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Castle: 47 Seconds (4×19)

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47 Sekunden, bis… die Bombe hoch geht. Eine echte – oder diejenige, die Castle vor Kate Beckett (Stana Katic) platzen zu lassen gedenkt, nämlich dass er sie liebt? Eigentlich beides, legt uns die neue Castle-Episode nahe. Nur bleibt Vieles, wie so oft, unausgesprochen. Vielleicht, weil es zu großen Schaden anrichten kann? Denn genau das passiert in 46 Seconds. Obwohl ich in Castles Geschichte bisher nur die wenigsten “ernsten” Episoden herausragend fand, scheint mir der Fall der Woche um die Bombe während einer Demonstration auf der “Boylan Plaza” durchaus gelungen.

Interessant vor allem ist die Art und Weise, wie das Team letztendlich zum Täter findet. Bei einem solchen Schock sind die Sinne der Beteiligten erst einmal wie betäubt. Alle sind traumatisiert, ihre Erinnerungen, ihre Sicht der Dinge wird von einem Trauma geprägt. Wir haben oft darüber gesprochen, dass man vollkommen objektive Aussagen eigentlich nicht machen kann. Es gibt immer einen Kontext, ein Bild, von dem wir Aussagende beeinflusst werden bzw. in dem wir uns befinden.

Der Blickwinkel – und hier meine ich das buchstäblich – ist unhintergehbar für die Aussage. Becketts Team, das zwar anfangs vom FBI verdrängt wird, aber dank Gates im Spiel bleibt, versucht die Ereignisse durch die unterschiedlichen Augenzeugen, durch ihre Aussagen zu rekonstruieren. Das führt natürlich zu unterschiedlichen Verdächtigen, aber überdies scheint jede Spur zu einer weiteren zu führen.

Erst nachdem man alle Spuren gesammelt, jeden Blickwinkel festgehalten hat, kann man das Bild zusammenpuzzeln. Dieses führt ironischerweise zu einer Aufnahme: zu einer Kamera, die die Wahrheit zeigen wollte, aber letztendlich selbst das Bild beeinflusst hat. Die vernichtende Wirkung der Bombe bringt Castle (Nathan Fillion) dazu, über verpasste Gelegenheiten zu reflektieren – und Kate dazu, kurzzeitig die Beherrschung zu verlieren.

Nach einem Gespräch mit Martha beschließt Castle, Beckett die drei Worte zu sagen, aber natürlich kommt etwas dazwischen. Denn im Kontext der Suche nach dem Bombenleger erscheinen die eigenen Gefühle nichtig… und bleiben doch so überwältigend!

Nicht nur aufgrund seiner Unterhaltung mit Alexis (Molly Quinn) spielt Nathan Fillion als Richard Castle die ganze Zeit über dieses Gefühl der Unsicherheit, des Gefangenseins zwischen persönlichem Unglück und dem Bedürfnis, etwas für andere zu tun: für eine Sache, die – wie er mehrmals wiederholt – einen Unterschied machen, Sinn ergeben soll. Was er aber aus Becketts Mund hört, als sie im Verhörraum einen Verdächtigen konfrontiert, ergibt für ihn keinen Sinn. Sie sagt, sie sei zwar auch traumatisiert, aber erinnere sich an alles.

Ein Schock für Castle, der trotzdem entscheidet, weiterzumachen – als ob nichts geschehen wäre. Aber ist das möglich? Zwischen Erinnern und Vergessen nähert sich Castle dem Finale… und vielleicht einer Entscheidung. Was denkt ihr, und wie gefiel euch die Episode?

Castle: A Dance with Death (4×18)

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Der Titel der neuen Castle-Episode klingt wie ein schlechtes Omen für ABC – vor allem für die Show Dancing With The Stars, die sich weit entfernt hat von den goldenen Quoten vergangener Zeiten. Natürlich ist Dancing With The Stars derzeit nicht absetzungsgefährdet, aber man hört den Schwanengesang bereits in voller Lautstärke… um einen Vergleich zu bemühen, den ich schon bei der neuen Supernatural-Episode benutzt habe. Spekulationen, gewiss – und trotz Anspielungen auf das Reality-Format wird in Castle relativ wenig getanzt.

Allerdings nur im wörtlichen Sinne. Mal eben nebenbei gefragt: Warum produziert AMC nicht auch eine Reality-Show mit dem Titel A Dance with The Dead? Wäre doch ein perfektes Lead-In für The Walking Dead… Genug der Spekulationen und zurück zu den Tanzeinlagen in Castle. Versteckter Natur, versteht sich: Obwohl das Ende der Staffel näher rückt, kommt die Beckett-Castle-Story noch immer nur in kleinen Trippelschritten voran. Aber nur auf den ersten Blick.

Auf den zweiten könnte man auch von kräftigem Aufstampfen inmitten eines feurigen Flamenco sprechen! Den Caskett-Fans sei von Herzen gewünscht, dass man diesem Feuer im Finale die Möglichkeit gibt, sich zu entfachen – und nicht, Cliffhanger-bedingt, zum Feuerlöscher greift. In A Dance with Death, Castle stirbt Odette, eine potentielle Teilnehmerin der Tanz-Show A Night Of Dance.

