskelbepackte Soldatin durch die Gegend marschiert.
An den Tempovariationen muss die Serie noch arbeiten und aufpassen, dass man sich narrativ wegen des kleinen Casts und der bis jetzt minimalen Handlungsverwicklungen nicht gegen die Wand fährt.
Ich würde der Serie eine weitere Chance geben, zur vollen Entfaltung zu kommen. Wir können von einer zweiten Staffel ausgehen. Aber in der heutigen Fernsehlandschaft weiß man ja nie:
Sarah: „No one is ever safe.“