Die Zeit ist gekommen, aneinander Maß zu nehmen, und Measures bereitet als eine der letzten Episoden der Staffel deren Ende vor. Es geht nicht um Einschätzung des Gegners, sondern um Einschätzung der Situation, so dass man mit dem richtigen Partner an der je eigenen Seite in den Showdown hineingeht. Darüberhinaus liefert Measures einen weiteren Beweis für die Qualität dieser dritten Justified-Staffel. Beim Zuschauen hat man das Gefühl, dass jede Sekunde buchstäblich wie die Faust aufs Auge passt.
Oder wie das Auge auf die Bartheke, um gleich in die erste Szene der Episode einzusteigen. In dieser versucht Raylan (Timothy Olyphant), am frühen Morgen allein mit Lindsey in der Bar, ihr zu erklären … ja, was eigentlich? Schon letzte Woche haben wir die Barinhaberin als eine Frau kennen gelernt, die genauso flott mit Worten umgeht, wie Raylan mit seinem Revolver bei der Hand ist. Und sie ist genauso treffsicher, was Raylan betrifft. Da sie ihn nicht ausreden lässt, macht er dasselbe mit den zwei gerade eingetroffenen Männern aus Detroit, die nach Quarles suchen. Einer davon endet umgehend mit dem Gesicht auf Holz, während Lindsey erneut das Bild betritt und weitere Auseinandersetzungen vermeidet: „Another time“, sagt Raylan. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Nur: Hätte Raylan die beiden ausreden lassen, dann hätte er sich Einiges erspart. Denn die beiden wollen Quarles nicht unter die Arme greifen, sondern ihn an den Armen ergreifen und in die Hölle befördern. Mittlerweile ist Wynn Duffy (Jere Burns) auch mehr an seinem Nach- als an seinem Vornamen interessiert, und dieses Wortspiel leitet ironischerweise Quarles selbst ein: „You can’t have the Duffy without the Wynn.“ Wynn will gewinnen, und Quarles scheint nicht der richtige Partner zu sein, um das (Tennis-)Match zu gewinnen. (Huldigen wir doch auch einmal Duffys Hobby und nicht immer nur seinen Augenbrauen!) Jeder braucht einen Partner. Den richtigen Partner.
Auch Dickie Bennett ist auf der Suche und glaubt, in dem Drogendealer Rodney die nötige Unterstützung gefunden zu haben, um der drei Millionen Dollar habhaft zu werden. Ob es diese Summe wirklich irgendwo gibt, spielt keine Rolle: Man kann das Geld als eine Art McGuffin sehen, der alle Beteiligten in Gang setzt. Wichtiger als die Sache selbst sind ihre Auswirkungen auf die Beteiligten und ihre Handlungen. Das Geld und Quarles, die buchstäbliche Wildcard in der Geschichte, zwingen alle zu Allianzen, deren manche bis vor kurzem unvostellbar gewesen wären.
Dabei tauchen auch neue Gesichter auf. Michael Ironside in der Rolle des Hitmans aus Detroit ist immer willkommen in einer Krimi-Story, genauso wie Adam Arkin (Sons of Anarchy), der schon bei etlichen Justified-Episoden hinter der Kamera stand. Arkin spielt Sammys Vater, den Detroit-Mafiaboss Theo Tonin, der hunderttausend Dollar für einen toten Quarles und zweihunderttausend für einen lebendigen bietet. Und für Duffy würde das vermutlich noch heißen, die Geschäfte in Kentucky übernehmen zu dürfen.
Sowohl Tonin als auch Duffy, die Quarles am besten kennen, würden jedem raten, sich mit der kleineren Summe zu begnügen und auf Nummer sicher zu gehen. Aber Boyd ist keiner, der sich mit wenig zufrieden gibt. Er stellt Quarles eine Falle, nachdem dieser die Drogendealer unter Boyds (Walton Goggins) Schutz getötet und ausgenommen hat. Jetzt ist es Quarles, der nackt angekettet auf einem Bett liegt, während Duffy und Boyd über die Details verhandeln.
Dickies Verhandlungen wiederum gehen dank einer anderen Parnerschaft schief: Die beiden Marshals Tim und Rachel bringen Rodney davon ab, mit Dickie gemeinsame Sache zu machen, und beschlagnahmen außerdem das Geld, das ihm Limehouse zuschiebt – wir wissen ja, den angeblichen Rest der drei Millionen. Also bleibt Dickie nichts anderes übrig, als Errol für die Schatzsuche zu gewinnen. Der aber weiß genau, dass sie zu zweit dem sicheren Misserfolg entgegen sehen, und schlägt einen weiteren Partner vor: Boyd Crowder.
Und wo bleibt Raylan? Auch er arbeitet mit einem Partner, nämlich mit Art, der Raylan mit seiner Besorgnis um ihn angenehm überrascht und auf der Suche nach Quarles gar begleitet. Welche dieser Partnerschaften zum Erfolg führen wird, erfahren wir in den letzten zwei Episoden.
Aber es verspricht noch “lustig” zu werden – oder um Duffys Augenbrauen zu be(un)ruhigen: Es wird ein Match in fünf Sätzen…