Obwohl es sich “nur” um einen Fall der Woche handelt, kann man sich wie meistens, so auch in dieser Castle-Episode darauf verlassen, dass die ABC-Serie uns Zuschauer wie ein Torero mit einem roten Tuch umtanzt und zu täuschen versucht. Denn Castle (Nathan Fillion) und Beckett (Stana Katic) scheinen nicht den Mord an der richtigen Frau zu untersuchen. Odette erweist sich als eine Faux-dette (Fringe lässt grüssen!), wie Castle anmerkt. Alexis (Molly Quinn), die wieder Lanie zur Hand geht, hilft entscheidend mit bei der Aufklärung des Falles; hoffentlich involvieren die Autoren sie nun öfters in die Fälle, anstatt sie zu Hause jungen Männern nachtrauern zu lassen.

Trauert Ryan seinen Single-Freiheiten nach? Ihn scheint der (Tanz-)Schuh zu drücken, als er feststellt, dass Frauen nicht mehr mit ihm flirten wollen, da er einen Ehering trägt. So lautet zumindest Espositos Erklärung, dem Ryan daraufhin den Ring für kurze Zeit leiht, um die Hypothese zu testen. Lustigerweise geht der Ring nicht mehr ab! Abgesehen vom Slapstick bildet die Ring-Aktion eine schöne Metapher für die Partnerschaft zwischen den beiden… und für die zwischen Castle und Beckett: Wozu neue Tanzpartner suchen, wenn man schon fündig geworden ist? Dasselbe gilt für Martha, auch wenn die “Partnerin” eine Theaterkritikerin ist, die früher selten gute Worte für Marthas Performances fand.

Um Träume zu erfüllen, braucht es weder die richtigen Tanzschuhe noch die richtige Musik – und noch weniger die Kenntnis der richtigen Schritte. Man braucht einzig und allein den richtigen Partner bzw. die richtige Partnerin…

Castle: Once Upon A Crime (4×17)

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I Know What You Did Once Upon a Time. A Crime. So können die mysteriösen Ereignisse dieser Castle-Episode zusammengefasst werden. Die b=ABC-Serie springt damit auf den Märchenzug auf, den sie mit Once Upon a Time selbst auf den Weg geschickt hat. Sowohl was die Märchen-Serie als auch was Castle betrifft, scheint man mit Volldampf Richtung Happy No End zu rasen. And They All Lived Happily Ever After… Or Not!

Im Fall der Woche scheint es jemand auf die Frauenfiguren aus Grimms Märchen abgesehen zu haben. Zuerst Rotkäppchen und kurz darauf Schneewittchen werden tot aufgefunden. Die Tatorte und die Kostüme der getöteten Frauen stellen eine nahezu perfekte Inszenierung dar; alles sieht nach einem psychopathischen angehenden Serienmörder aus, der eine traumatische Vorliebe für Märchen hegt. Aber die Sache hat einen Haken – oder besser gesagt: einen Knoten.

Das gilt nicht nur für den Grimm-Fall, sondern auch für Martas nächstes Theaterstück: eine One-Woman-Darbietung ihres eigenen Lebens als… Wonder Woman bzw. Wonder Mother. Das Drehbuch gibt für Castles Empfinden nicht alle Details korrekt wieder, vor allem, was seine Person betrifft. Da wir beim Thema Familie Castle sind, frage ich mich, ob Alexis’ Praktikum bei Lanie schon vorbei ist. Das wäre wirklich schade!

Zurück zu Hänsel und Gretel, Rick (Nathan Fillion) und Kate (Stana Katic). Sie machen sich über die Krümel her, die der Mörder hinterließ – und es sind nicht viele. Manche führen natürlich zum falschen Haus, der falschen Wohnung, in der eine alte Dame haust – zusammen mit sehr vielen creepy dolls (Esposito). Und die Zeit läuft davon, vor allem dem nächsten Opfer: Dornröschen, der dritten dreier Freundinnen, die ein schreckliches Geheimnis aus der Vergangenheit verbindet, von dem der Mörder weiß…

Es handelt sich um einen Racheakt, nicht um ein psychopathisches Spiel. Obwohl: Spiel ist es allemal. Dornröschen erweist sich als Schläfer, aber in einem ganz anderen Sinne des Wortes: Sie ist der Wolf im Schafspelz, der Grimms Märchen ihr Happy-End nehmen will – und nicht etwa ein Opfer.

Das Happy-End ist letztendlich gesichert. “Happy” dürften auch die Caskett-Fans gewesen sein, denn wie Brotkrümel streuen die Autoren kleine Augenblicke zwischen Kate und Rick, bis ihre Hand am Ende seine findet… Ein Happy-End-Versprechen?

Castle: Linchpin (4×16)

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Castle setzt genau dort wieder an, wo die Serie uns letzte Woche zurückließ: mit Beckett und Castle im Fluss. O.k., die ersten (ziemlich langen) Szenen ihres überlebenskampfs sollen bestimmt die Herzen der Caskett-Fans einen Schlag aussetzen lassen. Und das wird nicht das letzte Mal in dieser Episode sein, denn Castle und Beckett glauben zwar bei dem illusorischen Schachspiel mitzuspielen, aber im Grunde werden sie gespielt. Nicht jede Schachfigur verhält sich ihrer Bezeichnung gemäß.

