47 Sekunden, bis… die Bombe hoch geht. Eine echte – oder diejenige, die Castle vor Kate Beckett (Stana Katic) platzen zu lassen gedenkt, nämlich dass er sie liebt? Eigentlich beides, legt uns die neue Castle-Episode nahe. Nur bleibt Vieles, wie so oft, unausgesprochen. Vielleicht, weil es zu großen Schaden anrichten kann? Denn genau das passiert in 46 Seconds. Obwohl ich in Castles Geschichte bisher nur die wenigsten “ernsten” Episoden herausragend fand, scheint mir der Fall der Woche um die Bombe während einer Demonstration auf der “Boylan Plaza” durchaus gelungen.
Interessant vor allem ist die Art und Weise, wie das Team letztendlich zum Täter findet. Bei einem solchen Schock sind die Sinne der Beteiligten erst einmal wie betäubt. Alle sind traumatisiert, ihre Erinnerungen, ihre Sicht der Dinge wird von einem Trauma geprägt. Wir haben oft darüber gesprochen, dass man vollkommen objektive Aussagen eigentlich nicht machen kann. Es gibt immer einen Kontext, ein Bild, von dem wir Aussagende beeinflusst werden bzw. in dem wir uns befinden.
Der Blickwinkel – und hier meine ich das buchstäblich – ist unhintergehbar für die Aussage. Becketts Team, das zwar anfangs vom FBI verdrängt wird, aber dank Gates im Spiel bleibt, versucht die Ereignisse durch die unterschiedlichen Augenzeugen, durch ihre Aussagen zu rekonstruieren. Das führt natürlich zu unterschiedlichen Verdächtigen, aber überdies scheint jede Spur zu einer weiteren zu führen.
Erst nachdem man alle Spuren gesammelt, jeden Blickwinkel festgehalten hat, kann man das Bild zusammenpuzzeln. Dieses führt ironischerweise zu einer Aufnahme: zu einer Kamera, die die Wahrheit zeigen wollte, aber letztendlich selbst das Bild beeinflusst hat. Die vernichtende Wirkung der Bombe bringt Castle (Nathan Fillion) dazu, über verpasste Gelegenheiten zu reflektieren – und Kate dazu, kurzzeitig die Beherrschung zu verlieren.
Nach einem Gespräch mit Martha beschließt Castle, Beckett die drei Worte zu sagen, aber natürlich kommt etwas dazwischen. Denn im Kontext der Suche nach dem Bombenleger erscheinen die eigenen Gefühle nichtig… und bleiben doch so überwältigend!
Nicht nur aufgrund seiner Unterhaltung mit Alexis (Molly Quinn) spielt Nathan Fillion als Richard Castle die ganze Zeit über dieses Gefühl der Unsicherheit, des Gefangenseins zwischen persönlichem Unglück und dem Bedürfnis, etwas für andere zu tun: für eine Sache, die – wie er mehrmals wiederholt – einen Unterschied machen, Sinn ergeben soll. Was er aber aus Becketts Mund hört, als sie im Verhörraum einen Verdächtigen konfrontiert, ergibt für ihn keinen Sinn. Sie sagt, sie sei zwar auch traumatisiert, aber erinnere sich an alles.
Ein Schock für Castle, der trotzdem entscheidet, weiterzumachen – als ob nichts geschehen wäre. Aber ist das möglich? Zwischen Erinnern und Vergessen nähert sich Castle dem Finale… und vielleicht einer Entscheidung. Was denkt ihr, und wie gefiel euch die Episode?