Aber die gefährlichste bleibt die Königin. Castle (Nathan Fillion) und Kate (Stana Katic) bekommen den Zorn der “CIA-Königin” Sophia zu spüren und werden aus dem Spiel ausgeschlossen. Als wenig später Sophia (Jennifer Beals) Castle überraschend zu Hause besucht, erfährt er in einer Szene voll gefährlichen romantischen Prickelns, dass das Spielverbot zum Spiel gehört. Diese Tatsache ist nicht wirklich nach dem Geschmack der eifersüchtigen Kate, da sie nun weiterhin für Sophia arbeiten muss. Castle hingegen muss zugeben, wie eng die Beziehung zu Sophia eben doch war… und das in Alexis’ unvermuteter Anwesenheit!

Beckett: Sleep with whomever you want, the more the merrier! Gelungen fand ich die Szene in der CIA-Zentrale: Castle steht zwischen den zwei bewaffneten und einander ähnelnden Frauen, die einander mit Blicken abtasten, und entscheidet sich, für beide Kaffee zu holen. Das Gespräch der beiden darüber, was damals zwischen Sophia und Castle geschah, kann man als eine Art Augenzwinkern seitens der Autoren sehen, die Sophia sagen lassen: Als die Beziehung einmal sozusagen konsumiert bzw. offiziell wurde, war der große Spaß des Vorspiels verschwunden, und es blieb nicht genug übrig. Ist es das, was ihr fürchtet, liebe Autoren? Auf jeden Fall verrät uns Kates Blick, dass sie sich mit solchen Gedanken beschäftigt. Aber dafür bleibt nicht viel Zeit, denn Pandora steht über persönlichen Gefühlen.

Castle ist zwar nicht Rubicon oder Homeland, aber jedes Mal, wenn in einer Serie Bilder von Verschwörungsnetzen, von kompliziert miteinander verflochtenen Ursachen und Wirkungen auftauchen, überkommt mich Begeisterung. Aus diesem Grund wirkte das geheime Zimmer des getöteten Wissenschaftlers Timothy Carhart auf mich als gelungene Inszenierung, die Castle und Beckett verrät, was Pandora wirklich meint: den Dritten Weltkrieg.

Und der erste Dominostein ist ein kleines chinesisches Mädchen. Mag sein, dass diese Enthüllung manchen zu unspektakulär erscheint, aber sie ist insoweit perfekt, als sie Kate und Castle den Auftrag gibt, ganz einfach in erster Linie dieses Mädchen zu retten. Nur: Was keiner wusste – und auch für mich eine überraschung war -, ist die Tatsache, dass Gage Pandora stoppen und nicht starten will. Von diesem Punkt an beginnen die Maulwurf-Steine zu fallen, bis logischerweise am Ende der Episode Castle und Beckett auf ihre Knie gezwungen werden und hinter ihnen, schussbereit, Sophia steht.

Nicht nur erweist sie sich als Russin, sondern sie erwähnt Castle gegenüber, bevor sie von ihrem Nicht-Maulwurf-Kollegen erschossen wird, dass Castles Vater etwas mit der CIA zu tun hatte. Aber was? Letzten Endes kann man sagen, dass Jennifer Beals Gastauftritt in diesem Zweiteiler eine Menge gebracht und womöglich den nächsten handlungsübergreifenden Erzählstrang angestoßen hat: Wer war Castles Vater, und was geschah mit ihm? Wird es eine Verbindung zu der Geschichte um Becketts Mutter geben? Hat sich Kate Sophias Worte zu Herzen genommen? Was denkt ihr?

Castle: Pandora (4×15)

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Die berüchtigte Büchse der Pandora: allgegenwärtige Metapher dafür, dass manche Türen, einmal geöffnet, das dahinter Verborgene unwiderruflich frei setzen. Obwohl der erste Teil der Castle-Doppelepisode für Richard Castle (Nathan Fillion) in gewissem Sinne ein Zurück bedeutet – eine Rückkehr zu seiner ehemaligen Flamme Sophia Turner (Jennifer Beals), ihres Zeichens CIA-Agentin.

Diese Rückkehr jedoch erfolgt nicht freiwillig. Genauso unfreiwillig fliegt in den ersten Minuten der Episode ein Mann aus dem Fenster, der etwas später von Lanie als Opfer eines tödlichen und großflächigen Angriffs erklärt wird, wobei ein Kugelschreiber, ein Messer, eine Pistole und harte Fäuste zum Einsatz kamen. Aber nicht nur deswegen zieht Castle am Tatort die Augenbrauen hoch: Dort nämlich taucht auch Alexis (Molly Quinn) auf – als Lanies Praktikantin!

Beckett nimmt es gelassen; sie wusste anscheinend davon, ebenso wie Martha. Nun, Frauen sagen Castle oft nur das, was er hören will – entweder um ihn zu schonen oder um ihn zu betören, auch wenn er fest daran glaubt, dass es andersherum geschieht. Was aber sowohl Castle als auch Beckett verblüfft, ist der fehlende Versuch des Mörders, unterzutauchen. Es sieht so aus, als würde er auf seine Verhaftung warten! So zeigt uns die Kamera – höchst ungewöhnlich – schon in der ersten Szene das Gesicht des Täters (großartig in der Rolle: David Chisum), der seelenruhig auf sein Opfer blickt.

Auf dieselbe Art und Weise reagiert er (bzw. reagiert eben nicht), als Beckett ä Co. seine Wohnung stürmen. Sein Gesichtsausdruck gleicht höchstens dem eines Mannes, dessen Mahlzeit unterbrochen wird, was in diesem Fall sogar zutrifft. Ob das Essen beenden oder ein menschliches Leben – für Thomas Gage läuft das auf dasselbe hinaus. Ein Mann, der nicht existiert, braucht sich auch keine Sorgen zu machen, dass die Polizei ihn überführt: Wie er Beckett verkündet, wird sich bald alles, was sie haben, in Nichts auflösen.

Nun lehren uns unsere Sehgewohnheiten: Wenn ein Verdächtiger und eine Leiche verschwinden, dann ist entweder übernatürliches im Spiel oder die CIA. Hier ist Letzteres der Fall. Und damit wird es sehr unangenehm für Kate Beckett… Oftmals haben die Fans den Castle-Autoren bestätigt, wie gut Stana Katic die eifersüchtige Kate spielen kann. Wenn nun zudem die Gegenspielerin ihr großzügige Angriffsflächen bietet, dann sieht es für den Mann in der Mitte nicht gut aus!

Zunächst kommen aber sowohl Beckett als auch Castle ins Schwitzen, als die beiden am nächsten von Gage hinterlassenen Tatort entführt werden – mit Stoffbeuteln über dem Kopf. Die CIA wünscht mit ihnen zusammenzuarbeiten, um die Operation Pandora zu verhindern, die der Ex-CIA-Agent Gage in Gang setzen will. Und die CIA-Verantwortliche für den Fall ist eben Castles “Erste”. Nicht etwa seine erste Frau – nein, viel schlimmer (für Kate): Agent Sophia Turner war Castles erste Muse, die ihm bei seinen Recherchen half. Kurzzeitig, wie er beteuert. Was in Castles Zeitverständnis ein Jahr bedeutet…

Ich muss gestehen, dass mich das ganze CIA-High-Tech-Zeug weitaus weniger begeistert hat als der Dreiecksaustausch Kate / Rick / Sophia: He wanted an up close and personal look at the life of a female CIA agent, so I gave him one. Beckett: How many other women have you semi-stalked in the name of research? Wir beobachten mehrere Augenblicke, in denen Castles Gesicht den Wunsch verrät, den Stoffbeutel für eine Weile über dem Kopf behalten zu dürfen.

Die gemeinsamen Ermittlungen, in die weder Gates noch Esposito und Ryan einbezogen werden dürfen, führen zu einem ehemaligen CIA-Analytiker: einem tot geglaubten Mathematik-Professor (Timothy Carhart), der herausfinden kann, welchen Dominostein man in einem Land zu Fall bringen muss, damit das ganze Land fällt. Aber um Castle und Beckett mitzuteilen, welcher der Pandora-Dominostein ist, fehlt ihm die Zeit, denn eine Kugel beendet sein Leben – und unsere Ermittler werden samt Auto in den Fluss gedrängt. To be continued… Ich bin gespannt, wie es weiter geht! Was ist mit euch?

Castle: Blue Butterfly (4×14)

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She walks in beauty, like the night… Oft verhält es sich mit gewollt “besonderen” Episoden so, dass man als Zuschauer mit einer bestimmten Erwartungshaltung an sie herangeht bzw. die Ereignisse aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Film-Noir-Episoden bieten die Möglichkeit, entweder die Figuren in komplett ‘anderen’ Rollen zu präsentieren, wodurch ein humorvoller Aspekt entsteht – oder aber man kreiert eine nostalgisch-melancholische Atmosphäre und blickt zurück zu Zeiten großer Gefühle und… großer Geschichten.

Irgendwo tief unter der Oberfläche aus Krimi, Charme und Romantik reflektiert Castle, was oft vergessen wird, über Geschichten, über das Kreieren spannender und emotionaler Geschichten, über die Magie der Worte. Aus diesem Grund ist die Figur Richard Castle (Nathan Fillion) ein Schriftsteller, und Blue Butterfly, Castle ist in meinen Augen ‘seine’ Episode. Natürlich bekommen wir in dieser 40er-Jahre-Detektiv-Geschichte alle Figuren innerhalb der Castle-Geschichte zu sehen, aber Rick steht im Zentrum des Respekts, den die Serie Castle der Kunst des Erzählens erweist.

Und wer könnte von sich behaupten, sich nicht mindestens einmal in eine Figur aus einer spannenden Geschichte hineinversetzt zu haben? Die Worte, die Castle aus Joes Tagebuch vorliest, als mit den bekannten Figuren besetzte Bilder sichtbar zu machen, ist an sich eine gute Idee – wenn auch die eine oder andere Performance vielleicht etwas übertrieben wirkt. übrigens, da wir bei Vergangenheit sind: Wer mehr von Jon Huertas sehen will, ist bei der HBO-Mini-Serie Generation Kill gut aufgehoben!
Zurück zu Rick und Kate – oder besser gesagt, zu Joe und Vera.

Vera als Name für Kate (Stana Katic) ist ein absoluter Treffer, was man über den weißen Yeti-Pelz, den sie trägt, nicht sagen kann. Marta (Susan Sullivan) als Joes Sekretärin und Alexis (Molly Quinn) als Veras angebliche Schwester und Drahtzieherin eines Rachekomplotts boten eine sehr willkommene Abwechslung, und Mark Pellegrino ist tatsächlich der König der Nebenrollen, obwohl er hier wenig zu tun hatte.

Wie so oft in Film-Noir-Stories, so ist auch hier die Liebe ihr Kern und ihre treibende Kraft: Where have you been all my life, flüstert Joe, als er Vera zum ersten Mal sieht. Die Antwort auf diese Frage – und auch auf die zweite, was nämlich damals wirklich geschah – lautet: direkt neben dir. Ganz egal, ob auf Kate und Rick oder auf Joe und Vera bezogen, die hier sehr gelungen von Chad Everett und Ellen Geer verkörpert werden: Genau darum geht es hier. Zwar ist The Blue Butterfly eine billige Kopie, aber nicht die Geschichte von Kate und Rick.

In zwei Szenen kommt das sehr schön zum Tragen: Deren erste hat mit Castles Respekt gegenüber guten Erzählungen zu tun – als Rick aus dem Tagebuch vorliest, verzweifelt die gebannt lauschende Kate beinahe daran, nicht erfahren zu können, wie es weiter geht. Die zweite Szene… nun, sie hat zu tun mit einem möglichen Ende genau dieser Geschichte: I can’t give you anything but love, sagt Castle – und für einen Augenblick steht diese Aussage nur in dem Kontext, den die beiden, nebeneinander stehend, bilden. Gute Stories zeichnen sich dadurch aus, solche Momente möglich zu machen…

Castle: An Embarrassment of Bitches (4×13)

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Geht Castle langsam vor die Hunde, wie manch ein US-Kritiker schreibt – wenn Castle überhaupt einmal in irgendwelchen kritischen Auseinandersetzungen Beachtung findet? Die Antwort darauf lautet Nein. Noch nicht. Die Serie hat ihren Charme definitiv nicht verloren. Für diejenigen, die alles am Liebesproblem zwischen den zwei Hauptfiguren festmachen und eine Entscheidung fordern, mag sich die Sache in die Länge ziehen, aber Procedurals sind per definitionem unendliche Geschichten!

Was ich allerdings von Castle fordere, ist eine Lösung im handlungsübergreifenden Fall um Kates Mutter – und die Geburt eines neuen. Gab es nicht auch noch eine andere offene Geschichte? Mit dem Zusammenkommen von Kate (Stana Katic) und Richard (Nathan Fillion) habe ich es hingegen nicht so eilig und lechze nicht unbedingt nach einer Lösung. Im Grunde bin ich diesbezüglich wie ein Hund, den man erfolgreich mit demselben Knochen abspeisen kann. Wenn die Castle-Kate-Geschichte auf metaphorischer Ebene im Fall der Woche einen Spiegel findet und Sprachwitz und Situationskomik dabei funktionieren, dann ist alles gut.

Die neue Episode stellt mich diesbezüglich allemal zufrieden, sowohl die Handlung auf vier als auch die auf zwei Pfoten betreffend. Dieses Mal ist Hillary Burton (White Collar) der Gaststar der Woche, und ihre Darstellung des Reality-Sternchens Kay Cappuccio zählt zu den positiven Gastauftritten bei Castle. Das kann man leider nicht über Kays Chihuahua sagen, es sei denn, man steht auf Hello Kitty mit Psychose (ich entschuldige mich bei allen Chihuahua-Besitzern!).

Natürlich reflektiert die Serie Reality-TV und Sternchen-Leben etwas platt, aber darum geht es hier meiner Meinung nach nicht hauptsächlich: es sind nur Nebeneffekte anderer überlegungen, über den besten Freund des Menschen nämlich. Dabei ist es wichtig, von welcher Position aus man das Ganze betrachtet: von der eines Richard Castle, einer Kate Beckett, eines Hundetrainers, eines Hundepsychologen, eines Drogenkartells oder aber… einer versteckten Kamera. Wie man sieht, dreht sich der Fall der Woche um Hunde. Ein berühmter Hundeschau-Schiedsrichter und Hundetrainer wird ermordet aufgefunden.

Jemand hat anscheinend den Ausdruck “an der kurzen Leine halten” wörtlich genommen und die Leine ausreichend lange extrem kurz gehalten, um den Mann zu erdrosseln. Interessant fand ich nicht so sehr, wer der Mörder war, sondern die Verwicklungen um das Warum. Außerdem dürften sich die zwei, drei kleinen Szenen zwischen Alexis (Molly Quinn) und Castle und vor allem zwischen Kate und Richard für Caskett-Fans wie die warme Hundezunge an der Wange angefühlt haben! Sowohl Kate als auch Richard wollen den herren-/frauenlosen Hund… aber wir wissen, was sie wirklich wollen.

To enjoy each other, sagt Kate. Diese Aussage bezieht sich zwar auf die Beziehung zwischen Frauchen und Hund, aber Kates Blick verrät den indirekten Bezug. Letztendlich braucht Kate keinen Hund, denn sie hat ja schon seit langer Zeit einen: Castle, der ihr auf dem Fuße folgt. Und das sogar ohne Leine…

Castle: Dial M for Mayor (4×12)

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An Officer and a Gentleman in The Conversation. So kann man Dial M for Mayor, Castle bezeichnen, eine lilafarbene Castle-Episode, die so voller Filmreferenzen und Verschwörungsthriller-Versatzstücken steckt, dass wir Zuschauer zum Schluss völlig verwirrt im Dunkeln der Tiefgarage zurückbleiben. Aber das muss nichts Schlechtes heißen. In Anlehnung an den tatsächlichen Episodentitel und an Hitchcocks Schaffen scheint mir persönlich Marthas Schilderung der Handlung den passenden Titel zu liefern: The phone sex girl who knew too much!

Alles fängt romantisch an, und Castle zeigt uns, wie sehr Schnitt, Licht und Musik unsere Rezeption beeinflussen können. Was zunächst in nächtlichen Pastellfarben wie ein romantisches Beieinander auf dem Rücksitz eines Taxis aussieht, erweist sich für eine junge Frau als Fahrt auf dem Todesfluss Acheron aka Styx: Nachdem ihr Reisebegleiter ausgestiegen ist, sinkt sie regungslos zur Seite, um später tot in einem der Bürgermeisterwagen aufgefunden zu werden.

Übrigens: Für alle, die letzte Woche die Bildschirm-Absenz von Ryans Hochzeit kritisiert haben, sei gesagt, dass hier dieses Ereignis mit keinem Wort erwähnt wird und Ryan anscheinend auf Flitterwochen verzichtet. Mir ist klar, dass man alles stehen und liegen lässt, wenn es um den handlungsübergreifenden Erzählstrang um Becketts (Stana Katic) Mutter geht – aber trotzdem sind Details wichtig!

In meinen Augen sind es gerade die kleinen Details der Nebenhandlungen und Nebengeschichten, die nicht nur mitgetragen werden, sondern die Serien-Welt ihrerseits mittragen und diese Welt reicher erscheinen lassen… und damit auch die Qualität eines Procedurals beeinflussen. Nun, es gilt herauszufinden, ob sich dieses abrupte Zurücksetzen alles Anderen in der Hitze des Gefechts wirklich gelohnt hat. Ja und nein! Der Fall lenkt den Verdacht auf Bürgermeister Walden, Castles Freund, der gerade für das Amt des Gouverneurs kandidiert.

Die Tote war eine junge Literaturprofessorin, die ihr “normales” Leben aufgab, um das Leben armer Arbeiter zu studieren. Sie wollte ein Buch darüber schreiben. Unter anderem arbeitete sie in einem Sex-Call-Center, wo sie anscheinend einmal über das Telefon etwas mithörte, was sie nicht hätte hören sollen. Sie ging der Sache nach und… starb. Beckett ist ihrerseits überzeugt, dass der Bürgermeister mitschuldig ist an dem Mord, der den Tod seiner Karriere bedeuten könnte. Gates ermutigt Beckett, ihrem Job nachzugehen und die Wahrheit aufzudecken, koste es, was es wolle.

In diesem Fall aber wäre Castle der Preis für die Wahrheit: Wenn Walden geht, geht Castle mit ihm. Im Grunde war aber von vornherein klar, dass Walden nicht der Mörder, sondern ebenfalls ein Opfer ist… Liebe Produzenten: die Sache mit dem Gastdarsteller als Täter ist außer Mode gekommen! Viel interessanter erscheint mir die Frage, wer hinter dem Ganzen steht. Sind die Leute, die Walden hereingelegt haben, um angeblich Beckett zu beschützen, dieselben, die hinter dem Mord an ihrer Mutter stecken?

Klingt kompliziert – und scheint auch kompliziert zu sein. Will ein Teil der Mächtigen Beckett beschützen – und der andere Teil will sie tot sehen? Offenbar basiert die Balance auf einem gewissen Kompromiss. Oder verdankt sich diese Balance jemandem, der Beckett wirklich nahe steht? Ricks (Nathan Fillion) Treffen mit Captain Montgomerys mysteriösem Freund Mr. Smith ergibt nicht viel mehr Information als die für TV-Erzählungen übliche Schachmetapher. Mr. Smith teilt ihm mit, dass Walden bleiben sollte, damit Castle bei Beckett bleibt und sie davon abhält, dem Fall ihrer Mutter weiter nachzugehen.

Sind also die Mächtigen an Becketts Wohlbefinden interessiert, so lange sie im Fall ihrer Mutter keine Spuren verfolgt? Ich hoffe sehr, dass dieser Fall bald zu einem passenden Abschluss kommt, und bin gespannt, wie der wohl aussieht – denn die Serie hat zu lange um den heißen Brei herumgeredet, als dass sie sich weiteres Hinausschieben leisten könnte… oder?

Castle: Cuffed (4×10)

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Beinahe unbemerkt durch viele Pausen und gelegentliche Regenfälle kommt Castle zu einem Winterfinale der “verbindlichen” Art. Nicht weil man uns über das “Cliff” hängen lässt, sondern weil Cuffed, Castle genau das bietet, was Castle-Fans in meinen Augen an die ABC-Serie bindet. Das Kriegen-sich-kriegen-sich-nicht-Spielchen ist selbstverständlich das zentrale Thema der letzten Episode in diesem Jahr, aber die Sache gelingt nicht durch die Antwort darauf, ob Castle (Nathan Fillion) und Beckett (Stana Katic) zueinander finden, sondern durch das Spielen mit dem Umstand, dass sie es längst getan haben.

Nein, sie sind nicht unbemerkt in einer der vielen Pausen ein Paar geworden, ohne dass wir es mitbekommen hätten. Oft geht es bei solchen Geschichten vom Begehren darum, wie beide Seiten – im Laufe einer Zusammenarbeit zum Beispiel, oder einfach durch häufigen Kontakt miteinander – über die jeweils andere Person mehr erfahren und dieses Mehr die Person aufwertet. Darüber hinaus werden generell dramatische Situationen benutzt, die den Helden den letzten Schritt zueinander erleichtern.

Ich glaube, man kann getrost davon sprechen, dass Castle und Beckett längst über dieses Level des Spiels hinaus sind – nur: Keiner der beiden gibt es zu! Da fragt man sich natürlich, was das Spiel so am Leben erhält, dass sich der Zuschauer immer noch unterhalten fühlt? Ganz einfach: das Spiel mit dem Spiel. Solange Castle auf sich selbst, auf das eigene Thema, auf die eigenen Fans auf amüsante Art und Weise zu referieren weiß und dazu eine Prise Spannung auf Lager hat, bin ich zufrieden. Cuffed, Castle also verschwendet keine Zeit mit Herumtigern – das kommt später – und wirft sich auf… eine Matratze.

Dort liegen Castle und Beckett, beide mit einem Lächeln im Gesicht und beinahe aneinander geschmiegt. Der Bruch in der Soundtrack-Melodie reißt uns jedoch rasch aus dem verträumten Zustand – und Beckett aus dem Schlaf. Aber der Versuch, vom Bett bzw. der Matratze zu springen, kann nicht gelingen, denn sie ist an Castle angekettet! Nein, nicht metaphorisch, sondern wirklich! Oder doch metaphorisch? Oder beides?

Die Caskett-Fans haben Castle und Beckett in Tausenden von Foreneinträgen und auf anderen Meinungsplattformen längst fest aneinander gekettet, so dass es kein Entkommen gibt. Also gilt es, das Beste daraus zu machen. Während die beiden zu rekonstruieren versuchen, wie sie in diesen dunklen Keller und in die Handschellen geraten konnten, durchziehen ihre Suche nach einem Ausweg kleine verbale und physische Spielchen – kontextbezogene und außerhalb dieses spezifischen Kontexts wirkende.

Auf dem Revier, wo man langsam unruhig wird ob des Verschwindens von Castle und Beckett, verläuft der metaphorische Bild-Wort-Austausch ähnlich gelungen. Ryan holt sich Espositos Rat bezüglich der kommenden Feiertage mit der Familie und seiner Verlobten; Esposito teilt ihm mit, alles sei ein relationship test. Nachdenklich nimmt Ryan das Holzstäbchen, das Esposito gerade abgeleckt hat, und rührt in seinem Kaffee. Dieser Beziehungstest ist längst bestanden! Aber Lanie und Esposito – das ist ganz andere Geschichte. Oder doch die gleiche?

Eine Beziehung, die sich im Kreis dreht. Das sagt zwar Esposito über Ryan und Jenny, aber es betrifft genauso seine eigene Beziehung mit Lanie. Kate erklärt Castle Lanies und Espositos Problem: Sie wollen zusammen sein, aber keiner will es zugeben. Keiner will der erste sein. Auf wen bezieht sich das Ganze eigentlich? Von Espositos Worten wird direkt auf Kate und Rick geschnitten.

Wir sehen sie aus der übersicht, wie sie im Kreis gehen – sich im Kreis drehen, besser gesagt. Dann spricht Castle Becketts Drang an, immer zu führen, immer die erste zu sein, immer als erste die Tür zu öffnen. Nun, vielleicht im beruflichen Leben… aber im privaten? Dort scheut sie davor zurück, die Katze aus dem Sack zu lassen. Cuffed, Castle aber nimmt diese Redewendung wörtlich: Während Castle die Geschichte von Saw (Beckett soll ihre Hand abschneiden, weil kleiner!) bis zum Menschenhandel zu entziffern versucht, lassen beide unfreiwillig die Katze aus dem… Nebenraum.

Beide glauben, dass dort noch jemand festgehalten wird, und brechen ein Loch in die Wand – nur um festzustellen, dass der Jemand ein hungriger und ungeduldiger Tiger ist. Genauso wie die Fans um Castles und Becketts Liebesgeschichte kreisen, geht die Wildkatze im Kreis um die beiden herum und versucht, sie von der Gefriertruhe herunterzuholen. Die Verbrecherfamilie, der Castle und Beckett unbewusst auf die Schliche gekommen sind, handelt nicht mit Menschen, sondern mit geschützten Tierarten.

Dank Gates Entschlossenheit und Espositos und Ryans Einsatz können Castle und Beckett gerettet werden. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Nathan Fillion zum Abschluss Eye of the Tiger zum Besten gibt, wie Jensen Ackles in Supernatural damals… aber mit Becketts The next time we are cuffed together all night, let’s do it without the tiger kann man bis Januar auch leben, oder?

Castle: Kill Shot (4×09)

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Blaue Stille. Die Mündung eines Gewehrlaufs. Die Kamera gleitet wie auf einer eisigen Oberfläche die Waffe entlang bis zum Finger am Abzug. Nach einer Sekunde Stillstand wird abgedrückt. Den Schuss hört man nicht wirklich. Nur der dumpfe Verdacht breitet sich aus, dass die Kugel ihr Ziel nicht verfehlt hat. Wer, wo, warum?

ABCs Castle hat bis zu den Sweep-Wochen gewartet, um abzudrücken und die Lawine loszutreten, die man uns seit dem Finale der dritten Staffel fast hat vergessen lassen. Je länger unterdrückt, desto heftiger kommt das Unterdrückte zurück!

Für manche Zuschauer mag es übertrieben gewirkt haben, wie plötzlich alles mit Kate geschieht und wie schnell sie wieder auf die Beine kommt. Aber hinsichtlich der Vergessenheit, in die ihre Erfahrung – natürlich mit Absicht der Autoren! – geriet, lässt sich durchaus wirkungsvoll das Wort sniper benutzen: um das schmerzvolle Chaos zu entschlüsseln, das über Kate (Stana Katic mit hervorragender Leistung!) hereinbricht.

Ab dem Fallen des ersten Schusses und des Wortes sniper interessierte es mich eigentlich nicht mehr, ob eine Person so getriggert werden kann oder nicht und ob man das nachweisen kann. Es geht um die emotionale Wirkung und die Spannung, die hier erreicht werden.
Als Castle-Zuschauer ist man mit dem Herzen mehr als mit dem Kopf und der Logik dabei. Und Kill Shot, Castle gelingt ein Treffer direkt ins Herz, so wie in den ersten Sekunden der Episode eine junge Frau wie aus dem Nichts niedergeschossen wird: von einem Scharfschützen, direkt ins Herz. Es folgen weitere Opfer.

Die Stadt gerät in Panik ob der angeblichen Wahllosigkeit des Schützen: Jede/r kann das nächste Opfer sein. Und Opfer brauchen Hilfe, vor allem die Hilfe anderer, nahe stehender Menschen. Dafür aber muss man diese Anderen helfen lassen…

Kate Beckett freilich sieht sich zunächst nicht in der Rolle des Opfers und stürzt sich in den Fall hinein, was dazu führt, dass die dünnen Wände plötzlich einstürzen, die sie nach dem traumatischen, fast tödlichen Schuss umgaben. Die Welt entgleist. Visuell und vor allem auditiv werden wir buchstäblich in Kate Becketts Haut gezwungen, hineingeworfen – ohne Vorwarnung und ohne Fluchtmöglichkeit.

Als Zuschauer fühlt man sich beinahe hilflos, als wolle man sich selbst die Ohren zuhalten, während man mit den Augen nach einem Ausweg aus den schnell wechselnden chaotischen Bildern sucht; aber das Einzige, was man hört, ist ein dumpfes Klicken, und was man sieht, ist Leere. Kate Beckett scheint wie eine leere Hülse zu fallen, die sich nicht auffangen lässt. Es ist natürlich ein beliebtes dramaturgisches Mittel in Procedurals, den Fall der Woche zu benutzen, um persönliche, emotionale Reaktionen bei einer Figur auszulösen. Mir geht es aber hier um den Effekt, der damit erzielt wird – und nicht so sehr darum, ob die Idee neuartig, originell etc. ist.

Abgesehen von Stana Katics Performance machen die Autoren hier zwei Dinge richtig: nämlich Castle mehr oder weniger in die Rolle des aktiven Beobachters zu manövrieren – und statt dessen Nebenfiguren einzusetzen. Da die Beziehung zwischen Castle und Beckett vermutlich das Wichtigste ist, was Beckett zu einem Schritt nach vorne verhelfen könnte, stellt man sie hier bewusst nicht heraus und verzichtet damit auf dramatische Effekthascherei. Nicht Castle (Nathan Fillion) – zumindest nicht direkt -, sondern Esposito ist derjenige, der Kate mit ihrem Trauma manchmal gnadenlos konfrontiert.

Das passt sehr gut zum Scharfschützen-Fall und zu Espositos (Jon Huertas) Hintergrund. Auch Kates Psychiater ist bereit, ihr zu helfen, aber will Kate das zulassen? Auch wenn mir die Papiermännchen am Tatort als Hinweis auf den nächsten etwas übertrieben und unlogisch scheinen bezüglich der Person, die Jagd auf Unschuldige macht, erzielen sie ihre Wirkung, so wie beispielsweise auch die gleichzeitig klingelnden Telefone auf dem Polizeirevier.

Durch Castles Rückzug von der vordersten Front, wo Beckett und Esposito Posto bezogen haben, und durch seine Erklärung zu den Papiermännchen (dank Alexis’ Hinweis) erreicht man beinahe unauffällig, dass Castle mit Gates zusammen arbeitet und sie seine Mitarbeit akzeptiert.

Am Ende schafft es die Episode sogar wieder einmal, die Lösung des Falls auf Kate und Richard gemeinsam zurückzuführen: Er findet den psychischen Grund für die Taten, das Warum – und sie das Wie, den physischen Hinweis auf den Täter. Und schon wieder steht Kate nicht in ihren Gedanken, nicht in ihren Erinnerungen, sondern in der Gegenwart vor einer Gewehrmündung.

Sie versucht dem Schützen diesen Schuss auszureden, aber scheitert – eine weitere gute Entscheidung! Manche Menschen wollen die Hilfe nicht annehmen, die ihnen angeboten wird. Im letzten Moment wird der Mann von Esposito erschossen. Und Kate entscheidet sich, ihren Finger von dem Abzug zurückzuziehen, an dem er bereits lange Jahre zu liegen schien – seit dem Tod ihrer Mutter. Kann sie das wirklich tun? Wer wird diese Kate Beckett sein, die nicht auf ein Ziel fixiert ist und ihre ganze Energie darein investiert?